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       # taz.de -- Geplantes Verbot des Kükentötens: Systemwechsel verhindert
       
       > Der Gesetzentwurf gegen das Töten von Eintagsküken ist ein Fortschritt.
       > Noch besser wäre ein Verzicht auf „Hochleistungsrassen“.
       
   IMG Bild: Ein Küken des Augsburger Huhns, eines typischen Zweinutzungshuhns
       
       Männliche Hühnerküken kurz nach dem Schlüpfen zu töten, weil sie keine Eier
       legen, aber auch nicht genügend Fleisch ansetzen – das ist eine Barbarei,
       die verboten gehört. Bundesagrarministerin Julia Klöckner hat nun endlich
       einen Gesetzentwurf vorgelegt, der diese weit verbreitete Praxis zum 1.
       Januar 2022 untersagt.
       
       Das ist zu begrüßen. Denn falls die Pläne der CDU-Politikerin umgesetzt
       werden, könnten 45 Millionen Küken jährlich vor dem frühen Tod bewahrt
       werden. Aber [1][das grundsätzliche Problem der Hühnerhaltung] in
       Deutschland wird damit nicht gelöst: die Hochleistungsrassen, die so
       spezialisiert gezüchtet sind, dass die Hälfte der Tiere „entsorgt“ wird.
       
       Stattdessen [2][doktert Klöckner nur an Symptomen herum]: Sie will die
       Branche dazu zwingen, das Geschlecht von Hühnern schon im Ei zu bestimmen.
       Die Eier mit männlichen Embryonen sollen schon vor dem Schlüpfen zu
       Tierfutter verarbeitet werden. Dann kann die Agrarindustrie weiter
       krankheitsanfällige Rassen nutzen, die entweder viele Eier legen oder
       schnell wachsen. [3][Die Geschlechtserkennung im Ei] verhindert also den
       nötigen Systemwechsel. Wir müssen aber weg von einer Tierhaltung, die
       unsere Mitgeschöpfe völlig dem Profitstreben unterordnet.
       
       Die Lösung könnten zum Beispiel Zweinutzungshühner sein, also Rassen, die
       sowohl Eier als auch Fleisch in brauchbaren Mengen produzieren. Ja, diese
       Hühner sind nicht so wirtschaftlich wie hochspezialisierte Rassen. Aber die
       Bauern müssten laut einer Modellrechnung des Bayerischen Versuchs- und
       Bildungszentrums für Geflügelhaltung zum Beispiel nur 3,5 Cent mehr pro Ei
       bekommen, um ihre Mehrkosten wettzumachen.
       
       Das von der Union geführte Landwirtschaftsministerium könnte die Züchtung
       solcher Rassen viel stärker fördern. Doch von 2008 bis 2020 hat der Bund
       rund 6,5 Millionen Euro in die Entwicklung von Verfahren zur
       Geschlechtsbestimmung im Ei investiert und nur 1,5 Millionen in andere
       Alternativen zum Kükentöten. Die Lobby der Geflügelbarone findet bei
       CDU/CSU eben viel Gehör.
       
       9 Sep 2020
       
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