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       # taz.de -- FC Barcelona verliert Weltfußballer: Messi hinterlässt Chaos
       
       > Die Klubikone kündigt ihren Abschied vom FC Barcelona an. Die
       > Vereinsführung wird ihn wohl ziehen lassen müssen. Eine Spaltung droht.
       
   IMG Bild: Gewachsener Frust: Lionel Messi fühlt sich auch von der Klubführung im Stich gelassen
       
       Es ist dann alles sehr schnell gegangen. Vor ein paar Tagen sagte der neue
       [1][Trainer Ronald Koeman über Lionel Messi], den Star des FC Barcelona:
       „Mit seiner Qualität wird er seinen Platz bei der Entwicklung der
       Mannschaft schon finden.“ Am Dienstagabend ließ Messi wissen, wo er diesen
       Platz sieht: außerhalb des Vereins.
       
       Die per Fax an die Vereinsspitze kommunizierte Wechselabsicht erschüttert
       den sowieso schon krisengeplagten FC Barcelona in seinen Grundfesten. Am
       14. Dezember 2000 hatten Vereinsverantwortliche bei einem Essen im
       Tennisclub von Barcelonas Hausberg Montjuic per Unterschrift auf einer
       Serviette bestätigt, den 13-jährigen Lionel für die Nachwuchsschule des
       Vereins zu verpflichten.
       
       Messi, damals kleinwüchsig, bekam außerdem die Hormonbehandlung, die zu
       Hause in Argentinien keiner bezahlen konnte. Der Rest ist Geschichte. Unter
       anderem: 634 Tore, 34 Titel, sechs Auszeichnungen zum Weltfußballer und
       eine neue Form der Heldenverehrung im Fußball, wenn sich bis zu 99.000
       Menschen im größten Stadion Europas mit langgezogenen Meeeessi-Rufen vor
       ihm verneigten wie vor einem Gott.
       
       Jetzt ist man also von der Serviette beim Fax gelandet. Und bei den
       Anwälten. Messi informierte den Verein, eine Klausel zu ziehen, wonach er
       Barça diesen Sommer – ein Jahr vor Ablauf seines mit rund 100 Millionen
       Euro brutto jährlich dotierten Rekordvertrags – gratis verlassen kann. Als
       Frist zur Bekanntgabe des Ausstiegs war eigentlich der 10. Juni fixiert.
       Aber das Messi-Lager argumentiert, dass durch die Verschiebungen durch die
       Pandemie auch der Stichtag nach hinten gerutscht sei.
       
       ## Tendenz zur Einigung
       
       Barças Juristen sehen das anders und betonen, er müsste für eine Kündigung
       zum jetzigen Zeitpunkt die festgeschriebene Strafe von 700 Millionen Euro
       bezahlen. Aber was bringt’s? Soll sich der Verein auf einen Rechtsstreit
       mit seiner Ikone einlassen? Sportdirektor Ramón Planes bekräftigte am
       Mittwochnachmittag die offizielle Linie, wonach „wir keinen Abgang von
       Lionel Messi in Betracht ziehen“. Hinter den Kulissen soll die Tendenz aber
       zum Versuch einer Einigung gehen über das, worüber man sich noch einigen
       kann – also einen ordentlichen Transfer zu einem anderen Klub mit einer
       Ablösesumme, die wenigstens die strapazierten Kassen des Vereins etwas
       entlasten könnte.
       
       Es ist fast schon das optimistischste Szenario, denn Messi scheint seine
       Karten gnadenlos zu spielen. Barças unglückseliger Präsident Josep Maria
       Bartomeu ist zu schwach und diskreditiert, um sich einen offenen Konflikt
       mit dem frustrierten Vereinsheros leisten zu können. Nach jahrelangen
       Skandalen, Managementwechseln und Fehlentscheidungen – vor drei Jahren ging
       ihm bereits Neymar verloren – sah er sich bei den letzten Heimspielen vor
       der Coronakrise einem Sturm der Entrüstung von den Tribünen gegenüber.
       Seitdem kamen noch eine verlorene Meisterschaft, das 2:8 gegen den FC
       Bayern und nun die Causa Messi. Wäre das Camp Nou für Publikum geöffnet –
       ein Orkan würde Bartomeu hinwegfegen. Fürs Erste blieb es bei kleineren
       Protesten vor den Stadiontoren, Rücktrittsforderungen der Opposition und
       der Ankündigung eines Misstrauensvotums durch die Plattform „Manifest
       Blaugrana“. Sie bräuchte dafür die Unterschrift von 15 Prozent der
       Klubmitglieder.
       
       Vorige Woche trat Bartomeu mal wieder ins Fettnäpfchen, als er die
       (wenigen) Spielernamen verkündete, an denen man künftig festhalten wolle.
       Messi gehörte dazu, sein Busenkumpel und Sturmpartner Luis Suárez
       allerdings nicht. Als Koeman dem Uruguayer am Montag in einem knappen
       Telefonat den Laufpass gab, fiel für Messi der letzte Dominostein: er
       werde, heißt es aus seinem Umfeld, nicht zum Trainingsauftakt erscheinen.
       Sein Entscheid sei unumstößlich.
       
       Schon vergangene Woche soll sich der Argentinier bei seinem ehemaligen
       [2][Trainer Pep Guardiola nach einem möglichen Interesse] von Manchester
       City erkundigt haben. Auch Stadtrivale United und Chelsea sowie Paris St.
       Germain und Inter Mailand werden als Kandidaten genannt. Messi will im
       Spätherbst seiner Karriere doch noch den Sprung ins Ungewisse wagen – und
       verzichtet damit auf einen gebührenden Abschied vom Klub seines Lebens.
       Sein Dauerrivale Cristiano Ronaldo verließ Real Madrid vor zwei Jahren nach
       einem Finalsieg in der Champions League. Messis letztes Spiel für Barcelona
       wird aller Voraussicht nach ein 2:8 bleiben: die größte Blamage der
       Vereinsgeschichte.
       
       26 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Umbruch-bei-Barca-mit-Trainer-Koeman/!5702837
   DIR [2] https://www.eurosport.de/fussball/premier-league/2019-2020/lionel-messi-pep-guardiola-barca-man-city-barcelona-transfer-geruchte_sto7850475/story.shtml
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Florian Haupt
       
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