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       # taz.de -- Sieg über Polio in Afrika: Impfkampagnen zahlen sich aus
       
       > Die WHO erklärt die Kinderlähmung in Afrika für überwunden. Das darf den
       > Blick auf die mangelhaften Gesundheitssysteme nicht verstellen.
       
   IMG Bild: Erfolgreich gegen Polio: Impfkampagne von World Vision in Kenia 2012
       
       Die Freude ist in vielen afrikanischen Ländern zu Recht groß. Nach mehreren
       Rückschlägen gilt der Kontinent nach Definition der
       Weltgesundheitsorganisation WHO seit Dienstag als frei von Polio. Das
       zeigt, dass [1][die zahlreichen Impfkampagnen] und die – oftmals gerne
       verpönte – Lobbyarbeit erfolgreich waren und bezüglich anderer Krankheiten
       fortgeführt werden müssen.
       
       Das ist umso wichtiger, da die Gesundheitssysteme in zahlreichen Ländern
       äußerst schwach bleiben. Es mangelt an Krankenhäusern und
       Gesundheitsstationen. Gut ausgebildete Ärzt*innen und Pflegepersonal, die
       es durchaus gibt, praktizieren aufgrund von sehr viel besseren
       Arbeitsbedingungen lieber in den USA oder Europa.
       
       Besonders betroffen sind ländliche Regionen, wo der Weg zum nächsten Arzt
       mitunter viele Stunden dauert, wo es kaum Strom gibt und Medikamente und
       Ausrüstung fehlen. Doch nicht nur das: Der Zugang zum Gesundheitssystem ist
       eine Geldfrage. Krankenversicherungen sind weiterhin die Ausnahme. Damit
       werden theoretisch gut behandelbare Krankheiten schnell lebensbedrohlich.
       Das ist umso dramatischer, wenn ausgerechnet derjenige ausfällt, der das
       Haupteinkommen erwirtschaftet.
       
       Was bei Polio, aber auch bei Lepra dazukommt, sind die sozialen Folgen.
       [2][Die Krankheiten hinterlassen sichtbare Spuren]. Das sorgt noch immer
       dafür, dass Menschen aus ihren Dörfern und von ihren Familien verstoßen
       werden. Doch auch wenn das nicht passiert, mangelt es an
       Behindertengerechtigkeit. Überall sind Stufen, Aufzüge – wenn es sie
       überhaupt gibt – funktionieren nicht zuverlässig. Minibusse und Mopeds, die
       vielerorts den öffentlichen Nahverkehr dominieren, stellen oft
       unüberwindbare Hürden dar.
       
       Deswegen gilt nach der Freude über das Ende von Polio: Es ist erst der
       Anfang. [3][Der Erfolg sollte dazu motivieren], mehr und vor allem
       nachhaltiger in die Gesundheitssysteme zu investieren und eine generell
       bessere Versorgung – etwa beim Zugang zu Trinkwasser – zu schaffen. Nur so
       lassen sich weitere Krankheiten zumindest eindämmen.
       
       26 Aug 2020
       
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   DIR Katrin Gänsler
       
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