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       # taz.de -- Einreisebeschränkungen wegen Corona: Liebe mit Grenzen
       
       > Wegen Corona dürfen viele Menschen aus dem Ausland ihre deutschen
       > Partner*innen seit Monaten nicht besuchen. In Berlin ist deshalb eine
       > Demo geplant.
       
   IMG Bild: Können sich noch im Arm halten: ein Paar am Flughafen in Santiago de Chile
       
       Berlin taz | Seit 134 Tagen hat Sofia Fintelmann ihren Partner nicht mehr
       gesehen. Der Freund der Studentin ist US-Amerikaner, während seines
       Auslandssemesters in Berlin hatten sie sich vergangenes Jahr kennengelernt,
       zuletzt hatte sie ihn im März in Massachusetts besucht. Zu Beginn des
       Sommersemesters musste sie dann zurück nach Deutschland.
       
       Und obwohl der nächste Besuch damals schon fest eingeplant war, ist heute
       vollkommen unklar, wann Fintelmann ihren Freund das nächste Mal treffen
       kann. Denn obwohl einige [1][coronabedingte Reiseeinschränkungen]
       mittlerweile aufgehoben wurden: Als Deutsche darf sie auch weiterhin nicht
       in die USA einreisen – und ihr Freund als US-Bürger nicht nach Deutschland.
       
       „Die Situation ist superanstrengend“, sagt die Berlinerin. „Man denkt an
       nichts anderes und schaut ständig im Internet nach, ob es nicht vielleicht
       doch irgendwelche Neuigkeiten zu den Regelungen gibt. Aber es passiert
       nichts.“
       
       Am Freitagnachmittag, 24.Juli, will Fintelmann mit anderen Betroffenen vor
       dem Innenministerium in Berlin demonstrieren. So wie sie und ihr Partner
       leiden derzeit geschätzt Tausende [2][Paare] unter den geltenden
       Einreisebeschränkungen. Die meisten Menschen aus EU-Staaten dürfen
       inzwischen zwar wieder problemlos nach Deutschland reisen. Wer aus einem
       Drittstaat kommt und mit einem oder einer Deutschen verheiratet ist, hat in
       der Regel auch keine Probleme. Unverheiratete aus Drittstaaten wie den USA
       dürfen ihre Partner*innen in Deutschland aber bis heute nicht besuchen.
       
       ## #LoveIsNotTourism
       
       Im zuständigen Innenministerium ist man sich des Problems bewusst. „Das
       Thema und auch das Anliegen vieler Betroffener ist uns seit einigen Wochen
       sehr präsent und auch bekannt“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am
       Mittwoch in Berlin. Lockern wolle man die Bestimmungen aber erst, wenn es
       eine EU-weite Lösung gebe: „Es macht wenig Sinn, Regelungen nur in
       einzelnen Mitgliedstaaten umzusetzen, weil es dann sofort zu
       Ausweichbewegungen kommen kann.“
       
       Einzelne EU-Staaten haben allerdings durchaus schon gehandelt. Dänemark,
       Österreich, Tschechien und die Niederlande haben im Alleingang neue Regeln
       erlassen. Wer seine Beziehung belegen kann, darf dort inzwischen auch ohne
       Trauschein wieder einreisen.
       
       In den sozialen Netzwerken haben sich Betroffene unter den Hashtags
       „#LoveIsNotTourism“ und „#LoveIsEssential“ zusammengeschlossen. Sie fordern
       von Innenminister Horst Seehofer (CSU), die Regeln auch für Deutschland
       unverzüglich zu lockern. Unterstützung bekommen sie dabei aus den
       Parlamenten: Diverse Europa- und Bundestagsabgeordnete haben sich der
       Forderung mittlerweile angeschlossen.
       
       Zuletzt initiierte der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich (Linke) einen
       Aufruf an Seehofer. Unterstützung erhält er nicht nur aus der eigenen
       Fraktion, sondern auch von SPD, Grünen und FDP. „Mittlerweile haben mehr
       als 100 Abgeordnete des Bundestags den Aufruf unterschrieben“, sagt
       Liebich. „Wenn es mehr als die Hälfte der Abgeordneten sind, kann Herr
       Seehofer auch nicht mehr Nein sagen, aber wir hoffen dennoch auf eine
       schnellere Lösung.“
       
       Immerhin: Von einer „schnellstmöglichen Lösung“ spricht mittlerweile auch
       das Innenministerium. Auf einen konkreten Termin will es sich aber nicht
       festlegen. Die Betroffenen warten also weiter.
       
       24 Jul 2020
       
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