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       # taz.de -- Sexismus in Belarus: Bleib zu Hause!
       
       > Politik? Auf keinen Fall! Frauen sollen lieber eine Familie gründen. Olga
       > Deksnis erzählt von stürmischen Zeiten in Minsk. Folge 12.
       
   IMG Bild: Frauen demonstrieren gegen Polizeigewalt in Minsk
       
       In Belarus gehen [1][die friedlichen Protestaktionen] gegen die Staatsmacht
       weiter. Am vergangenen Samstag wurden 430 Demonstranten festgenommen, am
       Sonntag 442. Am Montagmorgen schrieb die Pressesprecherin des
       Innenministeriums, dass sie sich für die jungen Frauen schäme, die an
       diesen Aktionen teilnähmen:
       
       „Es ist beschämend, diesen Aktivist*innen zuzusehen, die rasend und in
       Ekstase so unter ihresgleichen kreischen. Man möchte ihnen sagen: Nutzt
       eure Kraft für die Familie, und wenn es keine Familie nicht gibt, dann
       gründet eine.“ Den Belaruss*innen ist es peinlich, dass Menschen an der
       Macht sind, deren Äußerungen sexistisch sind.
       
       „Das zu lesen löst bei mir gemischte Gefühle aus. Irgendwie schäme ich
       mich, Menschen für ihren niedrigen IQ zu verurteilen“, sagt Oksana
       Borwatsch, eine Journalistin. „Da bleibt trotz allem ein wenig Mitgefühl.“
       
       „Das alles ist sehr bezeichnend“, sagt der IT-Speziali Wladimir Kelbas. „In
       einem normalen Staat würde sich keine Behörde solche Äußerungen an die
       Adresse der Bürger erlauben. Eine solche Grobheit ist ein
       charakteristisches Merkmal für eine Bananenrepublik.“
       
       „Das ist eine Flegelhaftigkeit“, sagt die Journalistin Darja Lis. „Und der
       Widerwille, an den morgigen Tag zu denken. Eine Person des Staatsapparats
       versteht nicht, was Reputation ist, und überspannt den Bogen weiter.“
       
       „Entweder ist das eine Demonstration der Ohnmacht oder ein Anzeichnen für
       ein niedriges kulturellen Niveau“, sagt die Tourismusmanagerin Weronika
       Gil. „Unverständlich, was die Gründe für solche Kommentare sind. Das wirkt
       wie ein Folge von Stress und die Unfähigkeit, diesen zu kontrollieren.“
       
       „Es ist eine Schande, einer Mutter zuzusehen, die wie von Sinnen lügt, sich
       windet, Folter, Vergewaltigungen und eine totale Gesetzlosigkeit
       verteidigt. Und das auch noch mit dem Geld von Leuten, die dieser Gewalt
       ausgesetz sind“, empört sich der Regisseur Roman Romanow. „Da sage ich:
       Nehmt alle eure Kräfte zusammen, um euch neue Qualifikationen anzueignen
       und mit der langjährigen Selbstisolation fertig zu werden, wenn sich alles
       geändert haben wird.“
       
       Die Behörde weist darauf hin, dass die „Bürger*innen hartnäckig Warnungen
       ignorieren und an [2][nicht genehmigten Aktionen] teilnehmen. „In die Masse
       der Protestierenden ziehen Erwachsene auch leichtsinnigerweise
       minderjährige Kinder mit hinein.“ In Belarus sind Protestaktionen nur zur
       Unterstützung von Lukaschenko erlaubt.
       
       Aus dem Russischen Barbara Oertel
       
       23 Sep 2020
       
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