# taz.de -- Türkisch-griechischer Streit: Mittel zum Krieg
> Griechenland, die Türkei und Zypern streiten um Gasvorkommen im
> Mittelmeer. Dabei braucht diese niemand wirklich.
IMG Bild: Französische und griechische Militärschiffe bei einer Übung im Mittelmeer
Wenn die Zeiten schlecht aussehen, dann träumt es sich besonders schön von
Reichtum, Wohlstand und Macht. Im östlichen Mittelmeer verwandeln sich
solche Träume gerade in Albträume. Scheinbar geht es um Gas, das unter dem
Meeresboden schlummert. Das Versprechen auf einen daraus folgenden
Geldsegen lässt gleichermaßen Griechen, Türken, Zyprioten und weitere
Anrainer hoffen. Ob es jemals eingelöst werden kann, wissen nur die Götter.
Die Träume sind es, die in der jüngsten [1][Eskalation am Mittelmeer] zum
Vehikel machtpolitischer Avancen geworden sind, mit denen die Türkei ihren
Einfluss vergrößern will. 200 Seemeilen ins Meer hinaus reicht die
„ausschließliche Wirtschaftszone“, in der nach dem Seerechtsabkommen der
Vereinten Nationen das jeweilige Land Bodenschätze fördern darf. Fast 170
Staaten haben diesen Vertrag unterzeichnet, darunter Griechenland und
Zypern. Die Türkei nicht. Die Regierung in Ankara meint stattdessen, aus
der Länge ihrer Küste Ansprüche ableiten zu können. Diese Auffassung hat
die Türkei ziemlich exklusiv. Sie bedeutet, dass die anderen
Anrainerstaaten beim Run ums Gas fast leer ausgehen würden.
Doch eine Rechtsauffassung ist das eine, ihre Durchsetzung eine andere
Frage. Die Türkei hat neben Forschungs- auch [2][Kriegsschiffe entsandt],
um ihre Ansprüche zu verdeutlichen. Griechenland mobilisiert seinerseits
Teile der Marine. Nationalismus greift um sich. Frankreich kündigt an,
Griechenland und Zypern zu unterstützen.
Kein Mensch benötigt derzeit Gas vom Mittelmeer. Es ist unklar, ob sich
dessen Förderung jemals rentiert. Es existiert kein Grund dafür,
ausgerechnet jetzt nach dem Gas zu suchen. [3][Ankaras Eskalationskurs]
soll offenbar nur von den schweren Wirtschafts- und Finanzproblemen im
eigenen Land ablenken, unter denen die Bevölkerung leidet. Aber es hat
schon geringere Gründe dafür gegeben, dass Länder in einen Krieg
geschlittert sind, den sich eigentlich niemand gewünscht hatte. Die
EU-Außenminister sind dringend gefordert, für eine Deeskalation zu sorgen.
13 Aug 2020
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## AUTOREN
DIR Klaus Hillenbrand
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