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       # taz.de -- Kampf gegen Corona: Hoffnungsträger Südafrika
       
       > Südafrika war eines von der Pandemie am stärksten betroffenen Länder.
       > Jetzt zeigen sich Erfolge und der Präsident verkündet Lockerungen.
       
   IMG Bild: Der Lockdown in Südafrika galt als einer der härtesten weltweit
       
       Kapstadt taz | Der Lockdown in Südafrika galt als einer der härtesten
       weltweit – selbst in [1][Townships] kontrollierte das [2][Militär], nicht
       selten unverhältnismäßig brutal. Die Prognosen vor sechs Monaten waren
       düster, weil allen klar war, dass viele Regeln einfachster Hygiene dort, wo
       sich zwanzig Familien einen Wasserhahn teilen müssen, unmöglich einzuhalten
       sind.
       
       So erstaunte es auch niemanden, dass vor allem in Südafrikas Wintermonaten
       Mai bis Juli die Infektionsraten explodierten, Krankenhäuser überfüllt
       waren und selbst Schulen nach einem Versuch der Öffnung erneut schließen
       mussten.
       
       Doch seit Kurzem gilt Südafrika wieder einmal als Hoffnungsträger – sowohl
       für den afrikanischen Kontinent als auch international. Dies gilt umso
       mehr, als bisher etwa die Hälfte der gut 1,3 Millionen positiv auf Covid-19
       getesteten Afrikaner*innen in Südafrika leben und von den 33.000
       Verstorbenen fast 16.000 Südafrikaner*innen waren. Wenn hier Erfolge in der
       Bekämpfung der Pandemie gelängen, würde dies bedeutsam sein für den Rest
       des Kontinents.
       
       Diese Erfolge wurden erst Mittwochabend von Präsident Ramaphosa auch
       offiziell in den Fernsehnachrichten verkündet: „Mit Entschlossenheit und
       unter schwierigsten Bedingungen hat Südafrika dem schlimmsten Sturm
       widerstanden – wir sind nun in der Lage, unter Beibehaltung der zentralen
       Regeln von Maskentragen, Abstandhalten und Händewaschen, uns dem
       Wiederaufbau der Wirtschaft und dem Erlernen eines neuen normalen Lebens
       mit Covid-19 zu widmen.“
       
       Auf die Frage, was am Ende ausschlaggebend für den Rückgang der Infektionen
       und auch Todeszahlen war, äußerten Expert*innen verschiedene Vermutungen:
       Vom hohen Anteil junger Menschen in der Bevölkerung, von denen
       möglicherweise 12 Millionen infiziert waren, ohne ernste Symptome zu
       zeigen, bis hin zu höherer Resistenz gegen Infektionen bei armen Menschen,
       die als Kinder bereits schlechte hygienische Bedingungen überlebt hatten.
       
       ## „Höhepunkt der Pandemie erstmal überstanden“
       
       Gesundheitsminister Zweli Mkhize fasste es bescheiden zusammen: „In den
       letzten Monaten wussten wir nie wirklich genau, was zu erwarten war – und
       versuchten schlicht, auf den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein. So
       hatten wir Tage mit mehr als 11.000 Neuinfektionen, jetzt sind es weniger
       als 2.000. Wir können eindeutig sagen, dass wir den Höhepunkt der Pandemie
       erst mal überstanden haben. Gleichsam müssen wir wachsam bleiben.“
       
       Die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns für Südafrika sind katastrophal:
       Die Wirtschaftsleistung insgesamt ist um mehr als 50 Prozent
       zurückgegangen, mehr als 65 Prozent der Bevölkerung leben inzwischen unter
       der Armutsgrenze und rund 3 Millionen Menschen haben ihre festen
       Anstellungen verloren.
       
       So kündigte Präsident Ramaphosa am Mittwoch auch vor allem Lockerungen an,
       die neben mehr Bewegungsfreiheit im Alltag auf eine Wiederbelebung
       arbeitsintensiver Bereiche wie Tourismus und Gastronomie zielen: Ab 1.
       Oktober sollen internationale Flüge wieder möglich sein, wobei alle
       Reisenden bei Ankunft einen negativen Covid-19-Test vorweisen müssen, der
       nicht älter als 72 Stunden ist – bei Anzeichen von Symptomen könne trotz
       negativem Test noch eine 14-tägige Quarantäne verhängt werden. In Kürze
       würde auch eine Liste von Ländern mit hohem Risiko benannt werden, aus
       denen weiter keine Einreise möglich sei. Expert*innen vermuten hier Länder
       wie die USA, Brasilien, Indien, aber auch Frankreich und Großbritannien.
       
       Bis vor Kurzem war Südafrika selbst eines der „High Risk“-Länder. Ramaphosa
       machte deutlich, dass die „tödliche Pandemie“ längst nicht vorbei sei,
       sondern dass neue Test-Zielgruppen, Kontaktverfolgung über Handy-Apps und
       Südafrikas aktive Beteiligung an der Entwicklung eines Impfstoffes weiter
       hohe Priorität hätten.
       
       Dass er in der gleichen Fernsehansprache auch die neuen extremen Fälle von
       Korruption im Lande benannte und erneut die Forderung nach juristischer
       Verurteilung der Schuldigen forderte, wurde ebenso aufmerksam zur Kenntnis
       genommen wie die Ankündigung mehrerer konkreter Maßnahmen gegen die zu
       Lockdownzeiten eskalierte Gewalt gegen Frauen und Kinder. Niemand erwartet
       Wunder, aber seine Beharrlichkeit auch bei Themen, die keine leichten
       Erfolge zeitigen werden, ist erfreulich.
       
       17 Sep 2020
       
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