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       # taz.de -- Ökonom Ottmar Edenhofer ausgezeichnet: Preis für CO2-Preis-Vorkämpfer
       
       > Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer erhält den diesjährigen Umweltpreis der
       > Bundesstiftung Umwelt DBU. Geehrt wird sein Kampf für die CO2-Bepreisung.
       
   IMG Bild: Chef des Potsdam-Institus für Klimafolgenforschung Ottmar Edenhofer
       
       Berlin taz | Mit Preisen kennt sich Ottmar Edenhofer nun wirklich aus: Seit
       etwa 15 Jahren bearbeitet der Ökonom und Chef des Potsdam-Institus für
       Klimafolgenforschung (PIK) die Politik, seine Zunft und die Öffentlichkeit
       mit der Forderung, Kohlendioxid müsse überall einen ordentlichen Preis
       bekommen, um das Versagen des Marktes zu beenden.
       
       Letztes Jahr erzielte der weltweit renommierte Wissenschaftler einen
       kleinen Erfolg: Im Klimapaket der Bundesregierung tauchte ein CO2-Preis für
       Verkehr und Gebäude auf (wenn auch in eher homöopathischen Dosen).
       
       Nun bekommt Edenhofer einen richtig großen Preis: Die Deutsche
       Bundesstitfung Umwelt DBU verleiht ihm ihren Umweltpreis 2020, für
       „entscheidende Impulse im Diskurs über finanzielle Anreize als Instrument
       für mehr Klima- und Umweltschutz“. Edenhofer teilt sich Europas
       bestdotierte Öko-Auszeichung (500.000 Euro) mit dem Geschwisterpaar
       Trappmann, das seine Blechwarenfabrik in Limburg auf Umweltschutz trimmt.
       
       ## „Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten“
       
       Ottmar Edenhofer ist neben Co-Leiter des PIK (zusammen mit Johan Rockström)
       auch Professor an der TU Berlin und Chef des Thinktanks Mercator Research
       Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Dazu schreibt er mit
       KollegInnen regelmäßig Studien und Papers. Edenhofer berät unter anderem
       die Bundesregierung und die Weltbank und legte 2014 als Hauptautor des
       UN-Klimarats IPCC dar, dass sich Klimaschutz auch ökonomisch rentiere. Sein
       Credo: „Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten.“
       
       Der 1961 in Niederbayern geborene Edenhofer wollte ursprünglich
       katholischer Priester werden. Als Mitglied des Jesuitenordens betreute er
       im Bosnien-Krieg Flüchtlinge. Geblieben ist dem inzwischen verheirateten
       zweifachen Vater die Verbindung zur Kirche: 2015 beriet er Papst
       Franziskus, als der seine einflussreiche Öko-Enzyklika „Laudato Si“
       schrieb.
       
       Den Kapitalismus will der Ökonom reformieren, nicht abschaffen. Er fordert
       staatliche Eingriffe wie Regeln und Steuern, andererseits plädiert er für
       nachhaltiges Wirtschaftswachstum, um vor allem in Entwicklungsländern die
       Armut zu bekämpfen.
       
       „Der Preis ist eine große Ehre und kommt überraschend“, sagte Edenhofer der
       taz. „Ich hätte am Beginn meiner Arbeit nie gedacht, dass dieses Thema so
       prägend würde. Ich meinte: Das liegt doch auf der Hand, dass externe Kosten
       in die Preise einfließen müssen.“
       
       Er habe unterschätzt, wie sensibel die Politik auf höhere Energiepreise für
       Arme oder Landbewohner reagiere, etwa wenn Benzinpreise duch CO2-Abgaben
       steigen, sagt Edenhofer.
       
       Seine Vorschläge, die Einnahmen aus den CO2-Einnahmen des Klimapakets
       sozialverträglich auszugleichen und an die Menschen zurückzugeben, wurden
       von der Koalition allerdings ignoriert. Edenhofer hat in seinen Jahren der
       Politikberatung auch gelernt: In der Politik setzt sich nicht immer die
       beste Lösung durch.
       
       Bis 2009 beriet er auch den damaligen SPD-Außenminister Frank Walter
       Steinmeier. Der überreicht ihm nun am 25. Oktober als Bundespräsident den
       Umweltpreis.
       
       2 Sep 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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