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       # taz.de -- Ammoniumnitrat unterwegs nach Mali: 3.000 Tonnen Sprengstoff
       
       > Malis Bergbauindustrie hat Ammoniumnitrat bestellt – die gleiche
       > Chemikalie also, die in Beirut explodierte. Wegen des Putsches hing es in
       > Senegal fest.
       
   IMG Bild: Der Hafen von Dakar in Senegal: Hier lagert das gefährliche Ammoniumnitrat für Mali
       
       Berlin taz | Als wären Terror, Gewalt und ein Militärputsch nicht genug,
       kommt auf Mali in diesen Tagen eine weitere Herausforderung zu: mehrere
       tausend Tonnen Ammoniumnitrat – jene Chemikalie, von der am 4. August 2.750
       Tonnen im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut explodierten und die
       halbe Stadt in Schutt und Asche legten.
       
       Die Mali-Filiale der Sprengstofffirma Maxam hat das Ammoniumnitrat
       bestellt, zum Einsatz in Malis [1][Goldminen]. Nach Mali kommt das Produkt
       mangels eigenen Meereszugangs über Senegal. So wurden vor Kurzem 3.050
       Tonnen Ammoniumnitrat für Mali in der Transitzone des Hafens von Senegals
       Hauptstadt Dakar abgeladen und nahmen von dort ihren Weg.
       
       Am 18. August [2][putschte in Mali das Militär] und schloss die Grenzen. Am
       Freitag legte die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) nach
       und [3][schloss ihrerseits alle Grenzen zu Mali], auch von Senegal aus.
       Malis Militärjunta öffnete die Grenzen am Montag wieder, aber die
       Ecowas-Grenzschließung bliebt.
       
       Als der Grenzverkehr gestoppt wurde, waren erst 350 Tonnen Ammonniumnitrat
       nach Mali gelangt. 2.700 Tonnen blieben also in Dakar hängen. Das sorgte in
       Senegal für Aufregung.
       
       [4][Wie die Zeitung Le Soleil vorrechnete], richtete die Explosion in
       Beirut schwere Schäden in einem Umkreis von 10 Kilometern des Hafens an –
       und beim Hafen der Dreimillionenstadt Dakar „befinden sich der Amtssitz des
       Präsidenten, der Sitz der westafrikanischen Zentralbank, mehrere Banken,
       drei Krankenhäuser, das zentrale Regierungsgebäude und das Parlament in
       einem Umkreis von weniger als fünf Kilometern“.
       
       ## Senegal will das Zeug loswerden
       
       Damit Dakar nicht in die Luft fliegt, ordnete Senegals Umweltministerium
       also den Abtransport der explosiven Fracht an. Unter Verweis auf die
       Grenzschließung schlug der zuständige Spediteur Xlogue vor, das Zeug erst
       mal in Diamniadio, 30 Kilometer von Dakar entfernt, zwischenzulagern. Das
       lehnte das Ministerium ab. „Der Generalsekretär des Hafens hat mir
       versichert, dass das Produkt auf dem Weg nach Mali ist, unter Eskorte“,
       erklärte Umweltminister Abdou Karim Sall schließlich am Samstag [5][der
       Webseite Seneweb].
       
       Später wurde präzisiert, der Transport werde bis Mittwoch abgeschlossen
       sein; noch am Montag wussten Senegals Behörden laut Nachrichtenagentur AFP
       aber nicht, ob das Ammoniumnitrat tatsächlich die Grenze zu Mali passiert
       hat.
       
       Senegals Diskussion hat Malis Öffentlichkeit verunsichert. Wenn das stabile
       und friedliche Senegal, wo der Staat funktioniert, sich mit 2.700 Tonnen
       Sprengstoffmaterial nicht wohlfühlt, wie soll das dann Mali tun? Am
       Dienstag sah sich Marc Dabou, Generalsekretär des malischen
       Verkehrsministeriums, zu einer [6][Klarstellung] genötigt: Das sei alles
       ganz normal.
       
       ## Mali importiert Zehntausende Tonnen jedes Jahr
       
       Mali, führte das Ministerium aus, importiere ständig gigantische Mengen
       Ammoniumnitrat – über 19.000 Tonnen im Jahr 2018, über 21.000 im Jahr 2019,
       und dieses Jahr seien 12.700 vorgesehen. 700 Tonnen seien bereits da, für
       Sprengungen in den Goldminen Loulo und Goungoto.
       
       „Der Transport dieser Ware, eine übliche Bestellung von Bergbaufirmen zum
       Einsatz in den Bergwerken, findet in vollkommener Übereinstimmung mit den
       Regeln für den Transport gefährlicher Güter statt“, präzisierte das
       Ministerium. Man verlasse sich „auf allseitiges Verständnis“.
       
       Immerhin: Um zu den Goldminen von Loulo und Goungoto zu gelangen, die
       [7][die kanadische Bergbaufirma Barrick Gold betreibt], müssen die
       Lastwagen voller Ammoniumnitrat nicht weit fahren. Dieses Goldgebiet liegt
       im Westen Malis direkt an der senegalesischen Grenze.
       
       26 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Oekonomie-und-Sicherheit-im-Sahel/!5639474/
   DIR [2] /Staatsstreich-in-Mali/!5702846/
   DIR [3] /Westafrika-nach-Putsch-in-Mali/!5708919/
   DIR [4] http://lesoleil.sn/stockage-de-nitrate-dammonium-au-port-de-dakar-des-specialistes-dressent-la-liste-des-risques/
   DIR [5] https://www.seneweb.com/news/Societe/nitrate-d-ammonium-laquo-le-produit-est-_n_326924.html
   DIR [6] https://maliactu.net/wp-content/uploads/2020/08/118454807_1411103789080471_7960556388160117014_n-310x450.jpg
   DIR [7] https://www.barrick.com/Englishttps://www.barrick.com/English/operations/loulo-gounkoto/default.aspxh/operations/loulo-gounkoto/default.aspx
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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