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       # taz.de -- Rechte Anschlagsserie in Berlin-Neukölln: Datenschützerin kritisiert Polizei
       
       > In der Neuköllner Anschlagsserie haben Polizisten offenbar unerlaubt
       > Daten von Opfern abgegriffen. Berlins Datenschützerin fehlt die
       > Transparenz.
       
   IMG Bild: Diese Drohung stand in einem Neuköllner Hausflur
       
       Berlin taz | Die Polizei mauert weiter in Bezug auf die rechtsextreme
       Anschlagsserie in Neukölln. Die Datenschutzbeauftragte des Landes Berlin,
       [1][Maja Smoltczyk], hat in einer ungewöhnlich deutlichen Pressemitteilung
       am Donnerstag kritisiert, dass die Polizei die Aufklärung von fragwürdigen
       Abfragen in Polizeidatenbanken verweigere. Es handele sich dabei um
       Abfragen von zwei Opfern im Neukölln-Komplex, an deren Wohnhäuser
       mutmaßlich Neonazis „9mm für (…) Kopfschuss“ geschrieben hatte ([2][taz
       berichtete]). Eine der Personen hatte sich bei der Datenschutzbeauftragten
       beschwert.
       
       Smoltczyk sagte: „Die Berliner Polizeibehörde offenbart durch die
       hartnäckige Verweigerung ihrer Mitwirkung ein bedenkliches
       Rechtsverständnis.“ Die lückenlose Aufklärung liege im Interesse der
       Polizei, die derzeit aufgrund der sich häufenden Fälle von unrechtmäßigen
       Datenabfragen und Kontakten zum rechtsextremen Spektrum im Fokus der
       Öffentlichkeit steht.
       
       Die Datenschützerin sagte das wohl auch mit Blick auf die jüngsten
       Verwicklungen im [3][Neukölln-Komplex] sagte, aber auch die hessischen
       [4][NSU 2.0-Drohbriefe]. Dort wurden Abfragen auf Polizeicomputern offenbar
       dazu genutzt, persönliche Daten und Anschriften von später bedrohten meist
       Frauen abzufischen.
       
       Zu den Berliner Abfragen sagte Smoltczyk, dass die Polizei auf Nachfrage
       nur einen Teil der kritischen Zugriffe nachvollziehbar erklären konnte.
       Mehrere Mahnschreiben und sogar ein direkter Brief an Polizeipräsidentin
       Barbara Slowik blieben laut Smoltczyk unbeantwortet.
       
       ## Polizei verstoße gegen feste Verpflichtungen
       
       Die Polizei hat laut Datenschutzbehörde nur pauschal behauptet, dass keine
       Anhaltspunkte für dienstlich nicht begründbare Anfragen vorlägen. Weitere
       Anfragen seien abgeblockt worden mit dem Hinweis auf „Verfahrensrechte der
       betroffenen Polizeibeamten“. Zudem habe die Polizei eine hinreichende
       Stichhaltigkeit der bei der Datenschutzbehörde eingegangenen Beschwerde
       angezweifelt.
       
       Aus Sicht der Datenschutzbeauftragten sind deswegen „die in Rede stehenden
       Datenabfragen durch Berliner Polizeibedienstete ungeklärt“. Die
       Einwendungen der Polizei spielten bei einer datenschutzrechtlichen Prüfung
       keine Rolle.
       
       Es ginge darum, mögliche strukturelle Probleme zu ermitteln und in Zukunft
       Missbrauch zu verhindern. Die Polizei verstoße mit ihrem Verhalten gegen
       die gesetzlichen festgelegten Verpflichtungen zur Kooperation mit der
       Datenschutzaufsichtsbehörde.
       
       Im Laufe der Neuköllner Anschlagsserie ist es seit Ende 2016 zu über 70
       Anschläge auf überwiegend gegen Neonazis engagierte Personen gekommen.
       Neben Brandanschlägen und Sachbeschädigungen kam es auch zu zahlreichen
       Drohungen gegen Personen.
       
       Obwohl eine große Sonderkommission ermittelt, gibt es es kaum Fortschritte
       in der Aufklärung. Zuletzt wurden sogar zwei zuständige Staatsanwälte
       [5][wegen mutmaßlicher Befangenheit und AfD-Nähe versetzt] – die
       Ermittlungen führt nun die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin.
       
       Smoltczyk nannte das Verhalten der Polizei „äußerst irritierend“. Sollte
       die Polizei auf die öffentliche Kritik nicht reagieren, werde sie den
       Vorgang dem Abgeordnetenhaus vorlegen und dort Bericht erstatten.
       
       13 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.datenschutz-berlin.de/fileadmin/user_upload/pdf/pressemitteilungen/2020/20200813-PM-mangelnde_Kooperation_Abfrage_Polizeidatenbanken.pdf
   DIR [2] /Rechte-Gewalt-in-Berlin-Neukoelln/!5575631/
   DIR [3] /Rechter-Terror-in-Berlin-Neukoelln/!t5612550
   DIR [4] /NSU-20/!t5578246
   DIR [5] /Rechte-Anschlagsserie-in-Neukoelln/!5702107
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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