# taz.de -- Soziale Ungleichheit und Corona: Ungute Erinnerungen
> Haben Kulturschaffende für Krisenzeiten einfach den falschen Beruf
> gewählt? Die Ungleichverteilung von Coronahilfen führt zur
> Entsolidarisierung.
IMG Bild: Bekommen wenig Unterstützung: Kulturschaffende demonstrieren für Coronahilfen in Berlin
Dass die Sozialfront wegen Corona unübersichtlich geworden ist, ließ sich
kürzlich in Berlin beobachten. Freiberufliche KünstlerInnen hatten zur Demo
aufgerufen, sie forderten ein „Existenzgeld“ für die Freiberufler, ähnlich
dem Kurzarbeitergeld für Angestellte. Die freiberuflich Kulturschaffenden
seien nicht berücksichtigt worden in den Rettungspaketen der
Bundesregierung, hieß es.
In den sozialen Netzwerken folgten hämische Kommentare: Die KünstlerInnen
sollten sich halt einen richtigen Beruf suchen. Überhaupt gebe es ja Hartz
IV und wie die Demonstrierenden dazu kämen, sich für was Besseres zu halten
als andere Arbeitslose. Man hatte den Eindruck, dass Schwache auf Schwache
dreinschlagen und das ist immer ein beklemmender Anblick.
Das Opfer-Ranking in der Pandemie folgt nicht den alten Mustern von
Gewinnern und Verlierern. Während Beschäftigte im Lebensmittelhandel nicht
auf Kurzarbeit gehen, sah und sieht es bei Personal in der Gastronomie
anders aus. MusikerInnen, freiberufliche DozentInnen, ReiseleiterInnen: Die
menschennahe Dienstleistung, erst recht im Kulturbereich, ist zerschlagen.
Damit werden die materiellen Folgen von Corona individualisiert. Das erlebt
jede, die Leute kennt, die ein paar zehntausend Euro durch weggebrochene
Aufträge verloren haben, während andere unbeschadet durch die Krise gehen,
abgesichert durch Festanstellung und die Möglichkeit zum Homeoffice.
## Folgen der Entsolidarisierung
[1][Die Ungleichverteilung] führt zur Entsolidarisierung, und welche Folgen
das im Wahlkampf 2021 haben wird, wenn die Wirtschaft coronabedingt weiter
unter Druck steht und der Spielraum eng wird, das ist die Frage. Mit
welchen Programmen wenden sich die Parteien an welche Gruppen?
Ungute Erinnerungen werden wach an die [2][90er und nuller Jahre,] als die
Wirtschaft schwächelte und das Wohl der Unternehmen ganz oben stand und
alles rechtfertigte, den Angriff auf die Gesundheitsleistungen, auf die
Renten, auf die Arbeitslosenunterstützung, dann die Sparpakete. Dem muss
man vorbauen.
14 Aug 2020
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DIR Barbara Dribbusch
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