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       # taz.de -- Islamisches Opferfest in Coronazeiten: Ziegenbock Raja wird Youtube-Star
       
       > Zum Opferfest gehört das Schlachten einer Ziege. Die sind in der Pandemie
       > schwer aufzutreiben. In Indien versuchen sich Händler am Online-Vertrieb.
       
   IMG Bild: Die Tage dieser Ziegen sind gezählt, denn zum Opferfest gehört das Schlachten einer Ziege
       
       MUMBAI taz | Zwei Männer, Mustafa und Amann, stehen links und rechts neben
       einer australischen Ziege in einem Hinterhof in Mumbai. Die Kamera ist auf
       die Drei gerichtet. Im Hintergrund läuft Chillout-Musik, während das weiße
       Tier mit braunen Flecken und großen Hörnern angepriesen wird. Der Clip
       zeigt die besten Seiten des Geißbocks Raja.
       
       Dutzende solcher Videos von Viehzüchtern, Händlern und Liebhabern lassen
       sich derzeit in Südasien auf YouTube finden. Denn ohne Ziege als Opfergabe
       können sich die wenigsten Muslime dort das Fest vorstellen, das in Indien
       auch Bakra-Eid genannt wird und bis zum 2. August andauert. Millionen von
       Ziegen, Schafen und Rindern werden jährlich zu diesem Anlass geschlachtet
       und mit der Familie geteilt. In Südasien feiern so etwa 600 Millionen
       Muslime.
       
       Normalerweise ziehen es die meisten Käufer vor, die Tiere für eines der
       wichtigsten muslimischen Feste des Jahres persönlich zu begutachten. Doch
       das ist [1][in Zeiten von Corona] nicht möglich: In Mumbai und weiteren
       Teilen Indiens sind die Ziegenmärkte Pandemie-bedingt geschlossen und auch
       in den Nachbarländern Bangladesch und Pakistan herrscht Angst vor dem
       Virus.
       
       Mustafa und Amann selbst sind wenig YouTube-erfahren, doch sie haben
       Unterstützung von ihrem Freund Shees Qureshi, der Videos aus den Ställen in
       sozialen Netzwerken teilt und viel mehr nach Snapchat-Star aussieht, als
       die Jungs mit ihrem Ziegenbock. „Ich wollte meinen Freunden helfen“, sagt
       er der taz. Sein Video hat nur ein paar Hundert Klicks, aber das hat
       gereicht, um alle Tiere, die er in den vergangenen Tagen gezeigt hat, zu
       verkaufen.
       
       ## Andrang auf Ziegen in der Pandemie
       
       Viele Familien sind auf die Ziegenzucht und den Erlös angewiesen. Doch
       obwohl die indischen Behörden an die Ziegenhändler appelliert haben, den
       Vertrieb ins Netz zu verlegen, gab es dafür keine Unterstützung, sagt
       Qureshi. Deshalb haben Studierende der Aligarh Muslim University im
       nordindischen Agra [2][Händlern Nachhilfe in Sachen Onlinehandel gegeben],
       um die Coronakrise zu überbrücken.
       
       In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, sollen auf dem größten Viehmarkt
       statt 400.000 Tieren pro Woche nur noch 30.000 gehandelt werden. In
       Pakistan sind Dutzende von Webseiten und Apps wie „Qurbani“ für den
       Viehhandel entstanden. Doch es fällt den Züchtern schwer, online einen
       guten Preis auszuhandeln.
       
       In Mumbai kostet ein Tier zwischen 150 und 340 Euro, was leicht einen
       Monatslohn übersteigt. Trotzt des stolzen Preises und der gestiegenen
       Arbeitslosigkeit sei die Nachfrage hoch. Doch die Lokalregierung
       beschränkte die Einfuhr etwa nach Mumbai, wo der große Schlachthof still
       liegt. Die Behörden befürchten, dass es sonst unweigerlich zu Gedränge
       kommen würde. Nur die Ziegen, die schon in der Stadt sind, finden nun neue
       Besitzer.
       
       31 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /In-Indien-erreicht-Corona-das-Hinterland/!5701410
   DIR [2] https://timesofindia.indiatimes.com/city/agra/ahead-of-eid-digital-assistants-let-breeders-sell-goats-online/articleshow/76829053.cms
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
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