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       # taz.de -- Pressefreiheit in Hongkong: Verleger verhaftet
       
       > Der kritische Hongkonger Medienunternehmer und Aktivist Jimmy Lai wurde
       > auf Basis des „Sicherheitsgesetzes“ festgenommen. China unterstellt ihm
       > Verschwörung.
       
   IMG Bild: Der Medienunternehmer Jimmy Lai wird in seinem Haus verhaftet
       
       Hongkong afp | Der Hongkonger Medienmogul Jimmy Lai, eine der
       [1][prominentesten Figuren der Demokratiebewegung], ist aufgrund des neuen
       chinesischen Sicherheitsgesetzes festgenommen worden. Dem 71-Jährigen
       werden geheime Absprachen mit „ausländischen Mächten“ angelastet, wie ein
       Mitarbeiter Lais am Montag mitteilte. Polizisten durchsuchten die
       Redaktionsräume von Lais Zeitung Apple Daily. Auch sechs weitere Menschen
       wurden aufgrund des sogenannten Sicherheitsgesetzes festgenommen.
       
       Seit Inkrafttreten des Gesetzes Ende Juni haben die Behörden ihr Vorgehen
       gegen die Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone
       [2][massiv verschärft]. Das Gesetz erlaubt den Behörden ein hartes Vorgehen
       gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit
       bedrohen. Verstöße können mit lebenslangen Haftstrafen geahndet werden.
       
       Die Polizei teilte in einer offiziellen Erklärung mit, dass sieben Menschen
       unter dem Vorwurf der Verschwörung mit ausländischen Kräften sowie des
       Betrugs festgenommen worden seien. Namen wurden in der Mitteilung nicht
       genannt. Eine Quelle in der Polizei bestätigte jedoch, dass Lai unter den
       Festgenommenen war.
       
       Mark Simon, ein enger Mitarbeiter des Medienunternehmers, schrieb im
       Kurzbotschaftendienst Twitter, dass Lai am frühen Morgen in seinem Haus
       festgenommen worden sei. Auch mehrere Mitarbeiter von Lais Mediengruppe
       seien von der Polizei abgeführt worden. Von Apple-Daily-Reportern live
       übertragene Videoaufnahmen zeigten, wie dutzende Polizisten die Redaktion
       durchkämmten. Nach Angaben Simons wurden auch Lais Privatanwesen und das
       Haus von Lais Sohn durchsucht.
       
       ## „Auf das Gefängnis vorbereitet“
       
       Lai hatte im Juni – noch vor Inkrafttreten des sogenannten
       Sicherheitsgesetzes – gesagt, dass er „auf das Gefängnis vorbereitet“ sei.
       In dem damaligen Interview betonte er auch, dass er seine Unterstützung für
       die prodemokratischen Proteste nicht bereue. Das sogenannte
       Sicherheitsgesetz nannte er den „Todesstoß für Hongkong“. Vorwürfe der
       illegalen Zusammenarbeit mit dem Ausland wies Lai seinerzeit zurück.
       Hongkonger hätten das Recht, sich mit ausländischen Politikern zu treffen,
       sagte er.
       
       Das sogenannte [3][Sicherheitsgesetz] war die Reaktion der Pekinger Führung
       auf die monatelangen und teils gewalttätigen Proteste der Hongkonger
       Demokratiebewegung im vergangenen Jahr. Das Gesetz schränkt die
       Bürgerrechte in Hongkong massiv ein und stellt den bislang schwersten
       chinesischen Eingriff in die Autonomierechte der früheren britischen
       Kronkolonie dar. Hongkong waren 1997 bei seiner Übergabe an China für 50
       Jahre Sonderrechte gewährt worden, darunter Meinungs- und
       Versammlungsfreiheit.
       
       ## Dezidiert kritisch
       
       Lai besitzt neben Apple Daily auch das Next Magazine. Beide Publikationen
       unterstützen die Demokratiebewegung und sind dezidiert kritisch gegenüber
       der Zentralregierung in Peking eingestellt. Schon vor dem sogenannten
       Sicherheitsgesetz war Lai wegen seiner Beteiligung an den
       Demokratie-Protesten angeklagt worden. In der vergangenen Woche war er
       zudem zusammen mit zwei Dutzend anderen Aktivisten wegen einer nicht
       genehmigten Mahnwache zur Erinnerung an die Niederschlagung der Proteste
       auf dem Pekinger Tiananmen-Platz im Jahr 1989 unter Anklage gestellt
       worden.
       
       Die chinesischen Staatsmedien haben Lai als „Verräter“ und Strippenzieher
       hinter den Protesten der Demokratiebewegung bezeichnet. Für viele Menschen
       in Hongkong ist er hingegen ein Held. Der kampfeslustige Selfmademan ist
       der einzige Magnat der Stadt, der sich offen gegen Peking gestellt hat.
       
       Lai war im Alter von zwölf Jahren auf der Flucht vor den Kommunisten von
       Festlandchina nach Hongkong gekommen. Aus einfachen Verhältnissen arbeitete
       er sich hoch. Er gründete das immens erfolgreiche Textilunternehmen
       Giordano und wurde zum steinreichen Mann. Nachdem die chinesischen Behörden
       Giordano auf dem Festland dichtgemacht hatten, verkaufte Lai das
       Unternehmen und stieg in das Mediengeschäft ein. Sein politischer
       Aktivismus begann nach der Niederschlagung der Proteste auf dem
       Tiananmen-Platz.
       
       10 Aug 2020
       
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