URI: 
       # taz.de -- Studie zu unrentablen Klein-Airports: Die Zombie-Flughäfen
       
       > Die Coronakrise treibt die Subventionen für kleine lokale Flughäfen hoch.
       > Eine Studie kritisiert Nachteile für Steuerzahler*innen und fürs Klima.
       
   IMG Bild: Noch ein Bindestrich-Flughafen: Kassel-Calden
       
       Berlin taz | Die 14 regionalen Flughäfen in Deutschland gelten schon lange
       als unrentabel. Im Verlauf der [1][Klima]- und Coronakrise steht ihre
       Existenzberechtigung nun immer mehr infrage. Das Forum Ökologisch-Soziale
       Marktwirtschaft (FÖS) fordert in einer [2][neuen Studie] nun die sofortige
       Schließung von sieben Flughäfen.
       
       Diese trügen weder zur Verkehrsanbindung ihrer Region nennenswert bei noch
       würden sie jemals Gewinn machen. „Diese Zombie-Flughäfen zeigen auf, dass
       das System [3][nicht wirtschaftlich] ist“, sagt Verkehrsökonom Matthias
       Runkel vom FÖS. Die Gemeinden halten sie durch Zuschüsse am Leben.
       
       Das FÖS hat 14 deutsche Provinzflughäfen anhand deren eigener Jahresbilanz
       und Kriterien der internationalen Luftfahrtbranche untersucht. Die Experten
       haben vor allem darauf geachtet, ob die Airports nur aufgrund von
       Subventionen lebensfähig sind, ob sie den Bürgern der Region eine bessere
       Anbindung an die weite Welt verschaffen und wie klimaschädlich der dort
       anfallende Verkehr ist.
       
       Wer in allen drei Kategorien schlecht abschneidet, habe keine
       Zukunftsperspektive, sagt Runkel. Konkret sind das die Flughäfen
       Frankfurt-Hahn, Kassel-Calden, Niederrhein-Weeze, Paderborn-Lippstadt,
       Rostock-Laage, Erfurt-Weimar und Saarbrücken.
       
       ## Aus ökologischer Sicht Irrweg
       
       Die Bindestrich-Flughäfen sind schon länger in der Kritik. Die
       Bürgermeister haben zwar großes Interesse an ihrem Erhalt. Sie hoffen,
       dadurch Arbeitsplätze zu retten. Zum Teil geht es ihnen auch ums Prestige.
       Meist starten und landen hier jedoch vor allem Billigflieger in Richtung
       von Urlaubszielen – und die mögen kaum Gebühren zahlen. Der Aufbruch in den
       Urlaub ließe sich durch eine bessere Bahnanbindung besser organisieren, so
       die Studie.
       
       Aus ökologischer Sicht stellen sich die Regionalflughäfen generell als
       Irrweg dar. Ihr Erhalt mit Steuergeld sei das falsche Signal in der
       Klimadebatte, sagt BUND-Chef Olaf Bandt. Während der Kohleausstieg und der
       Umbau der Autoindustrie mit Milliardengeldern gefördert werden, „entsteht
       hier der Eindruck, der Flugverkehr sei von den Anstrengungen zur
       Emissionsreduzierung völlig unberührt“. Es sei unverantwortlich, die
       Flughäfen mit Steuergeldern zu päppeln, obwohl sie einen erheblichen Anteil
       an der globalen Erwärmung haben.
       
       Einer der Gründe für die aufkommende Diskussion über die Regionalflughäfen
       ist die Coronapandemie, die den Bedarf an öffentlichen Mitteln noch einmal
       hochtreibt. Verkehrsminister Andreas Scheuer denkt bereits darüber nach,
       einen größeren Anteil der Sicherheitskontrollen auf die Kappe des Bundes zu
       nehmen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) sieht
       die Branche derweil auf absehbare Zeit im Krisenmodus. In seinem aktuellen
       Halbjahresbericht fordert er weitere staatliche Hilfen.
       
       ## „Alternativen finden“
       
       Der BDL erwartet erst 2024 eine Rückkehr des Luftfahrtgeschäfts auf
       Vorkrisenniveau. Die Lobbyisten fordern daher eine zügige Öffnung des
       Reiseverkehrs auf breiter Front.
       
       Es müssen sich „Alternativen für die derzeitigen blockierenden Regeln
       finden“, sagt Verbandschef Peter Gerber. Die Einschränkungen sollten also
       schnell enden, damit „der Luftverkehr sich wieder selber finanzieren kann“.
       Vor allem der Flugverkehr in die USA müsse mit staatlicher Unterstützung
       wieder angekurbelt werden.
       
       Unabhängige Experten bestätigen derweil die Einschätzung der Umweltverbände
       zur Wirtschaftlichkeit der kleineren Airports. „Ökonomisch rangieren diese
       Regionalflughäfen in einer Größe, in der sie nicht kostendeckend zu
       betreiben sind“, sagt Heinrich Großbongardt von Expairtise Communications
       in Hamburg. Sie haben meist nicht genug Passagiere, um den Betrieb in ihrer
       derzeitigen Form zu rechtfertigen. Genau wie die FÖS-Studie nennt er
       Kassel-Calden als Beispiel für einen besonders unrentablen Standort.
       
       19 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Extinction-Rebellion-gegen-Kurzfluege/!5702586
   DIR [2] https://foes.de/de-de/publikationen/publikation?tx_foespublications_listpublications%5Baction%5D=show&tx_foespublications_listpublications%5Bbacklinkpage%5D=4&tx_foespublications_listpublications%5Bcontroller%5D=Publication&tx_foespublications_listpublications%5Bpublication%5D=210&cHash=a489ab97c14df917e2151a320ae60da4
   DIR [3] /Regionalflughaefen-unter-Druck/!5628401
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Finn Mayer-Kuckuk
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Flugverkehr
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR klimataz
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Flugscham
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Carsten Meyer-Heder
   DIR Regionalflughäfen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kritik an Hilfsmilliarden für Luftfahrt: Zwergenairports siechen weiter
       
       Die angeschlagene Luftfahrtbranche soll Milliarden erhalten,
       Kleinstflughäfen bleiben wohl bestehen. Kritiker sehen darin
       „klimapolitischen Irrsinn“.
       
   DIR Verkehrsminister will Flughäfen helfen: Der Retter der Zombie-Airports
       
       Die Infrastruktur solle trotz Coronakrise erhalten bleiben, fordert
       Minister Scheuer. Unrentable Kleinflughäfen müssten schließen, betonen
       Kritiker.
       
   DIR Regionalflughäfen in der Krise: Umstrittene Flughilfe
       
       Alle Regionalflughäfen zu stützen, ist nicht nur ökologisch wenig sinnvoll,
       sondern auch ökonomisch. Viele waren auch vor Corona schon unrentabel.
       
   DIR Extinction Rebellion gegen Kurzflüge: Aktionen an Airports
       
       Kurzstreckenflüge nur für Insekten: AktivistInnen von Extinction Rebellion
       protestieren an vier deutschen Flughäfen gegen Inlandsflüge.
       
   DIR Bremens Flughafen droht die Insolvenz: Zu wenig Passagiere
       
       Der Bremer Airport wird mit 28 Millionen Euro vor der Pleite gerettet. Aber
       ist es wirklich sinnvoll, diesen Flughafen weiter zu betreiben?
       
   DIR Regionalflughäfen unter Druck: Flieger, grüß mir die Pleite
       
       Der Flughafen Münster/Osnabrück ist zusammen mit anderen Regionalflughäfen
       Gegenstand einer Anfrage der Grünen an Niedersachsens Landesregierung.