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       # taz.de -- Gesetzesplan in Spanien: Franco-Gruß soll strafbar werden
       
       > Spaniens Regierung hat ein Gesetz vorgestellt, das Symbole der
       > Franco-Diktatur verbietet. Das betrifft auch franquistische
       > Organisationen.
       
   IMG Bild: Könnte demnächst teuer werden: Rechter Demonstrant in Barcelona 2017
       
       Madrid taz | Die spanische Linkskoalition unter dem Sozialisten Pedro
       Sánchez will künftig „die Verherrlichung“ der Diktatur von General
       Francisco Franco unter Strafe stellen. So sieht es das „Gesetz der
       demokratischen Erinnerung“ vor, das nach der Kabinettssitzung am Dienstag
       vorgestellt wurde.
       
       Sobald das Gesetz durchs Parlament ist, werden Symbole der Franco-Diktatur,
       unter der Spanien fast 40 Jahre litt, verboten. Das gilt für den
       Franco-Gruß ebenso wie für die Spanienfahne mit dem Adler, die von 1939 bis
       1975 die Staatsfahne war. Verstöße werden demnach mit Bußgeldern bis
       250.000 Euro bestraft.
       
       Auch franquistische Organisationen sollen verboten werden. Allen voran hat
       die Regierung Sánchez dabei die Nationale Francisco-Franco-Stiftung im
       Auge, die bis heute den Diktator ehrt und mit steuerlichen Erleichterungen
       seine Ideen verbreitet. „Wenn nötig, gehen wir in ein freies Land“,
       erklärte Juan Chicharro Ortega, der Vorsitzende der
       Francisco-Franco-Stiftung.
       
       Das neue Gesetz sieht vor, dass der Staat dafür verantwortlich ist, die
       noch immer in Massengräbern überall im Land liegenden Zehntausenden Opfer
       der Franco-Repression aus dem Bürgerkrieg und den ersten Jahren danach zu
       exhumieren. Außerdem sollen Polizeibeamten, die an Repression und
       Folterungen beteiligt waren, Orden sowie die damit verbundenen Zusatzrenten
       entzogen werden. [1][Das Mausoleum im Tal der Gefallenen] unweit von
       Madrid, [2][in dem bis vergangenen Oktober der Leichnam des Diktators
       ruhte], soll zur nationalen Gedenkstätte für alle Opfer werden.
       
       ## Gesetz ermöglicht Annulierung von Urteilen
       
       Das neue Gesetz ermöglicht auch die Annullierung von Urteilen der
       franquistischen Justiz. Es geht dabei vor allem um Gefangene, die für ihre
       Ideen hinter Gitter wanderten oder gar hingerichtet wurden, wie der Dichter
       Miguel Hernández.
       
       Das „Gesetz der demokratischen Erinnerung“ löst das „Gesetz der
       historischen Erinnerung“ ab. Das 2007 vom damaligen Regierungschef José
       Luis Rodríguez Zapatero auf den Weg gebrachte Paragrafenwerk wurde von den
       Organisationen der Angehörigen der Opfer des Franquismus immer wieder für
       unzulänglich erklärt.
       
       Vor allem fehlte es an staatlicher Hilfe bei der Suche nach Massengräbern.
       „Der Staat muss ganz direkt die Exhumierungen vornehmen“, verlangt jetzt
       Malena García, Sprecherin der Vereinigung zur Wiedererlangung der
       historischen Erinnerung (ARMH). Denn „die Menschenrechte müssen nicht
       subventioniert, sondern garantiert werden“.
       
       Es gilt als sicher, dass das Gesetz vom Parlament angenommen wird. Neben
       den Regierungsparteien, der sozialistischen PSOE und der linksalternativen
       Unidas Podemos werden wohl auch die baskischen und katalanischen
       Abgeordneten dafür stimmen. Selbst die rechtsliberalen Ciudadanos werden
       sich wohl kaum dagegen aussprechen. Bleiben die konservative Partido
       Popular, die zwischen Enthaltung und Ablehnung schwankt, sowie die
       Neinstimmen der rechtsextremen VOX. Sie verlangte statt dem „Gesetz der
       demokratische Erinnerung“ das Verbot aller Parteien mit
       Unabhängigkeits-Bestrebungen aus dem Baskenland und Katalonien.
       
       15 Sep 2020
       
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