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       # taz.de -- Kampf um Bundestagsdirektkandidatur in Berlin: Chebli gegen Müller
       
       > Die Staatssekretärin Sawsan Chebli will Berlins Regierenden Bürgermeister
       > aus dem Rennen kicken. Der muss um seinen politischen Altersruhesitz im
       > Bundestag bangen.
       
   IMG Bild: Traut sich was: SPD-Politikerin Sawsan Chebli
       
       Damit hatte [1][Michael Müller] bestimmt nicht gerechnet: Seine politische
       Ziehtochter will Berlins Regierenden Bürgermeister aus dem Rennen kicken.
       Am Donnerstagabend gab [2][Sawsan Chebli] bekannt, dass sie für die SPD als
       Bundestagsdirektkandidatin in Charlottenburg-Wilmersdorf antreten will –
       also ausgerechnet in jenem Wahlkreis, um den sich auch Müller bewirbt. Der
       hatte die Berlinerin palästinensischer Herkunft 2016 als Staatssekretärin
       für bürgerschaftliches Engagement in die Senatskanzlei geholt.
       
       Dass Sawsan Chebli tatsächlich im Herbst vom Kreisverband nominiert wird,
       ist eher unwahrscheinlich. Bislang hat die 42-Jährige, die als engagierte
       Kämpferin gegen Rassismus bekannt wurde, nur die Unterstützung ihres
       SPD-Ortsvereins am Kurfürstendamm, wo sie mit 9 Stimmen nominiert wurde.
       
       Dennoch ist ihre Kandidatur eine Kampfansage an den 55-jährigen Müller und
       die Hinterzimmerpolitik, die diesem einen gesichtswahrenden Abgang in den
       Bundestag sichern sollte.
       
       Zur Erinnerung: Im Januar hatte die Berliner SPD eine Rochade im
       Landesvorstand angekündigt. Auf Müller als Landeschef sollte eine
       Doppelspitze aus der bisherigen [3][Bundesfamilienministerin Franziska
       Giffey] und dem Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, folgen.
       Giffey gilt seitdem auch als designierte SPD-Spitzenkandidatin für die
       Abgeordnetenhauswahl im Herbst nächsten Jahres. Im Gegenzug sicherten
       Giffey und Saleh Müller zu, den Weg in den Bundestag frei zu machen. Das
       gefiel schon damals nicht jedem in der Partei.
       
       ## SPD kann nicht mit mehr als vier Berliner Mandaten rechnen
       
       Seit der vergangenen Woche kam es nun Schlag auf Schlag für Müller. Erst
       erklärte der [4][bisherige Juso-Chef Kevin Kühnert], in Müllers politischer
       Heimat, dem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg, für den Bundestag kandidieren
       zu wollen. Am Montag dann gab Müller klein bei und erklärte seine
       Kandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf. Und nun die Gegenkandidatur von
       Chebli.
       
       Sollte sie sich wider Erwarten gegen Müller durchsetzen, wäre die SPD wohl
       gezwungen, schon jetzt Müller in einem Akt der Schadensbegrenzung gegen
       Giffey auszutauschen. Doch das ginge nur, wenn die beiden Koalitionspartner
       von der Linkspartei und den Grünen mitspielen. Das aber gilt als eher
       unwahrscheinlich.
       
       Aber auch für den Fall, dass sich Müller gegen Chebli durchsetzt, ist
       längst nicht klar, ob er es in den Bundestag schafft. Bei den derzeitigen
       Prognosen kann die SPD nicht damit rechnen, mehr als vier Berliner Mandate
       zu holen.
       
       Da sowohl Tempelhof-Schöneberg als auch Charlottenburg-Wilmersdorf keine
       SPD-Hochburgen sind, bleibt Müller wohl nur der Weg über die Landesliste.
       Da Kühnert auf Platz eins gesetzt ist, muss Müller nach dem Frauenplatz
       zwei wohl mit Position drei vorliebnehmen. Gut möglich, dass die politische
       Karriere des gelernten Druckers vorzeitig zu Ende geht – mit kräftiger
       Beihilfe der eigenen Genossinnen und Genossen.
       
       14 Aug 2020
       
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