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       # taz.de -- Bund-Länder-Beschluss zu Coronatests: Spahns Schlingerkurs
       
       > Noch vor wenigen Wochen versprach der Gesundheitsminister kostenlose
       > Tests für Urlauber. Jetzt soll das nicht mehr gelten – außer in Söders
       > Bayern.
       
   IMG Bild: Auf kommunikativem Schlingerkurs: Gesundheitsminister Spahn
       
       Eins vorab: Es ist gut, dass die politisch Verantwortlichen ihre
       Entscheidungen beim Corona-Krisenmanagement laufend hinterfragen. Denn in
       dieser Pandemie bewegen wir uns alle auf unbekanntem Terrain.
       Richtigerweise holen Kanzlerin, Länderchefs und Co. deshalb laufend den Rat
       von VirologInnen und anderen ExpertInnen ein. Dies führt bisweilen dazu,
       dass Dinge, die gestern noch als richtig galten, sich heute als falsch
       herausstellen. Die anfängliche Ablehnung einer [1][Maskenpflicht] ist dafür
       ein Beispiel.
       
       Politiker als Lernende, so könnte man auch das Konzept von
       Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verstehen, die Testpflicht für
       Reiserückkehrer bald wieder abzuschaffen. Der [2][Bund-Länder-Gipfel] hat
       das am Donnerstag so beschlossen: Für Urlaubsheimkehrer aus Risikogebieten
       soll ab Oktober wieder primär die vierzehntägige Quarantänepflicht gelten.
       Erst nach fünf Tagen soll ein freiwilliger Covid-19-Test möglich sein. Für
       Rückreisende aus Nicht-Risikogebieten soll der Gratisabstrich sogar ganz
       wegfallen. Als Grund nannte Spahn die fast ausgeschöpften
       [3][Laborkapazitäten].
       
       So richtig der Beschluss in der Sache sein mag – Klinik- oder
       Pflegepersonal sollten eher getestet werden als jeder beliebige
       Mallorca-Urlauber –, ist das kommunikativ ein ziemlich starkes Stück von
       Spahn. Ein Kursschwenk, der Planlosigkeit suggeriert. Zur Erinnerung: Es
       ist gerade mal vier Wochen her, dass der Minister zur besten Sendezeit im
       Fernsehen verkündete: Alle Urlaubsheimkehrer sollen sich testen lassen
       können, der Staat übernimmt sogar die Kosten. Spahns Begründung damals: Von
       den Tests profitiere die ganze Solidargemeinschaft.
       
       Nun also Kommando zurück. Da stellt sich die Frage: Ist es wirklich so
       überraschend, dass die Laborkapazitäten für Hunderttausende Tests innerhalb
       weniger Wochen nicht ausreichen? Konnte der Minister das nicht absehen? In
       einem riesigen Apparat wie dem Gesundheitsministerium sollte man erwarten,
       dass Spahn genügend fähige ReferentInnen und StaatssekretärInnen um sich
       hat, die das einschätzen können. Und wenn das der föderalen Struktur wegen
       nicht so einfach ist, hätte der Minister nicht so forsch auftreten dürfen.
       
       Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat bereits angekündigt, weiter
       kostenlose Tests an Autobahnen und Flughäfen anbieten zu wollen – der
       Freistaat trägt die Kosten selbst. Damit drückt der CSU-Chef seinerseits
       aus, was er vom Schlingerkurs Spahns hält. Erst „Tests für alle“ rufen, um
       das kurze Zeit später zu kassieren, schafft vor allem Verwirrung und
       schwächt Vertrauen. Das, was viele in der aktuellen Lage am wenigsten
       brauchen können.
       
       27 Aug 2020
       
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