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       # taz.de -- Illegale Einschleusung von Leiharbeitern: Großrazzia in Fleischbranche
       
       > Mit rund 800 Beamt:innen ging die Polizei am Mittwochmorgen gegen mehrere
       > Zeitarbeitsfirmen vor. Sie sollen illegal Arbeitskräfte ins Land geholt
       > haben.
       
   IMG Bild: Deutsche Schlachtfirmen sollen illegal Arbeiter*innen ins Land geholt haben
       
       Weißenfels afp/dpa | Wegen mutmaßlicher illegaler Einschleusung von
       Arbeitskräften für die Fleischbranche hat die Bundespolizei eine Großrazzia
       in fünf Bundesländern ausgeführt. Die Razzia begann am Mittwoch in den
       frühen Morgenstunden und dauerte einige Stunden später noch an, wie ein
       Sprecher der Bundespolizei-Sektion für Mitteldeutschland der
       Nachrichtenagentur afp sagte. Rund 800 Beamt:innen seien im Einsatz.
       
       Der Schwerpunkt der Razzia lag nach Angaben des Sprechers in
       Sachsen-Anhalt, Durchsuchungen fanden demnach auch in Sachsen, Berlin,
       Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen statt. Die Razzia war dem Sprecher
       zufolge nicht auf die Fleischindustrie beschränkt, konzentrierte sich
       jedoch „überwiegend“ auf diese Branche. Beschuldigt sind laut Bundespolizei
       zwei Firmen, die unabhängig voneinander, aber nach demselben Muster
       vorgehen sollen.
       
       Die Ermittlungen richteten sich gegen zehn Hauptbeschuldigte im Alter von
       41 bis 56 Jahren. [1][Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies] ist nach
       eigenen Angaben nicht von der Razzia betroffen.
       
       Bei der Razzia gehe es darum, hinsichtlich der illegalen Beschäftigung von
       Leiharbeitern ein „Dunkelfeld aufzuhellen“, sage der Sprecher. Hintergrund
       der Razzia ist nach seinen Angaben, dass die Bundespolizei bei ihren
       Kontrollen an Grenzübergängen und Bahnhöfen über die Zeit hinweg eine große
       Zahl von Reisenden mit falschen Dokumenten angehalten hatte. Daraufhin sei
       eine Sonderkommission zur Einschleusung von Leiharbeitern eingerichtet
       worden.
       
       Die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sind im Zuge der
       [2][Corona-Krise] stark in die Kritik geraten. In der Branche gab es eine
       Serie von Ausbrüchen des neuartigen Erregers, was Kritiker auf die
       Arbeitsbedingungen sowie die Unterbringung vieler Beschäftigter in beengten
       Gemeinschaftsunterkünften zurückführen. In den Schlachtbetrieben sind viele
       Osteuropäer tätig, die von Subunternehmen beschäftigt werden.
       
       Die Bundesregierung brachte als Reaktion auf die Coronavirus-Ausbrüche
       [3][einen Gesetzentwurf für Reformen in der Fleischindustrie] auf den Weg.
       Der Entwurf sieht vor, dass Großschlachthöfe bei der Schlachtung, Zerlegung
       und Fleischverarbeitung keine von Partnerfirmen beschäftigten Arbeiter mehr
       einsetzen dürfen, sondern nur eigenes Personal. Auch die Unterbringung von
       Schlachthofmitarbeitern soll verbessert und die behördlichen Kontrollen in
       den Betrieben erhöht werden. Die Regelungen sollen zum 1. Januar in Kraft
       treten.
       
       23 Sep 2020
       
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