# taz.de -- Hamburger Demo gegen Corona-Maßnahmen: Zunehmende Radikalisierung
> Am Samstag soll es in Hamburg eine Demonstration gegen Corona-Maßnahmen
> geben. Auf der dazugehörigen Facebook-Seite wird über Gewalt diskutiert.
IMG Bild: Rechtsextrem durchsetzt: Die Berliner Corona-Demonstration am 1. August 2020
Hamburg taz | „Querdenken 40“ hat für Samstag zu einer Demo in Hamburg
gegen Maskenpflicht und Abstandsregelungen aufgerufen. Unter dem Motto
„Friedensdemo für die Freiheit“ will der Ableger von „Querdenken 71“ aus
Stuttgart (die Zahlen leiten sich von der Vorwahl der jeweiligen Region ab)
auf dem Jungfernstieg protestieren.
„Wir sind eine friedliche Bewegung“, schreibt das Netzwerk um Selina
Fullert, die die Demo initiiert hat, auf ihrer Webseite. Noch, darf ergänzt
werden. Auf ihrer Facebook-Seite wird bereits diskutiert, dass der
gewaltfreie Protest unzureichend sei. Da wird beispielsweise wenige Tage
nach dem Schulstart in Hamburg gefragt, wer bereit sei, die Schulbehörde im
Mundsburg Center zu besetzen und Masken zu verbrennen.
Seit in Berlin am 1. August Tausende gegen die Coronamaßnahmen auf die
Straßen gegangen sind, habe sich nicht nur der Tonfall verschärft, auch die
Aktionsideen seien radikaler geworden, sagt Kim Uhrig vom Hamburger Bündnis
gegen Rechts. Die Berliner Demo brachte Verschwörungsapologet*innen und
Veganer*innen zusammen, Reichsbürger*innen und Impfgegner*innen,
AfD-Anhänger*innen und Grünenwähler*innen, Rechtsextremist*innen und
Waldorfanhänger*innen. In den Sozialen Medien hält sich die Behauptung,
Polizei und Medien hätten die Teilnehmer*innenzahl bewusst niedrig mit
20.000 Demonstrant*innen angeben – dabei seien tatsächlich 1,3 Millionen
Menschen auf die Straße gegangen.
„Nach der Großdemonstration in Berlin fühlen sich die rechtsoffenen
Corona-Leugner*innen in ihrem Glauben bestärkt und beschwören zum Teil
einen Bürgerkrieg“, sagt Uhrig. Auch die Unterstützer*innen von „Querdenken
40“ gehören dazu.
## Verschwörungsideologische Proteste
So heißt es auf deren Facebook-Seite, die Repressionen wegen
Maskenverweigerung werden bei einem zweiten Lockdown steigen, die „bewusste
Verarmung der Bevölkerung durch mangelnde Finanzzuschüsse“ werde folgen und
ein „gewaltsamer Bürgerkrieg in einigen Regionen“, der durch die Exekutive
nicht mehr kontrolliert werden könne, sei denkbar. Zu einer Meldung in der
Zeitung Die Welt über „Bombendrohungen gegen Gesundheitsämter in mehreren
Bundesländern“wird angemerkt: „Während einige meditieren, nette Liedchen
singen gibt es (...) Aktivisten, die etwas konkretes tun.“
Die Unterstützer*innen der Anti-Corona-Gruppierung „Querdenken 40“
diskutieren via Facebook auch darüber, wie die Kundgebung in Hamburg „etwas
provokanter“ und „rabiater“ gestaltet werden könne, „um sich bei der
Gegenseite auch mal Respekt zu verschaffen und (zu) vermitteln 'Euren
Feierabend bestimmen wir!’“
Seit Mai 2020 begleitet das Bündnis gegen Rechts die
verschwörungsideologischen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in Hamburg
kritisch, da dort Verschwörungsmythen und extrem rechte Inhalte geteilt
sowie die gesundheitliche Gefahr von Covid-19 verharmlost würden. Kim Uhrig
betont, dass diese „aktuelle Radikalisierung“ ernst genommen werden müsse
und nicht der „legitime Gegenprotest“ kriminalisiert werden dürfe.
13 Aug 2020
## AUTOREN
DIR Andreas Speit
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