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       # taz.de -- Nicht nur nette Fanpost: Türkeiflaggen statt Argumente
       
       > Viel Hass und Hetze in der Post. Doch zum Abscheid nach einem Jahr
       > Kolumne steht auch ein „Danke“ für alle herzlichen Nachrichten und klugen
       > Anmerkungen.
       
   IMG Bild: Flaggen, Flaggen, Flaggen: So zeigen sie sich, die Erdoğan-Fans, etwa hier 2017 in Oberhausen
       
       In einem Jahr Orientexpress sammelt sich viel Post an. Neben vielen
       herzerwärmenden Nachrichten und klugen Anmerkungen (danke!) gibt es auch
       Fanpost der besonderen Art. Beispielsweise, wenn es um die Deutsche Linke
       [1][(Hallo Daniel! Hallo Anika!)] oder um Islamismus geht (Betreff:
       Antimuslimischer Rassismus). Thematisiert die Kolumne die Türkei, Erdoğan
       oder Kurdistan, explodiert das Postfach. Erscheint sie vormittags um elf,
       kann man um halb zwölf schon mit Türkeiflaggen rechnen. Im Messenger kann
       man sich dann durchs rote Flaggenmeer scrollen. Wo Argumente fehlen, müssen
       Türkeiflaggen her! Türkeiflaggen in Kombination mit [2][Wolfsemojis,
       Wolfsgrußemojis] oder flotten Sprüchen wie: „Sogar Landliebe Jogurt hat
       mehr Land als ihr“.
       
       Wird der Genozid an den Armenier*innen erwähnt, schlägt die Stunde der
       Genozidleugner*innen. Sie schreiben, es hätte keinen Genozid an den
       Armenier*innen gegeben, wollen mich an einen dubiosen russischen Historiker
       vermitteln oder behaupten, andersrum sei es gewesen, die Armenier hätten
       die Türken massakriert.
       
       Taucht das Wort Kurdistan in der Kolumne auf, wird auch das mit
       Türkeiflagge quittiert, diesmal mit dem Evergreen „Wo liegt es auf der
       Landkarte? KuRdIsTaN gIbT eS nIcHt!“.
       
       Die bloße Erwähnung Kurdistans reicht schon für eine Anzeige bei den
       Türkischen Sicherheitsdiensten. Das wird mir auch stolz per Screenshot
       mitgeteilt. Das Anzeigen in der Türkei geht nämlich seit 2016 ganz easy per
       App. Die EGM-App ist im Apple-App-Store ab vier Jahren freigeben und kann
       kostenlos installiert werden, auch im Google Play Store, wo sie schon über
       500.000 Mal heruntergeladen wurde. Denunzieren war noch nie so einfach: Ein
       Klick auf der App und der unliebsame Arbeitskollege wird bei der Einreise
       in die Türkei vom Flughafen wegverhaftet. Der Bundesregierung ist die App
       bekannt, verboten ist sie in Deutschland nicht.
       
       ## Klassische Drohungen
       
       Neben der Anzeige gibt es auch die klassische Drohung. Ramazan Akbas, ein
       Rechtsanwalt aus Wiesloch, Parteivorsitzender der „Allianz Deutscher
       Demokraten“, der auch eifrig Genozidleugnung betreibt und [3][in seiner
       Twitter-Bio] „eine unendliche Liebe zur Türkei. Und bedingungslose
       Loyalität für Reis, Baba, Başkan Erdoğan“ bekundet, droht als Reaktion auf
       eine Kolumne öffentlich: „Wartet ab. Irgendwann gibt es Auge um Auge für
       eure Provokationen.“ Seine zuständige Anwaltskammer Karlsruhe scheint das
       nicht zu stören.
       
       Auch Attila Hildmann schreibt in seiner Telegramgruppe unter meine Kolumne:
       „Niemand bei Verstand sollte schlafende Wölfe wecken, danke für diesen
       Artikel liebe TAZ!“ Aber genug.
       
       Ein Jahr Kolumne, die „Zionistin“, „AfD-Wählerin“, „Islamhasserin“,
       „Kafir“, „Lutz-Bachmann-Preisträgerin“, „PKK-Terroristin“,
       „Barzani-Anhängerin“, „Konservative“, „Schlampe“, „Miststück“,
       „Schwachmatin“ und „Hirntod-Patientin Ronya Othmann“ verabschiedet sich und
       sagt Danke!
       
       27 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] https://twitter.com/avukatramo?lang=de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ronya Othmann
       
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