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       # taz.de -- Faustballerin über ihren Sport: „Ein unbeschreibliches Gefühl“
       
       > Luca von Loh spielt bei Meister TV Jahn Schneverdingen und im
       > Nationalteam. Für ihren Sport wird sie oft belächelt, aber das ist ihr
       > egal.
       
   IMG Bild: Wenig Glamour: Wegweiser zu einem der Austragungsorte der Faustballweltmeisterschaft 2011 in Wien
       
       taz: Frau von Loh, wie schaffen Sie es, als Leistungssportlerin in einer
       Randsportart nicht zu verhungern? 
       
       Luca von Loh: Wir haben Sponsoren, aber es ist schwierig, welche zu finden.
       Nicht viele unterstützen den Sport Faustball. Aber nach der Saison kommen
       wir bei Null raus.
       
       Ist das bei Männerteams anders? 
       
       Nein. Man verdient überhaupt kein Geld mit Faustball. Alle
       Leistungssportler*innen arbeiten ganz normal Vollzeit, studieren oder
       machen eine Ausbildung. Wir bauen unser Leben um den Faustball herum.
       
       Geht das denn so einfach? 
       
       Das ist manchmal schwierig. Ich arbeite momentan als Kellnerin und da wird
       es nicht gerne gesehen, wenn ich sage, dass ich am Mittwoch und Freitag
       nicht arbeiten kann und auch am Wochenende öfters keine Zeit habe, weil wir
       einen Spieltag haben. Dann muss ich mich streiten, um frei zu bekommen.
       
       Also ist Ihnen Faustball wichtig… 
       
       Ja, sehr. Ich baue meine Zukunft um den Faustball herum. Ich plane, nicht
       weit von Schneverdingen wegzuziehen für mein Biologiestudium. Mein
       Wunschort ist Hannover, damit ich weiter in meinem Verein trainieren kann.
       
       Wie sind Sie überhaupt auf Faustball gekommen? 
       
       Durch eine Freundin, weil sie nicht alleine zum Training gehen wollte.
       Deshalb bin ich mitgekommen, aber ich wusste erst mal gar nicht, was
       Faustball ist.
       
       Wie würden Sie einem Laien den Sport erklären? 
       
       Ich sage dann immer, dass Faustball so ähnlich ist wie Volleyball. Nur das
       Feld ist größer und wir spielen auf dem Rasen. Auch ist der Ball aus Leder
       und schwerer als ein Volleyball. Er darf zwischendurch auf dem Boden
       aufkommen und wir spielen ihn mit einem Arm und der Faust, nicht mit der
       offenen Hand.
       
       Warum spielen Sie auf Top-Niveau Faustball und nicht Volleyball? 
       
       Ich fühle mich im Team wohl. Man verbringt jahrelang Zeit mit den Leuten.
       Die anderen und mein Verein wurden eine Familie für mich. Ich habe Freunde
       in ganz Deutschland.
       
       Trainieren Sie oft? 
       
       Zweimal die Woche für zwei Stunden. Eigentlich haben wir jeden Sonntag
       einen Punktspieltag in der Bundesliga. Dieses Jahr ist das anders, weil
       aufgrund von Corona unsere Saison kürzer ist. Wir hatten bisher nur zwei
       Punktspieltage und werden in drei Wochen nur noch die deutsche
       Meisterschaft spielen.
       
       Belächelt Ihr Partner oder Freundeskreis den Sport? 
       
       Definitiv. Ich werde sehr oft dafür belächelt, dass ich so viel Zeit in
       diesen Sport investiere. Es heißt dann immer: „Wir kommen einmal zum
       Training und dann sind wir auch direkt in der Bundesliga.“
       
       Wie weit ist denn der Schritt vom Verein bis hin zur Weltmeisterschaft? 
       
       Es fängt im U13 Jugendbereich an, dass die Nationaltrainer junge
       Spieler*innen aus den Vereinen sichten. Danach kann man an
       Bundeslehrgängen teilnehmen. Ich wurde zum Bundeslehrgang der U18, also der
       Nationalmannschaft, eingeladen. Wenn man den Sprung geschafft hat, kann es
       sein, dass man an der WM teilnimmt.
       
       Wie sieht es bei Ihnen mit der Weltmeisterschaft in diesem Jahr aus? 
       
       Die fällt aus wegen Corona. Es steht auch noch nicht fest, wann und wo sie
       nun stattfinden wird und ob sie überhaupt stattfindet. Deshalb hatte der
       Bundeskader in diesem Jahr erst einen Lehrgang. Aber vor der
       U18-Weltmeisterschaft in den USA hatten wir vier Lehrgänge, die zwischen
       zwei und vier Tage lang waren. Von den 24 Teilnehmer*innen am Anfang
       wurden von Lehrgang zu Lehrgang mehr ausgesiebt, bis klar war, wer zur WM
       mitkommt.
       
       Ist es eine Art doppelte Diskriminierung, dass Sie eine Frau sind und eine
       Randsportart spielen? 
       
       Das sehe ich nicht so. Klar ist es so, dass Frauensport leider nicht so
       viel geguckt wird wie Männersport. Und auch im Faustball wird dem
       Männersport mehr Beachtung geschenkt, aber das stört mich überhaupt nicht.
       
       Warum? 
       
       Mir geht es um das unbeschreibliche Gefühl beim Spielen und nicht um die
       Aufmerksamkeit, die der Sport erhält. Es ist unbeschreiblich, wenn man im
       Finale bei der deutschen Meisterschaft steht und noch einen Ball bekommt
       und noch einen Punkt macht und nach vielen Kämpfen endlich das Spiel
       gewinnt.
       
       25 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maike Krob
       
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