# taz.de -- Tod des Roten Khmer „Duch“: Echte Gerechtigkeit sieht anders aus
> Einer der letzten Folterchefs der Roten Khmer ist tot. Erst im Jahr 2010
> ist er verurteilt worden – ein Sinnbild für die verschleppte
> Aufarbeitung.
IMG Bild: Ein Foto von Duch hängt im Tuol-Sleng-Genozid-Museum in Phnom Penh
[1][Der einstige Folterchef der Roten Khmer ist tot.] Seit seiner Festnahme
1999 hatte Kaing Khek Iev alias „Duch“ hinter Gittern gesessen, zunächst
ohne formelle Anklage, bis er das erste Mal [2][2010 schuldig gesprochen]
und zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde. Bis dahin war es ein zäher Weg.
Duch verkörperte sinnbildlich die Art und Weise, wie die juristische
Aufarbeitung der Khmer-Rouge-Gräuel verschleppt worden war.
Abgesehen von dem einstigen Folterchef konnten auch andere der
[3][ranghöchsten Ex-Kader unbehelligt] und jahrzehntelang in Freiheit
leben. Das hatten sie nicht zuletzt Kambodschas zunehmend diktatorischem
Premierminister Hun Sen zu verdanken, der seit seinem Amtsantritt vor mehr
als 35 Jahren eine Reihe früherer Khmer-Rouge-Funktionäre amnestiert hatte.
Zugleich wird Hun Sen nicht müde, weitere Gerichtsprozesse zu behindern.
Der Premier ist selbst ein früherer Offizier der Roten Khmer, der 1977 zu
den Vietnamesen übergelaufen war. Mehrfach hatte er deutlich gemacht, dass
es jenseits des kleinen Kreises von ursprünglich fünf Angeklagten – Duch
eingeschlossen – keine Verfahren mehr geben werde. Hun Sen, unter dessen
Herrschaft das Land zu einem „Einparteienstaat“ verkommen ist, hatte gar
gewarnt, es könnte einen neuen Bürgerkrieg geben, sollten noch mehr Details
aus Kambodschas finsterer Vergangenheit ans Licht kommen.
Echte Gerechtigkeit für die Opfer des Terrorregimes sieht anders aus. Von
der politischen Führung haben sie nichts mehr zu erwarten. Bis auf den
einstigen Staatschef der Roten Khmer, den zweimal zu „lebenslänglich“
verurteilten, heute 89 Jahre alten Khieu Samphan, lebt keiner der fünf
mehr.
Der ebenfalls zweimal zu „lebenslänglich“ verurteilte
Khmer-Rouge-Chefideologe Nuon Chea starb 2019. In zwei weiteren Fällen war
gar kein Urteil ergangen: Der Rote-Khmer-Außenminister Ieng Sary ist seit
2013 tot. Seine Frau, die einstige Sozialministerin Ieng Thirith, wurde
wegen Demenz für verhandlungsunfähig erklärt und starb 2015.
2 Sep 2020
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## AUTOREN
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