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       # taz.de -- Abschluss des US-Republikaner-Parteitags: Trumps uninspirierte Düsternis
       
       > 70 Minuten lang spricht US-Präsident Donald Trump zum Abschluss des
       > Parteitags der RepublikanerInnen. Seine Message: Angstmache vor Joe
       > Biden.
       
   IMG Bild: Wahlkampf vor dem Weißen Haus – für Donald Trump kein Tabu
       
       New York taz | Es war eine der längsten Reden, mit denen je ein
       Präsidentschaftskandidat in den USA seine Nominierung angenommen hat. Aber
       was Donald Trump am Donnerstag Abend zum Abschluss des [1][Republikanischen
       Parteitags] inhaltlich geliefert hat, lässt sich in wenigen Worten
       zusammenfassen: Er machte Angst.
       
       Das tat er zwar schon bei seiner ersten Wahl vor vier Jahren. Aber im
       Gegensatz zu den ausländischen Kriminellen, Vergewaltigern und Dealern, vor
       denen er damals warnte, schürte er dieses Mal die Angst vor inneren Feinden
       – vor „gewalttätigen Anarchisten, Agitatoren und Kriminellen“, die
       angeblich seinen Herausforderer, den demokratischen Zentristen Joe Biden
       unter Kontrolle haben.
       
       In seiner mehr als 70-minütigen Rede warnte Trump davor, dass die USA mit
       der Wahl von Biden in die Gewalt und das Chaos versinken würden, in denen
       sich nach seiner Beschreibung schon jetzt die demokratisch regierten
       Großstädte befinden.
       
       Wenig überraschend beschrieb Trump sich selbst als den größten
       US-Präsidenten seit Abraham Lincoln. Aber die großen Themen, die in diesem
       Jahr weite Teile der US-Öffentlichkeit umtreiben, kamen bei ihm gar nicht
       erst vor. Er sagte nichts über die Massenarbeitslosigkeit und nichts über
       die [2][Verarmung] von Dutzenden Millionen seiner Landsleute, brachte
       ausschließlich Erfolgsmeldungen über seinen Umgang mit dem Corona-Virus, an
       dessen Folgen in den USA bereits mehr als 180.000 Menschen gestorben sind,
       [3][kein Wort über den Rassismus] und die Polizeigewalt und schwieg
       komplett über die Klimakrise.
       
       ## Amtssitz für Wahlkampfzwecke missbraucht
       
       Die seltsam uninspirierte Rede, bei der Trump sich auf die Anklage gegen
       Biden konzentrierte, als wäre er der Herausforderer und nicht der
       Amtsinhaber, beendete [4][einen bizarren] [5][viertägigen republikanischen]
       [6][Parteitag]. Trump hielt seine Rede vor rund 1.500 Gästen, die dicht
       beieinander saßen und von denen fast niemand eine Maske trug. Das Finale
       spielte komplett im Garten des Weißen Hauses. An einem Schauplatz, der seit
       den Anfängen der US-Geschichte für überparteiliche Politik-Geschäfte
       reserviert ist.
       
       Nie zuvor hat ein US-Präsident seinen Amtssitz, der ein bundeseigenes
       Gebäude ist, für eine Wahlkampfveranstaltung benutzt. Aber Trump hat sich
       im Laufe des Parteitags immer wieder mit Video-Clips von dort eingeblendet.
       Unter anderem begnadigte er einen verurteilten Bankräuber und überreichte
       an fünf Immigranten die Dokumente der US-Staatsangehörigkeit. Von den Fünf
       wussten laut New York Times mehrere nicht, dass Trump sie für seinen
       Wahlkampf vereinnahmte.
       
       Zum Abschluss seines [7][Parteitags] organisierte Trump – auch das ein
       Bruch mit den Usancen und ein Stinkefinger für die ganz überwiegend
       demokratische Bevölkerung der US-Hauptstadt – ein Feuerwerk über der Mall
       im Zentrum von Washington, die ebenfalls Bundesbesitz ist. Inmitten seiner
       Wahlkampfrede an seinem offiziell überparteilichen Amtssitz sagte Trump am
       Donnerstag: „Wir sind hier – sie nicht“. Viele Demokraten interpretierten
       das als neuerliche Drohung, dass Trump bei einer Wahlniederlage im November
       nicht bereit ist, freiwillig zu gehen.
       
       Schon [8][am Dienstag hatte die First Lady] den Rosengarten des Weißen
       Hauses für ihren Auftritt auf dem Parteitag genutzt. Sie erschien in einem
       hautengen militärgrünen Kostüm und versuchte, ihren Mann als „einfühlsam“
       und „liebend“ darzustellen.
       
       ## Zielgruppe der Rede: die eigene radikale Basis
       
       Auch der US-Außenminister verletzte die Regeln seines eigenen Ministeriums,
       das parteipolitisches Engagement im Dienst ausdrücklich verbietet. [9][Mike
       Pompeo] schaltete sich von einer Dienstreise nach Israel in den Parteitag
       ein. Auf einem Dach in Jerusalem pries er Trumps Verdienste um den „Frieden
       im Nahen Osten“. Seine Begründung: Trump habe den Atomvertrag mit dem Iran
       aufgekündigt, habe die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt und
       einen Vertrag zwischen Israel und den Arabischen Emiraten angebahnt.
       Anschließend erklärte die Pressestelle des Ministeriums, Pompeo habe in
       seiner Freizeit gesprochen und dem Ministerium seien dadurch keine Kosten
       entstanden.
       
       Es war eine „düstere, wütende Rede“, sagte der demokratische
       Präsidentschaftskandidat Biden am Donnerstag Abend über Trumps Ansprache.
       Die demokratische Chefin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärte
       am Donnerstag, sie würde es nicht befürworten, dass Biden Trump durch eine
       Fernsehdebatte aufwerten würde.
       
       In seiner Rede richtete Trump sich wie bei sonstigen Wahlkampfauftritten
       vor allem an seine radikale Basis. Er jonglierte auch erneut mit
       rassistischen Andeutungen. Darunter mit der Drohung, Biden würde ihre
       Vororte zerstören – was auf ein Programm der DemokratInnen anspielt,
       Wohnungen für arme und afroamerikanische Familien in weißen
       Mittelschichtvororten zu bauen.
       
       Für Trump ist Biden einer, der „auf der falschen Seite der Geschichte“
       stehe. Als Beispiele zählte Trump Dinge auf, mit denen er auch schon in
       seinem ersten Wahlkampf gegen Hillary Clinton angetreten ist. Darunter die
       Freihandelsabkommen. Dieses Mal fügte er mahnend China hinzu. Laut Trump
       werden die USA China gehören, falls Biden gewählt wird.
       
       Während Trumps Rede fand in den Basketball- und Baseballstadien der USA ein
       [10][historischer Streik] von SportlerInnen statt. Sie protestierten damit
       gegen die Polizeigewalt und den Rassismus, den Trump bestreitet. Von dem
       Vorplatz des Weißen Hauses schallten der Lärm einer Demonstration in den
       Garten. Unter anderem ertönte vor dem Weißen Haus der Slogan: „Sperrt ihn
       ein“.
       
       28 Aug 2020
       
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