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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Endlich ein bisschen Kultur
       
       > Zweifelhafte Corona-Parties sind nicht mehr das einzig mögliche
       > „Vergnügen“: Auch in Theatern und Museen geht langsam wieder was.
       
   IMG Bild: Dümmer geht nimmer: Teilnehmer der „Freedom-Parade“ gegen Corona-Maßnahmen am 15. August
       
       Liebe Leute, das geht so nicht. Woche für Woche häufen sich die Meldungen
       von Freiluft-Corona-Parties. Neuer Hotspot am vergangenen Wochenende:
       Fußballkneipen in Mitte, wo offenbar in der Nacht zu Freitag größere
       Menschenansammlungen ohne Beachtung des Mindestabstands und zumeist bar
       jeden Mund-Nasen-Schutzes das 8:2 von Bayern gefeiert haben. Das gab
       natürlich eine Steilvorlage für Mitte-Sherriff Stephan von Dassel (grüner
       Bürgermeister), der [1][auf Twitter laut über ein Öffnungsverbot für die
       nächsten Champions-Leage-Spieltage nachgedacht hat,] nachdem er vorige
       Woche schon nicht mit seiner Idee für ein Verbot von Alkoholverkauf durch
       Späties durchgekommen war.
       
       Aber auch anderen stinkt es, dass offenbar immer mehr Menschen meinen, auf
       den Gesundheitsschutz für sich und andere pfeifen zu können und ihr
       vermeintliches „Recht auf Party“ an erste Stelle setzen. Ab dieser Woche
       sollen 240 zusätzliche MitarbeiterInnen der Ordnungsämter, die sonst
       Knöllchen verteilen, auf Corona-Streife gehen. Zudem kündigte der
       Noch-Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Sonntag in der
       Zeitung mit den Großbuchstaben an, künftig strenger gegenüber
       Corona-Leugnern zu sein: „Demonstrationen werden wir schneller unterbinden,
       wenn das Maskengebot nicht beachtet wird“, versprach er mit Blick auf die
       „Millionen“ Reichsbürger, die jeden Samstag für ihre ganz persönliche
       Definition der Freiheit im Einsatz sind.
       
       Dabei ist es ja nicht so, dass kulturell gar nichts geht in der Stadt. Auch
       wenn Indoor-Konzerte, Parties und zusammen Drogen nehmen auf Club-Toiletten
       auf absehbare Zeit wohl eine Wunschvorstellung bleiben: nach den
       Freiluft-Kinos geht es auch in den Museen und Theatern langsam wieder los.
       Am Montag hat zum Beispiel der viel gelobte Film „Die obskuren Geschichten
       eines Zugreisenden“ um 20 Uhr im Kino Hackesche Höfe Premiere, Regisseur
       Aritz Moreno soll auch kommen.
       
       Am Donnerstag beginnen die UFA-Filmnächte, wo in diesem Jahr drei
       Stummfilmklassiker online gezeigt werden, und nicht wie sonst auf der
       Berliner Museumsinsel. Es beginnt an diesem Abend mit „Frau im Mond“ (1929)
       von Fritz Lang, musikalisch untermalt vom Techno-DJ Jeff Mills. Freitag
       folgt „Menschen am Sonntag“ (1929/1930) von Robert Siodmak, zu dem DJ
       Raphaël Marionneau die Musik beisteuert. Am Samstag „Die Abenteuer des
       Prinzen Achmed“ (1926) von Lotte Reiniger, zu dem die Stummfilm-Vertoner
       vom Trioglyzerin auftreten. Alle Filme werden live gestreamt und sollen 24
       Stunden lang online kostenfrei verfügbar sein. Infos:
       [2][http://www.ufa-filmnaechte.de/]
       
       Ebenfalls am Donnertag betritt Sasha Waltz wieder die Bühne des
       Radialsystems, ihr neues Projekt heißt „Dialoge 2020 – Relevante Systeme“.
       Der Abend beginnt mit Tanzsoli zum Thema Diskriminierung und
       Black-Lives-Matter, wie die Veranstalter auf ihrer Webseite verraten. Das
       Ganze findet drinnen und daußen statt, Gastro gibt es keine und es muss
       überall Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Infos:
       [3][https://radialsystem.de]
       
       Am Freitag beginnt die diesjährige Ausgabe von „Tanz im August“,
       coronabedingt als Onlineveranstaltung und mit „Arbeiten im öffentlichen
       Raum“ – etwa auf den Wiesen vor dem HAU2. Mehr dazu:
       [4][https://www.tanzimaugust.de/]
       
       Am Sonntag schließlich eröffnet das Jüdische Museum seine seit 14. März
       geschlossenen Pforten mit der neuen Dauerausstellung „Jüdische Geschichte
       und Gegenwart in Deutschland“. Auf 3.500 Quadratmetern erzählt sie jüdische
       Geschichte in Deutschland, vom Mittelalter bis in die Gegenwart „mit neuen
       Schwerpunkten und neuer Szenografie“, laut Ankündigung. Tickets gibt es nur
       online unter [5][https://www.jmberlin.de/dauerausstellung.]
       
       Eine schöne Woche, und: Bleiben Sie gesund!
       
       17 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/DasselVon/status/1294408580595167232
   DIR [2] http://www.ufa-filmnaechte.de/
   DIR [3] https://radialsystem.de/programme/62546/222855/
   DIR [4] https://www.tanzimaugust.de/
   DIR [5] https://www.jmberlin.de/dauerausstellung
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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