URI: 
       # taz.de -- NDR-Serie: Nackt in der Dorfkneipe
       
       > „Da is’ ja nix“ ist der Auftakt einer NDR-Serienoffensive. Acht neue
       > Produktionen sind bis zum ersten Quartal 2021 angekündigt.
       
   IMG Bild: Drehstart für die Crew von „Da is ja nix“
       
       Wird aus dem ultraöden norddeutschen Nest Österbrarup bald der
       Touristenmagnet Bad Österbrarup? Das erhofft sich der Bürgermeister dieses
       fiktiven Ortes von den vermeintlichen Tourismus-Großprojekt-Manager*innen
       Daniela Hinrichs (Johanna Christine Gehlen) und Matthias Groller (Sebastian
       Bezzel). Solche Visionen kann der Bürgermeister gut gebrauchen für den
       nächsten Wahlkampf, in dessen Rahmen er dann aufgrund unvorhergesehener
       Ereignisse auch mal splitternackt in der einzigen Kneipe des Orts auftritt.
       
       „Da is’ ja nix“ (Buch: Georg Lippert; Regie: Matthias Steurer), ab diesem
       Donnerstag in der ARD-Mediathek zu sehen, ist der Auftakt einer vom NDR
       annoncierten „Serienoffensive“. Acht neue Produktionen sind bis zum ersten
       Quartal 2021 angekündigt. Fünf davon laufen vorab in der Mediathek – mal
       Monate, mal eine knappe Woche vor dem Beginn der linearen Ausstrahlung. Bei
       „Da is’ ja nix“ etwa plant der NDR diese erst für das „Weihnachtsprogramm“.
       „Wer ‚Büttenwarder‘ oder den ‚[1][Tatortreiniger]‘ für sich entdeckt hat,
       der wird bei ‚Da is’ ja nix‘ ganz sicher auch viel Spaß haben“, kündigt
       DNDR-Programmdirektor Frank Beckmann an.
       
       Diese sich an Amazon-Empfehlungen orientierende Handreichung kann man
       widersprüchlich finden: „Neues aus Büttenwarder“ ist urigstes norddeutsches
       Regionalfernsehen, das jenseits des NDR-Sendegebiets kaum funktionieren
       dürfte. Letzteres galt für den „Tatortreiniger“, der freilich auch sehr
       norddeutsch war, ja nun gerade nicht.
       
       Es gibt in „Da is’ ja nix“ ein paar anarchische Momente, etwa lustige
       Western-Anspielungen, ansonsten bleibt alles im
       konventionell-komödiantischen Rahmen. Vielleicht wäre es aber auch
       vermessen, etwas anderes zu erwarten, nur weil die Schlagworte „Serie“ und
       „online first“ im Raum stehen. Die aktuelle Serienoffensive sei eine
       Reaktion darauf, dass man mittlerweile auch bei den 50- bis 60-Jährigen
       „eine stärkere Nutzung von Mediatheken und Streamingdiensten“
       verzeichne, sagt NDR-Fictionchef Christian Granderath der taz.
       
       ## Alte Zielgruppen halten
       
       Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender ins Serielle und Nicht-Lineare
       investiert, geht es inzwischen also nicht mehr unbedingt um die Gewinnung
       neuer Zielgruppen, sondern auch darum, jene zu halten, die einem ohnehin
       gewogen sind. Die Serienoffensive ist vielfältig, ein Teil davon ist die
       Event-Produktion [2][„Das Geheimnis des Totenwalds]“, die die Geschichte
       der in Norddeutschland recht bekannten „Göhrde-Morde“ erzählt.
       
       Unter Genre-Aspekten bemerkenswert ist die an Kinder ab zehn Jahren
       gerichtete Fantasy-Produktion „Die Erben der Nacht“. Für diese Serie über
       Vampir-Clans im 19. Jahrhundert hat man gleich vier Ausstrahlungswege
       (ARD-Mediathek, Das Erste, Kinderkanal, One) und unterschiedliche Rhythmen
       (von 13 x 25 bis 2 x 90 Minuten) gewählt.
       
       ## Internationale Kooperationen verstärken
       
       Fantasy ist im deutschen Fernsehen bisher unterrepräsentiert – unter
       anderem, weil das Genre unter Quotenaspekten in der linearen Ausstrahlung
       nicht funktioniere, sagt Granderath. Nicht zu vergessen:
       Fantasy-Produktionen sind teuer in der Ausstattung. Unter anderem aus
       finanziellen Gründen hat sich der NDR für „Die Erben der Nacht“ daher mit
       öffentlich-rechtlichen Partnern aus den Niederlanden und Norwegen
       zusammengetan, in Gestalt der Vertriebsfirma ZDF Enterprises ist sogar ein
       direkter Konkurrent der ARD mit im Boot. „Die Erben der Nacht“ sei in einem
       Zeitraum „von mehr als vier Jahren“ entwickelt worden, sagt Granderath.
       
       „In Zeiten des abnehmenden Geldes“ wolle der NDR auch bei künftigen
       Serienproduktionen internationale Kooperationen verstärken, sagt
       Granderath. Man habe die Fühler auch bereits nach Belgien und Südeuropa
       ausgestreckt.
       
       30 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tatortreiniger-wird-beendet/!5554461&s=tatortreiniger/
   DIR [2] /ARD-Ausblick-auf-2020/!5647181&s=g%C3%B6hrde+morde/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR René Martens
       
       ## TAGS
       
   DIR NDR
   DIR Serien
   DIR Serien-Guide
   DIR Kolumne Flimmern und Rauschen
   DIR NDR
   DIR Bjarne Mädel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wolfgang Clement: Das Lebenswerk des Medienmannes
       
       Wolfgang Clement wollte ganz NRW zum Medienstandort machen. Dabei vergaß
       er, dass Oberhausen nicht London ist.
       
   DIR Ingrid Lausund über den „Tatortreiniger“: „Die Leute lieben genau diese Wurst“
       
       Die „Tatortreiniger“-Autorin übers Schreiben fürs Fernsehen, ihre
       selbstgewählte Anonymität – und warum für „Schotty“ Schluss sein muss.
       
   DIR „Tatortreiniger“ wird beendet: Schotty packt’s dann mal
       
       Ende des Jahres ist es aus. Da sammelt Bjarne Mädel als „Tatortreiniger“
       Schotty ein letztes Mal Gedärme ein. Schade für die Fans, gut für Schotty.