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       # taz.de -- Großes Protestwochenende in Bangkok: „Dieses Land gehört dem Volk“
       
       > Thailands Jugend fordert mit der größten Demonstration seit dem Putsch
       > 2014 die reaktionäre Elite heraus und verlangt eine Reform der Monarchie.
       
   IMG Bild: Demonstrierende mit der Plakette „Dieses Land gehört dem Volk“ am Sonntag in Bangkok
       
       BERLIN taz | Der Tag zwei des Massenprotests in Bangkok begann früh:
       [1][Führende Köpfe] der studentischen Protestbewegung hatten bereits am
       Vorabend eine Überraschung versprochen, am Sonntag war es dann so weit: Sie
       ließen eine Plakette in den Boden des „Sanam Luang“ (Königliches Gelände)
       einmauern. Auf der Inschrift war zu lesen: „Morgendämmerung, 20. September
       2020“, umrandet von Worten, die übersetzt etwa lauten: „Die Menschen sollen
       wissen, dass dieses Land dem Volk gehört, nicht dem König.“
       
       Die neue „Volksplakette“ dient als Ersatz für jene, die einst in den
       Asphalt des einige Kilometer entfernten „Royal Plaza“ eingelassen worden
       war, aber im April 2017 auf mysteriöse Weise „verschwand“.
       
       Diese Gedenktafel hatte an die friedliche Revolution von 1932 erinnert, in
       deren Folge die absolute Monarchie abgeschafft und die konstitutionelle
       ausgerufen worden war. Ein solch symbolischer Akt wäre in demokratisch
       regierten Ländern mit einer konstitutionellen Monarchie, die diesen Namen
       verdient, völlig legitim.
       
       In Thailand jedoch kommt dies einem Affront gleich. Des Weiteren erklärten
       die Initiatorinnen und Initiatoren, sie hätten einem Vertreter der
       königlichen Leibgarde eine Petition übergeben, in der sie erneut forderten,
       dass Thailands Monarchie grundlegend reformiert werden müsse.
       
       ## Ein Wochenende des Protests
       
       Damit endet ein Wochenende des Protests gegen das Regime unter Ex-Juntachef
       Prayut Chan-ocha, der als damaliger Armeechef im Mai 2014 den Putsch gegen
       die demokratisch gewählte Regierung von Yingluck Shinawatra angeführt
       hatte.
       
       Laut Polizei hatten [2][am Vorabend] 20.000 Menschen an der Kundgebung auf
       den Sanam Luang teilgenommen. Die Organisatoren selbst sowie einige
       thailändische Medien bezifferten die Anzahl weit höher.
       
       Schon [3][vor sechs Wochen] hatten sich die Studierenden im sogenannten
       Thammasat-Manifest für eine grundlegende Reform der Monarchie unter
       [4][König Maha Vajiralongkorn] ausgesprochen. Der residiert bekanntlich
       lieber luxuriös in Bayern, statt sich in Bangkok um die Belange seines
       Volkes zu kümmern.
       
       ## Der König sollte keine Putsche mehr absegnen dürfen
       
       In der Erklärung vom 10. August hatte die junge Generation unter anderem
       verlangt, dass es möglich sein müsse, Fehlverhalten des Monarchen zu
       untersuchen. Auch dürfe ein Staatsoberhaupt künftig keine Militärputsche
       mehr absegnen, wie es seit 1932 regelmäßig vorgekommen ist.
       
       „Wir sind nicht gegen die Monarchie als Institution“, hatte ein Aktivist am
       Samstag betont. „Aber wir sind gegen jene Unbelehrbaren, die sich auf die
       Seite der Monarchie stellen, um politischen Nutzen daraus zu ziehen.“
       
       Das zielt auf die Armee, die Putsche mit dem „Schutz“ des Königshauses
       rechtfertigt, aber als selbst ernannte „Wächterin der Monarchie“ in
       Wirklichkeit nur die eigene Macht festigen will. Insbesondere wiederholten
       die Protestierenden ihre Forderung nach einer Verfassung, die gleiches
       Recht für alle garantiert und nicht dazu dient, den Machtanspruch einer
       kleinen Elite zu sichern.
       
       ## „Rothemden“ als Nährboden des Thammasat-Manifests
       
       In seiner komprimierten Form gilt das Thammasat-Manifest als beispiellos.
       Einen Nährboden dafür hatten vor Jahren die sogenannten „Rothemden“
       bereitet, von denen manche ebenfalls an den aktuellen Protesten teilnahmen.
       Diese sind weitgehend Anhänger von Ex-Premierminister Thaksin Shinawatra,
       der am 19. September 2006 vom Militär gestürzt worden war.
       
       Die „Rothemden“ hatten den Status quo von „Nation, Religion, König“ auf
       ähnliche Weise herausgefordert, aber schon für weitaus weniger brisante
       Forderungen bitter bezahlen müssen: Als sie die Auflösung des Parlaments
       und Neuwahlen verlangt hatten, wurden ihre Kundgebungen im Mai 2010 von der
       Armee blutig niedergeschlagen.
       
       20 Sep 2020
       
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