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       # taz.de -- Abkommen zwischen Israel und Golfstaaten: Frieden rückt in weite Ferne
       
       > Die amerikanisch-israelisch-golfarabische Machtpolitik schwächt die
       > kompromissbereiten palästinensischen Stimmen.
       
   IMG Bild: Die Annäherung zwischen Israel und den Golfstaaten hinterlässt in Palästina verbrannte Erde
       
       Zunächst das Positive: Endlich brechen mit den Emiraten und Bahrain zwei
       Golfstaaten das Tabu, [1][normalisieren ihre Beziehungen mit Israel] und
       geben zu, was arabische Regime (und weite Teile der Bevölkerungen) von
       Nouakchott bis Baghdad so gern verleugnen: dass ihnen die
       Palästinenser*innen völlig egal sind.
       
       Dass palästinensische Flüchtlinge – etwa im Libanon oder Syrien – noch
       Jahrzehnte nach ihrer Vertreibung in ärmlichen Lagern leben, zugleich aber
       das Thema Palästina politisiert und zur zentralen Herzensangelegenheit der
       Araber hochstilisiert wird, hatte schon immer etwas Verlogenes. Die
       palästinensische Sache diente vor allem der Legitimation der eigenen
       undemokratischen Herrschaft.
       
       Doch so rührend [2][einige Bilder] der Normalisierungszeremonie vom
       Dienstag auch sind: Was Trump im Zusammenspiel mit der rechten, teils offen
       rassistischen Führung in Jerusalem und ihren neuen Freunden in Abu Dhabi
       und Manama an den Tag gelegt hat, ist keine Friedenspolitik – jedenfalls
       nicht in Bezug auf den Israel-Palästina-Konflikt.
       
       Die derzeitige Nahostpolitik der USA und Israels ist eine Demonstration der
       eigenen Überlegenheit. Von Tag eins der Trump-Präsidentschaft an zielte die
       US-Administration nicht auf eine Verständigung zwischen Israelis und und
       Palästinenser*innen ab, sondern überging Letztere – gezielt und bewusst
       provokativ.
       
       In sein Nahostteam berief Trump nicht neutrale, erfahrene Diplomat*innen,
       sondern [3][Netanjahu nahestehende Unterhändler], die teils radikale
       Positionen vertraten. In feinster kolonialer Manier und ohne Beteiligung
       palästinensischer Stimmen arbeitete das Team einen Lösungsvorschlag für den
       Nahostkonflikt aus, der aus palästinensischer Sicht eine Ungeheuerlichkeit
       war.
       
       ## Neokoloniale US-Nahostpolitik
       
       Dass sich die Emirate und Bahrain für die Trump'sche Nahostpolitik haben
       einspannen lassen, ist mit ihrer Angst vor dem Iran und einem schleichenden
       Rückzug der Amerikaner aus der Region zu erklären. Auf neue Verbündete wie
       Israel sind die kleinen Golfstaaten schlichtweg angewiesen. Hinter der
       Annäherung stehen also völlig legitime realpolitische Erwägungen; stärker
       wäre allerdings gewesen, hätten die Golfstaaten den Schritt eigenständig in
       die Wege geleitet und sich nicht von Trump instrumentalisieren lassen.
       
       Denn die golfarabisch-israelische Annäherung hat eine Kehrseite: In
       Palästina hinterlässt Trump, der sich vor der US-Wahl nun mit den ersten
       „Friedens“-Abkommen zwischen Israelis und Arabern seit 26 Jahren schmückt,
       verbrannte Erde. Nicht nur die korrupte, rückwärtsgewandte Führung in
       Ramallah und [4][die Terrorregierung in Gaza] sehen sich betrogen. Die
       neokoloniale und dezidiert antipalästinensische Stoßrichtung der
       US-Nahostpolitik ist auch den Menschen im Westjordanland und Gaza nicht
       verborgen geblieben.
       
       Damit dürften künftige US-Regierungen als ehrliche Vermittler im
       Nahostkonflikt über Jahre hinweg ausfallen. Vor allem aber schwächt die
       amerikanisch-israelisch-golfarabische Machtpolitik die versöhnlichen,
       kompromissbereiten Stimmen in den palästinensischen Gebieten. Es ist zu
       befürchten, dass eine verhandelte Lösung des Nahostkonflikts damit nicht
       näher rückt, sondern weiter in die Ferne.
       
       16 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Golfstaaten-und-Israel/!5714540
   DIR [2] https://twitter.com/JIssacharoff/status/1305938254546567174?s=20
   DIR [3] /USA-zu-Israels-Siedlungspolitik/!5638866
   DIR [4] /Nach-Raketenangriffen-aus-Gaza/!5714568
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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