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       # taz.de -- Denkmalgeschützte Bahnbrücke: Abriss wäre abwendbar
       
       > Statt eines Abrisses könnte die Sternbrücke in Hamburg auch saniert
       > werden, sagt ein Gutachten. Doch SPD und Grüne wollen am Neubau
       > festhalten.
       
   IMG Bild: Könnte bald abgerissen werden: Die eigentlich denkmalgeschützte Sternbrücke
       
       Hamburg taz | Das Gutachten ist schon drei Jahre alt, wurde jedoch erst
       jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Im Auftrag der Hamburger
       Kulturbehörde hatte ein Ingenieurbüro statische Berechnungen zur
       Sternbrücke überprüft, die die Deutsche Bahn als Gründe für einen Abriss
       anführte. Darin widersprechen die Ingenieure [1][der Notwendigkeit eines
       Abrisses]. „Die vorgelegten Untersuchungen liefern keine überzeugende
       Begründung für den beantragten Abriss“, heißt es in dem Gutachten.
       Stattdessen könne die Brücke auch saniert werden.
       
       Bislang betonten Bahn und die Stadt stets, dass ein Neubau wegen des Alters
       der Brücke und des sich erhöhenden Schienenverkehrsaufkommens zwingend sei.
       Das Berliner Ingenieurbüro Lorenz & Co. jedoch hält eine Sanierung für
       möglich, mit der die 1925 eingeweihte Brücke auch bei der aktuell
       prognostizierten Weiternutzung ausreichend tragsicher sei. Eine
       Restnutzungsdauer von rund 50 Jahren hält das Ingenieurbüro für möglich.
       
       Eine zentrale Sanierungsmaßnahme wäre demnach bei den Kontergewichten
       nötig. Diese halten die langen Durchlaufträger der Brücke und verhindern,
       dass die Träger bei einer hohen Belastung durchdrücken. Unmöglich wäre eine
       Sanierung nicht: Bereits Anfang der 1980er wurden diese Kontergewichte, die
       sich neben den Clubs in den Kasematten befinden, schon einmal erneuert. „Es
       ist nicht erkennbar, warum das heute nicht neuerlich geschehen könnte“,
       schreiben die Ingenieure in ihrem Gutachten.
       
       Das fragt sich auch Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des
       Denkmalvereins Hamburg. Dass eine Sanierung bislang in den Planungen zur
       Zukunft der Sternbrücke konsequent ausgeschlossen wurde, versteht sie
       nicht. „Das Gutachten zeigt, dass die denkmalgeschützte Brücke nicht nur
       erhaltungswürdig, sondern auch erhaltungsfähig ist“, sagt Sassenscheidt.
       
       ## Rot-Grün hält Abriss für unumgänglich
       
       Sven Bardua, Autor des „Hamburger Ingenieurbauführers“, setzt sich
       ebenfalls für den Erhalt der Brücke ein. Er hält eine Sanierung zudem für
       wirtschaftlicher. „Die Kosten einer Sanierung dürften wesentlich billiger
       sein als ein Abriss samt Neubau.“ Immerhin stehen für einen Abriss mit
       Neubau bislang Kosten von rund 125 Millionen Euro im Raum.
       
       Öffentlich wurde das Gutachten erst vor wenigen Tagen, nachdem die
       Linkspartei mit einer parlamentarischen Anfrage darauf drängte. „Warum das
       Gutachten erst jetzt öffentlich gestellt wurde, ist fraglich“, sagt
       Sassenscheidt. Seitens der Stadt heißt es, dass Gutachten üblicherweise
       nicht während eines laufenden Verfahrens öffentlich gemacht würden.
       
       Klar ist jedenfalls, dass Bahn und Stadt in der Zwischenzeit einen Abriss
       weiter forciert haben. Nicht nur von der Bahn, auch von Rot-Grün hieß es
       bislang stets, dass ein Abriss unumgänglich sei. Erst nachdem die Bahn
       einen ersten Entwurf zum Neubau präsentiert hatte, [2][reagierten die
       Koalitionäre auf die darauffolgende Empörungswelle]. Weil der Entwurf viel
       zu massiv sei und das Stadtbild zerstöre, solle ein neuer Entwurf her.
       
       Doch auch angesichts des Gutachtens rücken SPD und Grüne bislang nicht von
       einem Neubau ab. „Wir brauchen eine nachhaltige, verantwortungsvolle Lösung
       und kein Flickwerk“, sagt Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer
       Sprecher der SPD. Das sieht auch Gerrit Fuß von den Grünen so: „Durch einen
       Brückenneubau ergibt sich die Chance, nicht nur den Verkehr unterhalb der
       Brücke [3][für den Rad- und Fußverkehr übersichtlicher zu gestalten],
       sondern auch dem Bedarf nach Lärmschutz nachzukommen.“
       
       17 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vertraege-fuer-Hamburger-Clubs-verlaengert/!5605827&s=sternbr%C3%BCcke/
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