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       # taz.de -- „Blackrock-Tribunal“ in Berlin: Verschärfter Klassenkampf
       
       > Bei dem Tribunal wurden die Machenschaften des Finanzdienstleisters und
       > seine Macht auf dem Wohnungsmarkt untersucht. Das Urteil war eindeutig.
       
   IMG Bild: Nicht nur in Berlin gibt es Protest gegen Blackrock, sondern auch in New York vor dem Firmensitz
       
       Berlin taz | „Das Unternehmen Blockrock mit dem juristischen Sitz in der
       US-amerikanischen Finanzoase Wilmington, Delaware, und dem operativen
       Hauptsitz in New York wird aufgelöst. Das betrifft auch alle
       Tochtergesellschaften in den USA und im Ausland.“ Dieses Urteil sprach der
       Privatdozent der Freien Universität Berlin (FU) Lutz Mez am Sonntagmittag
       im vollbesetzen Saal des Restaurants MaMa am Pariser Platz. Dorthin hatten
       die OrganisatorInnen des [1][„Blackrock Tribunals“ zu ihrer Abschlussrunde]
       geladen.
       
       Am Samstag hatten sich 150 BesucherInnen in einem Veranstaltungsraum des
       FU-Campus über viele Stunden mit dem Gebaren des weltweit einflussreichen
       Finanzdienstleisters Blackrock befasst. ExpertInnen nahmen desse Rolle auf
       dem Gebiet der Umwelt, der Ökonomie und der Rüstung kritisch unter die
       Lupe.
       
       ## Die VerteidigerInnen ließen sich nicht blicken
       
       Wie es sich für ein juristisches Tribunal gehört, waren auch VertreterInnen
       der Angeklagten eingeladen. Diese Rolle sollte – nicht zufällig – der
       [2][langjährige Blackrock-Aufsichtsrat Friedrich Merz] übernehmen. Doch der
       aktuelle Kandidat für den CDU-Vorsitz ist leider nicht erschienen. Die
       Organisatoren waren darauf vorbereitet: Dafür übernahm der Kabarettist Max
       Uthoff die Rolle des Blackrock-Verteidigers.
       
       Die meiste Zeit gehörte indes den AnklägerInnen. Darunter waren auch
       Berliner MietrebellInnen, die seit Jahren unter anderem gegen die Macht von
       Blackrock kämpfen. „Durch den politischen Ausverkauf von Wohnungen ist erst
       die Aufkäufermacht von Konzernen wie Deutsche Wohnen und Vonovia
       entstanden“, erklärte Karin Baumert von der Initiative „Zwangsräumung
       verhindern“. „Mit Aktienrenditen von 21 Prozent bei der Blackrock-Tochter
       Deutsche Wohnen ist für die MieterInnen eine Ausbeutungssituation
       entstanden, die einen Frieden mit den MieterInnen unmöglich macht.“
       
       ## Gegenwind von unten
       
       Andere RednerInnen verwiesen darauf, dass die Beschränkung oder sogar
       Auflösung von Konzernen wie Blackrock nur durch eine starke soziale
       Bewegung von unten zu erreichen ist. Doch hier wurden auch Differenzen
       unter den TeilnehmerInnen deutlich. Peter Grottian, Politologe und einer
       der Tribunal-Organisatoren, beschwor den langen Atem und erklärte, dass es
       weltweite Erfolge frühestens in Jahrzehnten geben wird. Eine andere
       Rednerin hingegen verwies darauf, dass in den nächsten Monaten in Berlin
       mit der Kampagne für den Volksentscheid „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“
       eine entscheidende Schlacht auch gegen Blackrock geschlagen werde.
       
       „Blackrock steht für einen verschärften Klassenkampf“, sagte der Politologe
       Philipp Metzger, der zur Finanzialisierung des Kapitalmarkts promoviert hat
       und auf dem Tribunal zur Tarifflucht von Wohnungskonzernen sprach. Er
       erinnerte daran, dass auch Vonovia – ebenfalls eine mögliches Opfer des
       Enteignungsvolksbegehrens – am Kampf gegen aktive GewerkschafterInnen
       beteiligt ist. Mittlerweile hat der in Verdi für Wohnungswirtschaft
       zuständige Landesfachbereichsvorstand Besondere Dienstleistungen alle
       GewerkschafterInnen zur Unterstützung des Volksbegehrens aufgerufen.
       
       27 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tribunal-gegen-Blackrock-in-Berlin/!5711812
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       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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