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       # taz.de -- Bildungsgipfel im Kanzleramt: Lauter kleine Schritte
       
       > Am Montagabend hat sich Kanzlerin Angela Merkel mit
       > Spitzenpolitiker:innen getroffen, um über Bildungspolitik in der
       > Coronakrise zu beraten. Die Ergebnisse im Überblick.
       
   IMG Bild: Die Coronakrise setzt das Bildungssystem unter Druck: Wie geht es weiter in den deutschen Schulen?
       
       Berlin afp/dpa | Beim Schulgipfel im Berliner Kanzleramt haben sich Bund
       und Länder auf eine engere Zusammenarbeit bei der Digitalisierung geeinigt.
       Thema des Gipfels im Kanzleramt, an dem neben Bundeskanzlerin Angela Merkel
       (CDU) die Bildungsminister der Länder, Bundesbildungsministerin Anja
       Karliczek (CDU) und die SPD-Vorsitzende Saskia Esken teilnahmen, waren auch
       die [1][Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen in den Schulen].
       
       ## Die Beschlüsse im Überblick:
       
       Bildungsgewerkschaften hatten beim Thema Dienstlaptops für Lehrer Druck
       gemacht, weil viele für Fernunterricht in der [2][Coronakrise] ihre
       Privatrechner nutzen mussten. Bei einem Treffen im August war im Kanzleramt
       schließlich grundsätzlich vereinbart worden, Dienstlaptops für die 800 000
       Lehrer in Deutschland anzuschaffen. Vom Bund gab es nun am Montag die
       Zusage, die dafür veranschlagten 500 Millionen Euro schneller als geplant
       bereitzustellen.
       
       Bekräftigt wurde außerdem, dass sich der Bund mit 500 Millionen Euro an den
       Kosten zur Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren beteiligen
       will, die sich um die Technik an den Schulen kümmern sollen. Zudem wurde
       der Aufbau einer bundesweiten Bildungsplattform und sogenannter digitaler
       Kompetenzzentren verabredet, in denen Lehrer für die Arbeit mit digitalen
       Unterrichtsmitteln weitergebildet werden sollen. Dies hatten Union und SPD
       allerdings auch schon bei ihrem Koalitionstreffen Ende August vereinbart.
       Die genaue Ausgestaltung ist noch offen.
       
       Fortschritte gibt es nach Angaben von Bildungsministerin Karliczek beim
       Thema Daten-Flatrate für Schüler – ebenfalls ein Thema, das im vergangenen
       Monat bereits angeschoben wurde. Sie habe mit einigen
       Telekommunikationsanbietern gesprochen, andere hätten sich dem nun
       angeschlossen, „so dass es eine Flatrate geben soll, für alle Schüler,
       einen Datentarif für zehn Euro pro Monat“, sagte Karliczek nach dem Treffen
       im Kanzleramt. Für bedürftige Schüler soll der Tarif kostenlos sein,
       finanziert aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket für Familien mit
       geringem Einkommen. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
       
       ## Reaktionen:
       
       Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische
       Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), begrüßte nach dem Abschluss des
       Treffens am Montagabend die Bereitschaft der Bundesregierung, noch in
       diesem Jahr die Beschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte zu
       ermöglichen. Trotz der verstärkten Kooperation mit dem Bund bleibe der
       Bildungsföderalismus aber unangetastet, betonte Hubig.
       
       Auch Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, die Zuständigkeit für das
       Schulsystem liege bei den Bundesländern. Gleichwohl bekenne sich die
       Bundesregierung zu ihrer Verantwortung, die Länder bei der grundsätzlichen
       Aufgabe der Digitalisierung der Schulen zu unterstützen sowie sich an
       Maßnahmen zu beteiligen, „die Schulen, Kindern und Lehrkräften zügig neue
       und zukunftsweisende Formen des digitalen Lernens ermöglichen sollen“.
       
       Der Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen zum Schuljahresstart sei der
       richtige Schritt gewesen, erklärte Hubig, die zugleich Verständnis für die
       Sorgen von Schülern, Eltern und Lehrern mit Blick auf die kalte Jahreszeit
       äußerte. Für den kommenden Mittwoch habe die Kultusministerkonferenz
       deshalb zu einem Fachgespräch zum Thema Lüftungshygiene eingeladen.
       
       Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Thomas
       Sattelberger, kritisierte das Treffen im Kanzleramt: Den Teilnehmern fehle
       jedes Gespür für die nötige Geschwindigkeit in einer Krise und der Wille,
       ein weiteres verlorenes Schuljahr zu verhindern. „Statt mit Kosmetik zu
       kleckern, müssten Bund und Länder jetzt klotzen.“
       
       Kritisch äußerte sich auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und
       Erziehung, Udo Beckmann. Der große Wurf sei am Montagabend ausgeblieben,
       sagte er. Er sprach von Absichtserklärungen und fehlendem Bewusstsein für
       die Dringlichkeit der Lage. Der Verband hatte, wie auch die Gewerkschaft
       Erziehung und Wissenschaft, auf Fortschritte beim Infektionsschutz mit
       Blick auf die kalte Jahreszeit gedrungen und einheitliche Regeln für den
       möglichen Einsatz von Luftfiltern und Kohlendioxid-Messgeräten gefordert.
       
       22 Sep 2020
       
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