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       # taz.de -- SPD-Parteigericht bestätigt Ausschluss: Sarrazin muss gehen
       
       > Berlins einstiger Finanzsenator wird aus der Partei geworfen. Sarrazin
       > hatte seine Partei jahrelang mit islamfeindlichen Thesen verärgert.
       
   IMG Bild: Letzter Tag als Sozialdemokrat: Sarrazin am Freitag im Willy-Brandt-Haus in Berlin
       
       Berlin dpa/taz | Erfolg für die SPD-Spitze: Der umstrittene Ex-Politiker
       und Buchautor Thilo Sarrazin ist nicht mehr Mitglied der Sozialdemokraten.
       Das oberste Parteischiedsgericht der SPD hat den Parteiausschluss
       bestätigt. Der sei damit wirksam, teilte die Bundesschiedskommission am
       Freitag in Berlin mit.
       
       Damit geht ein zehn Jahre währender quälender Prozess zuende. Allerdings
       nur parteiintern. Der ehemalige Berliner Finanzsenator hatte schon mehrfach
       angekündigt, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen für sein
       Parteibuch.
       
       Der Vorwurf gegen Sarrazin lautete, er schade der Partei mit rassistischen
       und islamfeindlichen Thesen, die mit den SPD-Werten unvereinbar seien.
       
       Auslöser [1][des aktuellen Verfahrens] war Sarrazins [2][2018 erschienenes
       Buch „Feindliche Übernahme:] Wie der Islam den Fortschritt behindert und
       die Gesellschaft bedroht“. Er selbst findet, er habe „wissenschaftliche
       Sachbücher geschrieben“. Für SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil dagegen
       enthält das Buch „rassistische Thesen“. So sahen es auch die
       Schiedsgerichte auf Kreis- und Landesebene, die einen Parteiausschluss
       jeweils als gerechtfertigt ansahen.
       
       Ärger hat die SPD mit Sarrazin aber nicht erst seit 2018, sondern seit mehr
       als einem Jahrzehnt. Erstmals offiziell rauswerfen wollte der Berliner
       Landesverband ihn [3][2009 nach einem Interview]. Doch die
       Landesschiedskommission sah damals keinen Verstoß gegen die Parteiordnung.
       Damals hatte Sarrazin, der seit 1973 in der SPD ist, etwa von der
       „Produktion von Kopftuchmädchen“ gesprochen.
       
       Ein weiteres Parteiordnungsverfahren folgte 2011, nachdem [4][das Buch
       „Deutschland schafft sich ab“] erschienen war. Es endete in einer gütlichen
       Einigung zwischen Parteispitze und Autor. Die Provokationen Sarrazins
       gegenüber seinen Genossen endeten damit freilich nicht. Er bewegte sich in
       rechten Kreisen, 2018 trat er neben AfD-Chef Jörg Meuthen auf und sprach
       auf Einladung der AfD auch im Bundestag.
       
       Beim dritten Verfahren nun wollte die SPD-Spitze möglichst wasserdicht
       vorgehen und ließ erst mal eine Kommission das jüngste Sarrazin-Buch
       untersuchen – und drang dann auf den Parteiausschluss. Die Begründung: Die
       Thesen seien rassistisch, islamfeindlich, diskriminierend und schädigten
       Ansehen und Glaubwürdigkeit der SPD. Dem stimmte erst die
       Kreisschiedskommission zu, dann auch das Schiedsgericht auf Landesebene.
       
       31 Jul 2020
       
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