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       # taz.de -- Berlin wagt den Schulstart: Das Prinzip Hoffnung
       
       > Die erste Woche Schule unter Corona-Bedingungen ist rum. Auch an Schulen
       > gab es Neuinfektionen. Wie also ist die Lage? Ein Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: Schulstart in Kreuzberg am 10. August: eine Schülerin wird per Live-Stream unterrichtet
       
       Was weiß man eigentlich nach Woche eins des großen Corona-Schulversuchs mit
       mehreren zehntausend TeilnehmerInnen? Man weiß, ganz grundsätzlich, dass
       insgesamt die Zahl der Neuinfektionen in Berlin – wie erwartet – gestiegen
       ist, „vor allem im Kontext der verstärkten Testung von Reiserückkehrenden“,
       wie die Gesundheitsverwaltung mitteilt.
       
       Zugleich sank der Reproduktionswert, also die Zahl, wie viele Menschen eine
       infizierte Person ansteckt, in den vergangenen Tagen. Was zeigt, dass die
       Eingrenzungs- und Rückverfolgungsstrategie offenbar weiterhin funktioniert,
       und zwar trotz gestiegener Neuinfektionszahlen.
       
       Was auch jeder erwartet hat: dass auch LehrerInnen und SchülerInnen unter
       den Corona-Neuinfizierten sein würden. Acht Schulen, verteilt über das
       Stadtgebiet, meldeten bis Donnerstag Coronafälle; ein Gymnasium in
       Treptow-Köpenick schloss vorsorglich für einen Tag das Schultor, um die
       Kontakte abzuklären, die eine infizierte Lehrkraft gehabt hatte.
       
       Bisher ist das überschaubar. Das Vorgehen der Schulleitungen wirkt
       zumindest nach außen koordiniert, und die Kommunikation mit den
       Gesundheitsämtern und der Senatsverwaltung scheint zu funktionieren.
       
       ## „Hoffentlich geht das gut“
       
       Aber da ist man auch schon im Bereich des Nicht-so-ganz-genau-Wissens.
       „Hoffentlich bleibt das alles erst mal so“ oder auch, die etwas
       skeptischere Variante, „Mal schauen, wie lange das gut geht“ waren
       wahrscheinlich die meistgesagten Sätze, die sich Eltern in den letzten
       Tagen zugeraunt haben. „Hoffentlich bleiben die Schulen offen, hoffentlich
       geht das gut.“
       
       Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat klargemacht, dass sie keine
       flächendeckenden Schulschließungen will, keinen zweiten Lockdown.
       Stattdessen Tests, Händewaschen und Maskenpflicht überall dort in den
       Schulgebäuden, wo sich Klassen und Lerngruppen begegnen. Die Abstandsregel
       ist aufgehoben, eine Klage von zwei SchülerInnen und deren Eltern hatte das
       Verwaltungsgericht am Montag im Eilverfahren abgewiesen. Begründung: Das
       Hygienekonzept der Senatsverwaltung sei ausreichend.
       
       Die Landeselternvertretung, auch die Lehrergewerkschaft GEW sehen das
       anders. Manche forderten, Scheeres hätte ihren Plan B im Falle eines
       erneuten Lockdowns lieber gleich zum Plan A machen sollen, nämlich dass die
       Klassen weiterhin nur in halber Stärke in die Schule kommen – während für
       die andere Hälfte der Unterrichtszeit Homeschooling über digitale
       Lernplattformen angesagt ist.
       
       Sollte es zum Plan B kommen, haben die MahnerInnen dann recht gehabt? Sie
       werden es behaupten, aber sicher wissen können sie es nicht. Auch halbe
       Klassen schützen nicht zwangsläufig vor einer „zweiten Welle“.
       
       Insofern ist die Komplettöffnung der Schulen natürlich mutig, und bestimmt
       ist das Prinzip Hoffnung schwer auszuhalten. Klar ist aber auch, dass der
       Großteil der Berliner Schulen technisch überhaupt nicht in der Lage wäre
       (und viele LehrerInnen nicht willens), Scheeres’ digital ambitionierten
       Plan B vom Papier in die Praxis zu übersetzen.
       
       Der Unterricht an öffentlichen Schulen könne derzeit „effektiv nur als
       Präsenzunterricht erfolgen“, hat übrigens auch das Verwaltungsgericht die
       Aufhebung des Mindestabstands begründet. So viel weiß man in Berlin.
       
       15 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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