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       # taz.de -- Nach dem Mord an Kuciak in der Slowakei: Ein verheerendes Signal
       
       > Der Freispruch im Mordfall des slowakischen Journalisten Jan Kuciak stieß
       > auf großen Unmut. Die Reporter ohne Grenzen hoffen auf die nächste
       > Instanz.
       
   IMG Bild: Entgeht vorerst einer Strafe: Marian Kocner war als Drahtzieher an dem Mord von Jan Kuciak angeklagt
       
       Vor zweieinhalb Jahren schockierte der [1][Mord an dem
       Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová]
       die Öffentlichkeit in der Slowakei und weit darüber hinaus. Nach dem Mord
       an Daphne Caruana Galizia auf Malta war es das zweite derartige Verbrechen
       in einem EU-Land innerhalb von nicht einmal fünf Monaten. Wie war so etwas
       mitten in Europa möglich? Diese Frage treibt auch uns bei Reporter ohne
       Grenzen seitdem um.
       
       Letzte Woche gab ein Gericht in der Slowakei eine schockierende Antwort:
       Solche Taten sind möglich, weil selbst im EU-Land Slowakei ein Journalist
       erschossen werden kann, ohne dass die Hinterleute der Tat zur Rechenschaft
       gezogen werden. In Pezinok [2][sprach ein Gericht den als Auftraggeber der
       Morde beschuldigten Geschäftsmann Marian Kočner aus Mangel an Beweisen
       frei].
       
       Kuciak hatte beim Nachrichtenportal Aktuality.sk über Korruption,
       Steuerhinterziehung und Verbindungen hochrangiger slowakischer Politiker
       zur italienischen Mafia recherchiert. Auch über die Geschäftsverbindungen
       Kočners hatte Kuciak wiederholt geschrieben – und war deshalb wenige Monate
       vor seinem Tod von ihm bedroht worden.
       
       Doch ins Gefängnis kommen vorerst nur diejenigen, die die Morde ausgeführt
       haben: [3][der geständige Todesschütze] für 23, sein Mittäter für 25 Jahre
       und ein Mittelsmann, der im Prozess als Kronzeuge auftrat, für 15 Jahre.
       Damit hat das Gericht die Chance vertan, ein dringend nötiges Zeichen gegen
       Straflosigkeit und mafiöse Strukturen in Staat und Gesellschaft der
       Slowakei zu setzen.
       
       Das ist ein verheerendes Signal an alle Journalistinnen und Journalisten,
       die unter großen persönlichen Risiken über korrupte und kriminelle
       Machenschaften berichten – zum Beispiel an Kuciaks Kollegen Peter Sabo, der
       Ende Juni eine Pistolenkugel in seiner Post fand. Wir hoffen nun, dass eine
       Berufungsinstanz auch die eigentlichen Drahtzieher der Morde an Ján Kuciak
       und Martina Kušnírová hinter Gitter schicken wird.
       
       6 Sep 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Dreyer
       
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