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       # taz.de -- Schulstart trotz Corona in China: Fieber messen in der großen Pause
       
       > An manchen Orten Chinas besuchen Schülerinnen und Schüler schon seit März
       > wieder den Unterricht. Dabei gelten strenge Vorsichtsmaßnahmen.
       
   IMG Bild: Mit Drill und Maske: Erstklässler einer Pekinger Grundschule müssen stets Mundschutz tragen
       
       Peking taz | Einst bildete [1][Wuhan das Epizentrum des Corona-Ausbruchs].
       Diese Woche schickt die Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei
       seine 1,4 Millionen Schüler wieder in den Unterricht – nach mehr als einem
       halben Jahr Online-Lernens. Die letzte Region der Volksrepublik kehrt damit
       zum regulären Schulalltag zurück.
       
       Natürlich haben sich die Behörden mit strikten Notfallplänen für alle
       Eventualitäten vorbereitet: Die Schülerinnen und Schüler sollen demnach
       auch auf ihrem Heimweg Masken tragen und nach Möglichkeit U-Bahnen und
       Busse vermeiden. Das Lehrpersonal muss zudem einen täglichen
       Gesundheitsbericht an die Behörden vorlegen. Und wenn es zu einzelnen
       Infektionen kommen sollte, dann würde umgehend wieder auf Online-Unterricht
       von zu Hause umgestellt.
       
       Der Fall Wuhan zeigt die Nervosität der Behörden in China. Während im Land
       von 1,4 Milliarden dieser Tage ein neues Schuljahr anfängt, soll ein
       Aufflammen des Virus um jeden Preis vermieden werden. Die [2][benachbarte
       Sonderverwaltungszone Hongkong] liefert ein warnendes Beispiel dafür, dass
       die Entscheidung zur Schulöffnung wohlüberlegt sein sollte.
       
       Bereits Ende Januar wurden dort die knapp 900.000 Schüler in der
       Finanzmetropole nach Hause geschickt, als sich die Pandemie von Besuchern
       aus Festlandchina ausbreitete. Ende Mai schließlich schien die Situation so
       weit unter Kontrolle zu sein, dass die Schulen ihre Pforten wieder
       öffneten. Anfang Juli jedoch musste das Semester schließlich verfrüht
       beendet werden, nachdem eine weitere Coronawelle durch die ehemalige
       britische Kronkolonie ging – wobei es überraschenderweise bis dahin keine
       nachgewiesenen Corona-Infektionen in Hongkonger Schulen gab.
       
       ## Strenger Maskenschutz in Peking
       
       Deshalb ist man auch in Festlandchina überaus wachsam. Die Volksrepublik
       verfügt über den bislang wohl reichhaltigsten Erfahrungsschatz, wie man
       Unterricht im Zeitalter von Corona abhalten kann. Seit März gibt es nämlich
       bereits wieder physischen Schulalltag. Dann nämlich haben bereits einige
       ländliche Provinzen, die zu keinem Zeitpunkt stark von der Pandemie
       betroffen waren, ihre Bildungsstätten geöffnet.
       
       In einigen abgelegenen Regionen ist mittlerweile praktisch wieder alles
       beim Alten: Die Schüler haben während des Unterrichts sogar ihre Masken
       abgenommen und können den Unterricht de facto ohne Auflagen fortsetzen.
       
       In der Hauptstadt Peking hingegen, das allein aus politischem Willen
       „coronafrei“ gehalten werden soll, zeigt sich ein anderes Bild. Hier hat
       die Lokalregierung auch für das neue Schuljahr seit dem 29. August strenge
       Auflagen eingeführt: Sowohl Schüler als auch Lehrer müssen stets einen
       Maskenschutz tragen, nur bei Sportübungen im Freien – wenn Körperkontakt
       vermieden werden kann – dürfen diese abgenommen werden.
       
       Zudem gilt weiterhin ein Mindestabstand von einem Meter, der auch im
       Klassenzimmer durchgehalten wird. Schüler, die sich in den letzten zwei
       Wochen außerhalb Pekings aufgehalten haben, müssen einen Virustest
       vorweisen.
       
       ## Wärmebildkamera vor der Schule
       
       In weniger urbanen Gegenden hingegen lassen sich Abstandsregeln im
       strengeren Sinne kaum umsetzen. Das hat vor allem praktische Gründe: Bei
       durchschnittlichen Klassengrößen von über 30 Schülern und vergleichsweise
       kleinen Unterrichtsräumen lassen sich Abstände von mehr als einem Meter
       einfach nicht einhalten. Aus diesem Grund haben die meisten
       Lokalregierungen vor allem bei der Maskenpflicht auf strenge Vorgaben
       gesetzt.
       
       Für die gesamte Volksrepublik gelten jedoch ein paar grundlegende
       Maßnahmen: Vom Betreten der Schule bis hin zur letzten Stunde wird jedem
       Schüler mehrmals die Körpertemperatur gemessen. In den urbanen Städten wie
       Schanghai oder Shenzhen stehen dafür oftmals moderne Wärmebildkameras vor
       den Schulgebäuden bereit.
       
       Ansonsten werden klassische Fieberthermometer oder Handscanner benutzt.
       Nach dem Unterricht müssen die Eltern den Fiebermessjob übernehmen – und
       vorm Schlafengehen und nach dem Aufstehen die Temperatur ihrer Kinder in
       einer Chat-Gruppe durchgeben.
       
       Als am Montag, 31. August, die Parteizeitung der KP-Führung, People’s
       Daily, auf ihrem Social-Media-Account ein Video über das neue Schuljahr
       veröffentlichte, hagelte es von einigen Nutzern auch negative Kommentare.
       Viele Schüler berichten dort, dass sie ihre Internate über das gesamte
       Semester über nicht verlassen dürften. So schrieb ein User, ohne konkreter
       zu werden: „Ich wollte sehr gerne wieder zurück in die Schule gehen, aber
       da wusste ich noch nicht, dass ich in der Schule feststecke.“
       
       2 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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