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       # taz.de -- Besetzung eines Kohlebaggers in Garzweiler: Fundamentalerfahrung in Gewahrsam
       
       > Ihr Protest gegen den Braunkohleabbau brachte zehn Leute hinter Gitter,
       > sie antworteten mit Hungerstreik. Der Polizei ging es um Abschreckung und
       > Bestrafung.
       
   IMG Bild: Am Rande des Tagebaus Garzweiler halten Polizisten eine Gruppe von AktivistInnen in Schach
       
       Zehn teils sehr junge Menschen saßen [1][fast eine Woche in
       Nordrhein-Westfalen in polizeilichem Gewahrsam]. Sie hatten einen
       Braunkohlebagger im Tagebau Garzweiler II besetzt und danach das Vorlegen
       ihrer Personalien verweigert, um zukünftige Betretungsverbote zu vermeiden
       und mögliche Schadenersatzforderungen des RWE-Konzerns. So ekelhaft der
       Knast war, so wertvoll war er offenbar auch, [2][der solidarische
       Hungerstreik inklusive]. Es sei eine „Fundamentalerfahrung“ gewesen.
       
       Im deutschen Polizeigewahrsam geht es, so die Lehre der Woche, sehr
       willkürlich zu, je nachdem, wo man landet. Manche Beamte seien höflich,
       sogar zugewandt gewesen, andere verhalten sich widerwärtig. Polizeiliche
       Willkür aber darf es in einem Rechtsstaat nicht geben. Offenbar sind
       PolizistInnen gar nicht vorbereitet auf solche Langzeitgewahrsamsfälle, vor
       allem dann nicht, wenn sie aus dem vertrauten Raster fallen.
       
       Manche Polizeibeamte zeigten sich beeindruckt von diesen jungen Leuten, die
       sich so vehement auf Kosten ihrer zeitweiligen Freiheit für ein Leben ohne
       oder zumindest mit beherrschbarer Klimakatastrophe einsetzen. Wie
       lächerlich sind da sechs Tage Hunger! Wir alle haben bestätigt bekommen,
       dass es dem Staat gar nicht um die Identität ging, sonst hätte man
       vehementer weitergeforscht, wer da die Zellen belegt. Es ging um
       Abschreckung und Bestrafung.
       
       Ähnlich geschehen 2018, als ein Kerpener Amtsrichter eine
       Hambach-Bewohnerin auch deshalb so harsch verurteilt, weil sie ihre
       Personalien für sich behielt. Ein Gewinn war die Woche auch für das
       bundespolitische Klima. [3][Armin Laschet (CDU)], der
       NRW-Ministerpräsident, der zeitlebens die RWE-Braunkohlegier hofierend
       abnickt und das rigide Landespolizeigesetz von 2018 initiiert hat, will
       Kanzler werden. Jetzt war er ungewollt Fortbildungsminister. Als
       Regierungschef wäre der Opportunist aus der Printenstadt eine Katastrophe.
       
       6 Sep 2020
       
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