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       # taz.de -- Internationaler Kampf gegen Corona: Jens Spahn fordert Reform der WHO
       
       > Laut Gesundheitsminister Spahn muss die WHO gestärkt werden. Es sei
       > möglich, „die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“.
       
   IMG Bild: Eine Ebola-Überlebende – für Spahn nicht länger eine Krankheit der anderen, wie Corona gerade zeigt
       
       Berlin taz | Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für eine
       Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesprochen. „Die Strukturen
       der WHO müssen effizienter werden. Und die Aufgaben müssen klar verteilt
       sein: Was macht das Hauptquartier in Genf, wie eigenständig bleiben die
       derzeit sehr selbstbewussten Regionalbüros“, sagte [1][Spahn der taz]. Er
       wolle die laufende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands „auch aktiv dazu
       nutzen, eine europäische Position zur WHO zu finden“. Um die Akzeptanz
       innerhalb der Europäischen Union für entsprechende Reformen zu testen,
       existiere bereits ein deutsch-französisches „Non-Paper“, also ein
       Schriftstück mit Vorschlägen, das den Vertretern der anderen EU-Staaten nun
       informell vorgelegt werde.
       
       „Die WHO ist immer nur so gut, wie wir Mitgliedstaaten sie sein lassen“,
       sagte Spahn. „Und das fängt an bei der Frage, welche Informationen die WHO
       von wem wie frühzeitig zur Verfügung gestellt bekommt und mit welchen
       finanziellen Ressourcen wir sie ausstatten“, so der Minister.
       
       Der WHO war im Umgang mit der [2][Coronapandemie] insbesondere von den USA
       vorgeworfen worden, eine zu große Nähe zu China zu pflegen und das Regime
       in Peking nicht engagiert genug zur frühzeitigen Herausgabe wichtiger
       medizinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse über das Coronavirus
       gedrängt zu haben. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin angekündigt,
       die USA würden die WHO im kommenden Jahr verlassen.
       
       ## Spahn will mehr Geld lockermachen
       
       Spahn erklärte, für ihn sei eine WHO ohne die USA als Partner undenkbar.
       „Ich bin ausdrücklich nicht der Auffassung, wir sollten die USA einfach
       gehen lassen“, sagte er. Die USA seien „Gründungsmitglied, sie sind über
       Jahrzehnte einer der größten Treiber und eine ganz wichtige Stütze der WHO
       gewesen, auch personell“. Die EU müsse dies bei ihren eigenen
       Reformüberlegungen für die WHO berücksichtigen. „Wir müssen miteinander zu
       Reformen kommen, mit denen auch die USA sagen, in so einer WHO wollen wir
       dabeibleiben.“
       
       Deutschland sei bereit, seinen finanziellen Beitrag an die WHO „in einem
       europäischen Gesamtakt noch einmal aufzustocken“. Spahn kritisierte, manch
       andere staatliche Geldgeber seien „da weniger engagiert“. Dabei sei die
       Unterstützung der WHO insbesondere auch im Interesse solcher Staaten, die
       sich viele Jahre vor Gesundheitskrisen sicher gefühlt hätten.
       
       „Wir sehen gerade in der Pandemie, wie schnell sich Infektionskrankheiten
       weltweit ausbreiten können, und das betrifft in Zeiten des Klimawandels und
       der Globalisierung auch solche Krankheiten, die es früher in unseren
       Breitengraden nicht gab“, sagte Spahn: „Tuberkulose, das West-Nil-Virus und
       Ebola sind nicht länger die Krankheiten der anderen.“ Die EU brauche die
       WHO „genauso wie der Rest der Welt“.
       
       Die Weltgemeinschaft sei dazu aufgerufen, gemeinsam an Konzepten zur
       [3][Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen] zu arbeiten. Entsprechende
       Anstrengungen im Kampf gegen das Coronavirus sollten Schule machen.
       „[4][Impfstoffe] zu entwickeln, ist immer ein schwieriger Prozess“, räumte
       Spahn ein. Er sei „trotzdem optimistisch, dass wir es hinkriegen können,
       die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“. Es gebe
       bereits jetzt eine Menge vielversprechender Impfstoffentwicklungen. „Wenn
       nur ein Teil davon zugelassen wird, wäre das schon ein großer Erfolg.“
       
       14 Sep 2020
       
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