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       # taz.de -- Wachstum bei Rügenwalder und Wiesenhof: Veggie boomt auch wegen Corona
       
       > Rügenwalder Mühle verbucht erstmals mehr Umsatz mit vegetarischen als mit
       > Fleischprodukten. Das liegt auch an Bedingungen in der Fleischindustrie.
       
   IMG Bild: Fleisch oder Gemüse?
       
       Berlin Die Corona-Pandemie mit verstärkten Diskussionen über die
       Hygienebedingungen in deutschen Schlachthöfen beschleunigt den
       Veggie-Trend. Beim Wursthersteller [1][Rügenwalder Mühle] stieg der Umsatz
       mit fleischfreien Produkten im ersten Halbjahr 2020 um insgesamt 50 Prozent
       gegenüber demselben Vorjahreszeitraum an. In einigen Monaten verzeichnete
       das Unternehmen teils Umsatzzuwächse von bis zu 100 Prozent bei seinen
       fleischlosen Alternativ-Produkten. Im Juli wurde erstmals mehr Umsatz mit
       Veggie als mit Fleisch generiert.
       
       Auch die Wettbewerber, die lange nur auf konventionelle Waren setzten,
       spüren den Trend. „Der Bruzzler Veggie zum Beispiel liegt gegenüber dem
       Vorjahr mit über 44 Prozent Absatzzuwachs deutlich im Plus“, sagt eine
       Sprecherin des Hähnchenproduzenten Wiesenhof. Rügenwalder habe mit seinen
       Produkten als eine der ersten Firmen „auf einen Trend reagiert, den wir
       seit langem fordern“, sagt Martin Geilhufe vom [2][BUND Naturschutz in
       Bayern].
       
       Er verweist auf die Klimabilanz von Lebensmitteln und fordert „einen
       geringeren CO2-Abdruck.“ Vegetarische Produkte wären zwar ein Fortschritt
       für das Tierwohl, man müsse aber die Ökologie als Ganzes betrachten. Die
       Aktualität der Fälle beim Fleischhersteller Tönnies zeige, „was wir in der
       Landwirtschaft verändern müssen“, so Geilhufe.
       
       Inzwischen setzt selbst der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé auf Veggie
       – und steigerte im ersten Halbjahr 2020 seinen Umsatz mit pflanzenbasierten
       Produkten um 40 Prozent. Gerade hat Nestlé im Heimatmarkt eine vegane
       Alternative zu Thunfisch auf den Markt gebracht. „Vuna“ – auf der Basis von
       Erbsen- und Weizenprotein und mit natürlichen Aromen soll bald auch in
       Deutschland verkauft werden.
       
       ## Zuwachs überdurchschnittlich
       
       Zielgruppe seien die „Flexitarier“, so Stefan Palzer, Nestlés Chief
       Technology Officer. Also Leute, die aus Gesundheits-, Klima- oder
       Tierschutzgründen weniger Fisch und Fleisch essen, aber auf den Geschmack
       solcher Produkte nicht verzichten wollen oder können.
       
       Alternativprodukte machen bisher zwar nur einen kleinen Anteil am Umsatz
       von Fleisch aus, sie wachsen aber überdurchschnittlich im Vergleich zum
       konventionellen Fleischsektor: Dieser legte zuletzt um sechs Prozent zu,
       die fleischlosen Alternativen um 25 Prozent im vergangenen Jahr.
       Fleischlose Burger oder vegane Wurst sind damit keine Nischenprodukte mehr,
       sondern bei der Masse der Verbraucher angekommen.
       
       Studien gingen davon aus, dass 10 bis 40 Prozent der tierischen Produkte
       durch alternative Proteinquellen ersetzt werden, sagt Godo Röben, Mitglied
       der Geschäftsleitung bei Rügenwalder Mühle: „Es gibt jetzt ein wahnsinniges
       Wachstum. Und es gibt keinen Lebensmittelhersteller, der das Thema nicht
       aufgreift.“ Noch ist Rügenwalder allerdings nur ein mittelgroßes
       Unternehmen mit knapp 700 Mitarbeiter*innen und einem Jahresumsatz von etwa
       242 Millionen Euro im Jahr 2019.
       
       30 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ruegenwalder.de/unternehmenskommunikation-und-social-media/2020/ruegenwalder-muehle-setzt-erfolgsgeschichte-des-vorjahres-fort
   DIR [2] http://www.bund-naturschutz.de/energie/klimaschutz.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Ruhsert
       
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