URI: 
       # taz.de -- Neue Nahost-Vereinbarung mit Israel: Kein Grund zum Feiern
       
       > Der Friedensdeal zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten
       > wird überwiegend gefeiert. Dabei beseitigt er keinen einzigen Konflikt.
       
   IMG Bild: Netanjahu kann auch ohne Zugeständnisse an die Palästinenser mit den Golfstaaten kooperieren
       
       Im Jahr 2002 nahm die Arabische Liga einen Plan an, der ein Angebot von
       historischer Tragweite enthielt: Einem Ende der israelischen Besatzung
       palästinensischen Landes sollte ein umfassender Friedensschluss und eine
       Normalisierung mit allen Staaten der Arabischen Liga folgen. Israelischer
       Premierminister damals: Ariel Scharon. Sein Interesse an diesem
       Friedensangebot: null. Auch der seit 2009 amtierende Netanjahu lehnte die
       Initiative stets ab, denn er wusste: Mit den Golfmonarchien, die wie Israel
       daran interessiert sind, den Einfluss Irans sowie der Muslimbruderschaft
       einzudämmen, kann er auch ohne Zugeständnisse kooperieren.
       
       Dass der kürzliche „Friedensschluss“, der dieses strategische Bündnis
       formalisiert, von Trump per Twitter verkündet wurde, ist kein Zufall: Passt
       es doch ausgezeichnet in seine Politik „maximalen Drucks“ gegen den Iran
       und seine regionalen Verbündeten. Während sich die Emirate brüsten, eine
       [1][israelische Annexion] von Teilen des Westjordanlands verhindert zu
       haben, spielt Israels Besatzung und Netanjahus aggressive Siedlungspolitik
       keine Rolle. Seine Ablehnung der [2][Zweistaatenlösung] wird belohnt, die
       arabische Friedensinitiative von 2002 ist endgültig Geschichte.
       
       Dass dieses durchsichtige Manöver auch von der deutschen Außenpolitik als
       wegweisender Friedensschluss gefeiert wird, ist irritierend. Außenminister
       Maas sieht nach seinem jüngsten Besuch in Abu Dhabi eine Grundlage, das
       „Verhältnis zwischen Israel und der arabischen Welt positiv
       weiterzuentwickeln.“
       
       Aber der [3][Friedensdeal] bringt weder eine umfassende Regelung des
       israelisch-palästinensischen Konflikts noch eine Beseitigung regionaler
       Bruchlinien. Deutschland und die EU müssen zumindest Erwartungen an die
       Protagonisten hinsichtlich ihrer völkerrechtlichen Verpflichtungen
       formulieren. Das gilt für Israel gegenüber den Palästinensern ebenso wie
       für die Emirate, die als wichtiger Player in der Region Konflikte wie in
       Libyen und Jemen befeuern, statt ein verlässlicher Partner für Frieden zu
       sein.
       
       21 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Israel-und-die-Emirate-naehern-sich-an/!5707271
   DIR [2] /Philosoph-Omri-Boehm-ueber-Israel/!5702385
   DIR [3] /US-Militaerexperte-ueber-Nahost-Deal/!5707300
       
       ## AUTOREN
       
   DIR René Wildangel
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Vereinigte Arabische Emirate
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Israel
   DIR Israel
   DIR Kosovo
   DIR US-Wahl 2024
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR USA
   DIR Vereinigte Arabische Emirate
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Israel und die arabische Welt: Trumps Verkupplung wird offiziell
       
       Marokko und Israel wollen Verhältnis normalisieren. Das kündigt
       US-Präsident Trump an. Dafür erkennt Washington Rabats Anspruch auf die
       Westsahara an.
       
   DIR Nach Raketenangriffen aus Gaza: Israel greift Hamas-Ziele an
       
       Am Dienstag waren aus dem Gazastreifen Raketen abgefeuert worden. Am
       Mittwochmorgen antwortete die israelische Luftwaffe mit Gegenangriffen.
       
   DIR Abkommen mit US-Vermittlung: Doppelter Deal wirft Fragen auf
       
       Serbien und Kosovo wollen angeblich Botschaften in Jerusalem eröffnen. Die
       EU protestiert und der serbische Präsident Vučić rudert zurück.
       
   DIR Mike Pompeos Nahostreise: Mit Israel in den Wahlkampf
       
       Israel und die Araber sind für die US-Administration ein Mittel zum
       Stimmenfang. Außenminister Pompeo instrumentalisiert sie schamlos.
       
   DIR US-Außenminister in Nahost: Pompeo und die 22-Staaten-Lösung
       
       Der US-Außenminister wirbt in arabischen Staaten für Beziehungen zu Israel.
       Im Koffer hat er US-Sanktionen – und einen heiklen Waffendeal.
       
   DIR Verhältnis zwischen VAE und Israel: Dominostein zum Frieden
       
       Die Annäherung zwischen Abu Dhabi und Jerusalem könnte eine regionale
       Lösung der Konflikte in Nahost zurück auf die Tagesordnung bringen.
       
   DIR Arabische Staaten und Israel: US-Nahostvision trifft auf Realität
       
       Saudi-Arabien, Bahrain, Oman, Sudan: Folgen andere arabische Staaten den
       Emiraten und nehmen diplomatische Beziehungen zu Israel auf?
       
   DIR Konflikt zwischen Israel und Hamas: Humanismus und Alltagsterror
       
       In Nahost eskaliert die Gewalt. Die Hamas schickt Brandballons, Israel
       verschärft die ohnehin katastrophale Lage in Gaza mit Kollektivstrafen.
       
   DIR US-Militärexperte über Nahost-Deal: „Zweistaatenlösung ist tot“
       
       Das Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten
       überrascht Lawrence Wikersohn nicht. Die USA arbeiten schon lange daran.
       
   DIR Annäherung von Israel und VAE: „Verrat“ statt Durchbruch
       
       Die geplante Vereinbarung zwischen Jerusalem und Abu Dhabi stößt im
       arabischen Twitter auf Kritik. Doch andere Golfstaaten könnten folgen.