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       # taz.de -- Rekordniederlage von Manchester City: Nur Geld fehlt nicht
       
       > In der Premier League rätselt man nach einem 2:5 gegen Leicester über den
       > Zustand von Manchester City. Auch über Trainer Guardiola wird spekuliert.
       
   IMG Bild: Bedröppelt: Spieler von Manchester City nach dem fünften Tor von Leicester
       
       Auch ein so hoch dekorierter und weltweit verehrter Trainer wie Pep
       Guardiola macht noch neue Erfahrungen. Bei Manchester Citys 2:5-Apokalypse
       gegen Leicester City musste der Spanier zum ersten Mal in 686 Spielen als
       Coach zusehen, wie eine von ihm betreute Mannschaft fünf Tore kassierte. In
       der Bewertung der ersten Niederlage im zweiten Premier-League-Saisonspiel
       verwies Guardiola auf den sonderbaren Hergang. Leicester hatte dreimal per
       Elfmeter getroffen, das war zuvor noch keinem Team in der Liga gelungen.
       „Wenn man drei Elfmeter verursacht, kann man nicht gewinnen“, stellte der
       Trainer fest.
       
       Das stimmt natürlich. Fakt ist allerdings, dass diese Niederlage kein
       Ausrutscher war, keine Fügung unglücklicher Umstände oder sogar eine
       Verschwörung des Schicksals, wie Mittelfeldspieler Rodri vermutete („Der
       Fußball war nicht fair zu uns“). Der Zusammenbruch gegen Leicester um den
       überragenden Dreifach-Torschützen Jamie Vardy legte brutal die
       strukturellen Schwächen in Guardiolas Mannschaft offen.
       
       Diese waren schon in der Vorsaison kaum zu überdecken, als City 18 Punkte
       [1][hinter dem FC Liverpool] landete. In dieser Spielzeit planen die
       Himmelblauen [2][die Rückeroberung des Titels], doch die Fünf-Tore-Klatsche
       bewies, wie dramatisch der Verfall beim Meister von 2018 und 2019 ist.
       „Sich vorzumachen, dass dies einfach nur ein Freak-Ergebnis war, wäre der
       größte Fehler überhaupt“, mahnte der Independent.
       
       Die größte Problemzone ist die Abwehr. Sie ist höchsten Anforderungen nicht
       gewachsen. Und das, obwohl Guardiola seit seiner Ankunft vor vier Jahren
       fast eine halbe Milliarde Euro alleine in Verteidiger investiert hat.
       Einige davon sind schon wieder weg (Danilo, Angeliño), andere sind
       unzuverlässig oder oft verletzt (Kyle Walker, John Stones, Benjamin Mendy,
       Aymeric Laporte). Zur neuen Spielzeit kam der Niederländer Nathan Aké von
       Absteiger Bournemouth. Weil dieser aber höchstens eine gute Ergänzung ist,
       befindet sich der nächste Innenverteidiger im Anflug. Für 71 Millionen Euro
       wird der Portugiese Rúben Dias von Benfica Lissabon abgeworben.
       
       ## Fälliger Umbruch
       
       Wegen der ständigen Umbauten in der Defensive ist Manchester City dabei,
       einen fälligen Umbruch zu verschlafen. Den aus Altersgründen im vergangenen
       Jahr ausgeschiedenen Kapitän Vincent Kompany hat der Verein nicht adäquat
       ersetzt. Den Abschied von Mittelfeld-Ikone David Silva in diesem Sommer
       versucht Manchester City mit Phil Foden aus dem eigenen Nachwuchs
       aufzufangen.
       
       Am Talent des 20-Jährigen bestehen keine Zweifel, allerdings dürfte er noch
       nicht reif sein für so viel Verantwortung, wie er unter anderem gerade bei
       der Nationalmannschaft bewies. Weil er sich bei einer Länderspielreise nach
       Island zusammen mit Mason Greenwood von Manchester United Frauenbesuch
       einlud, wurden beide Spieler nach Hause geschickt.
       
       Langjährige Leistungsträger wie Prellbock Fernandinho und Torjäger Sergio
       Agüero, 35 und 32 Jahre alt, befinden sich ebenfalls auf der Zielgeraden
       ihrer Karriere. Gleichwertiger Ersatz ist nicht in Sicht. Weil Agüero noch
       sieben Wochen mit einer Knieverletzung ausfällt und sich gerade auch dessen
       Vertreter Gabriel Jesus verletzt hat, war der 17 Jahre junge Liam Delap
       gegen Leicester der einzige zur Verfügung stehende Mittelstürmer.
       
       Das ist ein verheerendes Zeugnis für Manchester Citys Transferpolitik.
       Obwohl der von Scheich Mansour aus Abu Dhabi finanzierte Verein unter
       Guardiola fast eine Milliarde Euro in neues Personal gepumpt hat, klaffen
       unübersehbare Lücken im himmelblauen Ensemble.
       
       Auch der Trainer selbst könnte zum Problem werden. Pep Guardiola ist in
       seiner fünften Saison. Das ist länger, als er beim FC Barcelona und dem FC
       Bayern an der Seitenlinie stand. Sein Vertrag läuft nach dieser Spielzeit
       aus, und schon jetzt werden die Debatten um Manchester City davon bestimmt,
       ob er seine Amtszeit noch einmal verlängert. Die Hängepartie um den Trainer
       dürfte in den kommenden Monaten das bestimmende Thema im Klub sein. Dabei
       ist spätestens seit dem 2:5 gegen Leicester klar, dass sich der Klub
       dringend auf das Geschehen auf dem Rasen konzentrieren sollte.
       
       28 Sep 2020
       
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