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       # taz.de -- US-Wahlkämpfer Joe Biden: Der blasse Kandidat
       
       > Im US-Wahlkampf sieht sich Trumps Herausforderer Biden durch den
       > Dauerbeschuss des Präsidenten in die Enge getrieben. Er kommt nicht in
       > die Offensive.
       
   IMG Bild: Die Mutter von Jacob Blake hält die Rede, die ein verantwortungsvoller Präsident hätte halten müssen
       
       Berlin taz | Der Herausforderer von US-Präsident Donald Trump bei den
       Wahlen am 3. November bleibt in den derzeitigen Auseinandersetzungen um
       rassistische Polizeigewalt und gewalttätige Proteste seltsam blass. Nicht
       Demokrat Joe Biden hielt die um Versöhnung und Heilung bemühte Rede, die
       eigentlich ein verantwortungsbewusster Präsident hätte halten müssen,
       sondern Julia Jackson, die Mutter des von Polizisten in Kenosha schwer
       verletzten Jacob Blake. Dass Biden im Unterschied zu Donald Trump ausgiebig
       mit Blakes Familie telefoniert hatte, bringt in der öffentlichen
       Wahrnehmung nicht viel. Jedenfalls nicht, um Biden als vertrauenswürdigen
       und zielstrebigen handelnden Akteur ins Bild zu setzen.
       
       Biden steht unter Dauerbeschuss des amtierenden Präsidenten. In Dutzenden
       Tweets, Interviews, Reden und Pressekonferenzen beschwört Trump das
       Schreckensszenario eines in Chaos und Gewalt versinkenden Landes, sollte im
       November Joe Biden gewählt werden, diese Marionette der Linksradikalen.
       
       Und Biden sieht keine Alternative, als sich dagegen zu wehren. Sagt Trump,
       Biden sei wie alle Demokraten „zu schwach gegenüber Kriminellen“, dann
       verwendet er bedeutsame Redezeit darauf, zu erklären, dass Brandschatzen,
       Plündern und Unruhestiftung kein legitimer Protest seien. Sagt Trump, Biden
       wolle die USA den Chaoten auf der Straße überlassen, fragt Biden im gewollt
       legeren Alte-Männer-Outfit, ob er vielleicht aussehe wie ein radikaler
       Unruhestifter.
       
       Biden entwickelt einige gute Formulierungen, aber selbst die sind passiv
       und nur reagierend. Die derzeit sichtbare Gewalt entwickele sich ja „nicht
       in einem zukünftigen Biden-Amerika, sondern in Trumps Amerika von heute“,
       sagte Biden am Montag. „Fühlen Sie sich wirklich sicher in Trumps Amerika?“
       
       Relativ wehrlos nimmt Biden eine Beleidigung nach der anderen von Trumps
       Twitter-Account entgegen. Der stellt ihn als halbdementen alten Mann dar,
       der besser weiter im Keller seines Hauses in Delaware bleibe, um sich nicht
       selbst zu schaden.
       
       Da bräuchte es Schlagfertigkeit von Biden. Stattdessen versendete seine
       Kampagne am Dienstag ein 17-minütiges Video von Biden und seiner
       Vizekandidatin Kamala Harris, in dem beide in einem Kaminzimmer „ein sozial
       distanziertes Gespräch“ mit drei Meter Abstand zueinander führen. Das ist
       so langweilig und selbstbezogen, dass Trump mit seiner Einschätzung sogar
       recht haben könnte.
       
       2 Sep 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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