# taz.de -- Polizeieinsätze in Frankfurt und Hamburg: Noch mehr Gewalt
> Zwei Videos von brutalen Polizeiaktionen sorgen für Aufregung. Am
> Wochenende war ein ähnlicher Fall aus Düsseldorf bekannt geworden.
IMG Bild: Fixieren und Festnehmen: eine Übungssituation in der Ausbildung für Polizist*innen
Frankfurt a. M./ Hamburg taz | Die nächtliche Straßenszene, offenbar vom
ersten Stock aus mit einem Handy aufgenommen, zeigt gespenstische Bilder im
Zwielicht. In dem [1][Video] ist zu sehen, wie uniformierte Einsatzkräfte
einen jungen Mann im roten T-Shirt unsanft zu Boden ringen. Ein Polizist
rammt dem bereits Liegenden zweimal sein rechtes Knie in die Seite. Obwohl
ein zweiter Beamter den jungen Mann bereits überwältigt hat und rittlings
auf ihm sitzt, um ihn mit Kabelbindern zu fixieren, nähert sich ein
weiterer Beamter mit kurzgeschorenen blonden Haaren und tritt den am Boden
liegenden mit seinem Stiefel in die Seite.
Ein Kollege immerhin geht dazwischen und stellt sich zum Schutz vor den
Mann am Boden, ein älterer Kollege drängt den jungen Beamten schließlich
ab. Zu hören sind die Schmerzensschreie des Fixierten. Außerdem Proteste
von den rund zwanzig Personen, mit denen der Festgenommene offenbar
unterwegs gewesen war. Die werden von Polizeibeamten mit Pfefferspray vom
Schauplatz abgedrängt. Mindestens einem von ihnen sprühen die Beamten
Pfefferspray in die Augen.
Dieses Video ist echt. Es zeigt einen Polizeieinsatz im Kneipenviertel von
Frankfurt-Sachsenhausen vom frühen Sonntagmorgen. Das hat die Frankfurter
Polizei inzwischen bestätigt. „Der Festnahme vorausgegangen war ein
Platzverweis gegen eine alkoholisierte Gruppe, in der sich auch der spätere
Tatverdächtige befand. Aus der Gruppe heraus kam es zu diversen
Beleidigungen gegen die eingesetzten Polizeibeamten.
Der 29-Jährige soll darüber hinaus Beamte zum Teil ins Gesicht gespuckt
haben“, heißt es in einer ersten Presseerklärung des Polizeipräsidiums. Der
Mann habe sich seiner Festnahme „widersetzt, sodass er zu Boden gebracht
wurde und sein Widerstand gebrochen werden musste“, so die Polizei:
„Hierbei soll es zu [2][unzulässiger Gewaltanwendung] seitens der
Polizeibeamten gegen den am Boden liegenden Tatverdächtigen gekommen sein.
In dieser Phase schaltete sich der Einsatzleiter ein, nahm einen
Polizeibeamten zur Seite und meldete später den Vorfall intern. Es wurden
Ermittlungen wegen der Körperverletzung im Amt und wegen Widerstandes gegen
Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Gegen einen Beamten wurden bereits
dienstrechtliche Maßnahmen ergriffen“, so die Lesart der Polizei.
## Acht Polizist*innen gegen einen 15-Jährigen
Am Mittwoch war ein weiteres Video öffentlich geworden. Die Aufnahmen
zeigen Polizeibeamte, die den gefesselten Mann auch noch im Einsatzfahrzeug
mit Tritten und Schlägen misshandeln. Am Abend teilte die Frankfurter
Polizei schließlich mit, dass mittlerweile gegen drei Polizeibeamte
ermittelt wird; alle drei seien inzwischen vom Dienst suspendiert worden.
In einer ersten Reaktion nannte Landesinnenminister Peter Beuth, CDU, die
Übergriffe unakzeptabel und versprach Aufklärung.
In Hamburg sorgen derweil mehrere [3][Aufnahmen eines Polizeieinsatzes von
vorigem Montag], die auf Twitter und Facebook veröffentlicht wurden, für
heftige Diskussionen. Auf ihnen ist zu sehen, wie ein Jugendlicher von acht
Polizeibeamten eingekreist und nach einer Schubserei von diesen zu Boden
gebracht wird. Dabei wird gegen den 15-jährigen Pfefferspray eingesetzt.
Nach übereinstimmenden Aussagen von Zeug*innen und der Polizei hatte der
Jugendliche mit einem Elektroroller den Gehweg benutzt. Nach Darstellung
der Polizei sei der Einsatz „einfacher körperlicher Gewalt“ erforderlich
gewesen, um eine Personalienfeststellung durchzusetzen. Trotzdem werde „das
Einschreiten der Polizeibeamten vom Dezernat Interne Ermittlungen
überprüft“, teilte die Polizei mit.
Die Zeug*innen, die sich zu diesem Vorfall öffentlich geäußert haben,
beschreiben den Polizeieinsatz als übergriffig. „Er hat einen Schlag auf
den Kopf bekommen, nur weil er sich nicht ausweisen konnte“, berichtet ein
Passant.
Während die Linkspartei eine unabhängige Beschwerdestelle für
Polizeiübergriffe forderte, kann die Gewerkschaft der Polizei „sogenannte
Polizeigewalt“ nicht erkennen“ und warnt vor „einer Schwächung des
Rechtsstaates“ durch die losgetretene Diskussion.
Schon am Montag hatte ein [4][Video von einem Polizeieinsatz aus
Düsseldorf] für Entsetzen gesorgt. Die Aufnahmen zeigen einen Jugendlichen,
der von zwei Polizisten fixiert wird. Ein Polizist biegt ihm einen Arm auf
den Rücken, ein anderer [5][drückt ihm sein Knie auf Kopf und Nacken] –
ähnlich wie im Fall des schwarzen US-Amerikaners George Floyd, der durch
eine solche Polizeiaktion am 25. Mai getötet wurde.
19 Aug 2020
## LINKS
DIR [1] https://www.instagram.com/tv/CD-A1Wjq25G/?igshid=1c9zjwgb07vrx
DIR [2] /Schwerpunkt-Polizeigewalt-und-Rassismus/!t5008089
DIR [3] https://twitter.com/yerimseniavrupa/status/1295419330344243205
DIR [4] https://www.instagram.com/p/CD9Yp8dIhwG/
DIR [5] /Vorfall-bei-Polizeieinsatz-in-Duesseldorf/!5707538
## AUTOREN
DIR Christoph Schmidt-Lunau
DIR Marco Carini
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