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       # taz.de -- Bayern vor dem Bundesliga-Start: Stabiler Dauerwille
       
       > Beim FC Bayern ist vor dem Geisterspiel gegen Schalke ein Großteil der
       > Kaderplanung abgeschlossen. Favorit ist der Klub auch ohne weitere
       > Zugänge.
       
   IMG Bild: Dehnen für den nächsten Sieg: Spieler des FC Bayern beim Training
       
       Manchmal sind es nur winzige Details im Training, die darauf schließen
       lassen, dass es ein bisschen anders werden könnte. Eine Spur weniger
       Engagement oder ein paar kleine Unkonzentriertheiten zum Beispiel. Beim FC
       Bayern war in den Tagen vor dem Bundesligastart an diesem Freitag gegen den
       FC Schalke 04 nichts davon zu beobachten – zumindest nicht in diesen
       öffentlichen oder halböffentlichen Trainingseinheiten. An der Säbener
       Straße ist alles so wie immer, seit Hansi Flick das Sagen hat. Und das ist
       für die Konkurrenz in der Bundesliga kein gutes Zeichen.
       
       Die Hoffnung, dass den Münchnern [1][nach dem Triple-Erfolg] der Ehrgeiz,
       jedes Spiel gewinnen zu wollen, abhanden gekommen sein könnte, machte der
       Trainer bereits vor ein paar Tagen zunichte. „Ich glaube nicht, dass meine
       Mannschaft Probleme hat mit der Motivation“, sagte er. „Die Spieler wollen
       Erfolg, die wollen auch den Erfolg bestätigen.“
       
       Flick hat ein gutes Gespür für diese Kleinigkeiten, die so viel verändern
       können, und vermutlich würde er die eine oder andere Bemerkung in der
       Öffentlichkeit fallen lassen, wenn er das Gefühl hätte, dass die Gier
       nachlässt nach den famosen vergangenen Monaten. Aber die Mannschaft scheint
       noch immer getrieben, ähnlich wie nach dem ersten Triple-Gewinn 2013, als
       sie unter dem damals neuen [2][Trainer Pep Guardiola] nach ein paar kleinen
       Anpassungsschwierigkeiten bis zum nächsten Frühjahr sehr dominant unterwegs
       gewesen war. Auch die aktuelle Mannschaft mache „charakterlich einen sehr
       gefestigten Eindruck“, findet der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz
       Rummenigge.
       
       Und ein paar Ziele bleiben den gefräßigen Bayern ja immer noch: die
       Siegesserie ausbauen, den deutschen und europäischen Supercup sowie die für
       Dezember geplante Klub-WM gewinnen. Aber da ist man bereits bei den Themen,
       die Flick ein paar Sorgen bereiten. Der Kader ist kleiner geworden, die
       Belastung aber größer. Nach den Abgängen der drei Leihgaben Coutinho,
       Perišić und Odriozola soll seit Donnerstag nun auch der Transfer von
       Thiago zum FC Liverpool fast perfekt sein.
       
       ## Thiagos Abgang
       
       Laut englischen Medienberichten einigten sie die beiden Klubs auf die von
       den Bayern geforderten 30 Millionen Euro Ablösesumme. Als neuer Feldspieler
       steht Flick im Moment nur Leroy Sané zur Verfügung, der andere,
       Abwehr-Talent Tanguy Nianzou, fehlt verletzt. Und der dritte Zugang,
       Alexander Nübel, löst lediglich Sven Ulreich, der womöglich den Verein noch
       verlässt, als Nummer zwei im Tor ab.
       
       Der straffe Terminplan und die fehlende Winterpause stellt alle
       Mannschaften vor große Herausforderungen, aber ganz besonders eben die
       Bayern. In den kommenden sechs Wochen bestreiten sie elf Spiele: Sechs in
       der Bundesliga und zwei in der Champions League, die in der zweiten
       Oktoberhälfte beginnen soll, bereits nächste Woche müssen sie zum Supercup
       nach Budapest, eine Woche später steht der deutsche Supercup auf dem
       Programm und Mitte Oktober das Nachholspiel der ersten DFB-Pokalrunde.
       
       „Die Bayern werden irgendwann in ein Loch fallen. Sie haben acht Monate
       keinen richtigen Urlaub gehabt“, sagte der ehemalige Profi Dietmar Hamann
       im Kicker. Der Bayern-Trainer denkt offenbar ähnlich – und will vorsorgen.
       Der Kader, da ist er sich sicher, ist nicht groß genug, zumal auch Javier
       Martínez weg will und die Personalie David Alaba noch ungeklärt ist.
       
       ## Die Causa Alaba
       
       Der Vertrag des Österreichers läuft aus. Die Bayern würden gerne
       verlängern, allerdings das Salär nicht derart verbessern, wie es der
       Spieler und dessen Berater Pini Zahavi gerne hätten. „Verrücktheiten“
       nannte Sportvorstand Hasan Salihamidžić im Kicker die Forderungen. Bisher
       plant Flick mit Alaba und beschränkt seine Wunschliste auf zwei Positionen:
       Er hätte gerne einen vierten Flügelspieler und einen weiteren
       Rechtsverteidiger. Als Voraussetzung für weitere Verpflichtungen nannten
       die Bayern-Verantwortlichen allerdings Transfererlöse. Nach dem Thiago-Deal
       hat Flick nun ganz gute Chancen, dass er bekommt, was er will.
       
       In anderer Hinsicht hat sich Flick den Saisonauftakt gewiss anders
       vorgestellt, als er nun wohl ablaufen wird. Wegen der gestiegenen
       Infektionszahlen in München dürfen am Freitagabend nun doch keine Zuschauer
       dabei sein. Das entschied die Stadt München am Donnerstagnachmittag. Davor
       hatte man noch eine Sonderregelung für die Bayern ausgahndelt. Die sah vor,
       dass die Arena am Müllberg zu zehn Prozent gefüllt werden darf. 7500 Fans
       wären demnach zum Spiel zugelassen worden. Oberbürgermeister Dieter Reiter
       (SPD) sprach in einer Mitteilung am Donnerstag dann von einem „falschen
       Signal“ und verwies auf aktualisierte Corona-Werte des Robert
       Koch-Instituts. Demnach ist die Inzidenzzahl in München über Nacht auf 47,6
       gestiegen.
       
       18 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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