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       # taz.de -- Miteinander im Bremer Straßenverkehr: Wow, toll gefahren!
       
       > Teil eins der Kampagne „fahr runter“ hatte für Kritik gesorgt. Nun gibt
       > es von ADFC, ADAC und Verkehrsressort statt Pöbeleien nur nette Plakate.
       
   IMG Bild: Am stark befahrenen Rembertiring ist richtig gucken besonders wichtig
       
       Bremen taz | „Jo, jetzt passt’s“, sagt das radfahrende Strichmännchen, hebt
       den Daumen und scheint recht zufrieden mit den eineinhalb Metern Abstand
       zwischen seinem Rad und dem daneben stehenden Auto. „Büdde“, sagt der
       Fahrer, und die beiden schauen sich tief in die Augen.
       
       So schön könnte es im Straßenverkehr sein. [1][Ist es aber nicht.] Ein
       rücksichtsvolles und entspanntes Miteinander zwischen Rad- und
       Autofahrer*innen ist daher das Ziel der [2][Kampagne „fahr runter“],
       organisiert vom ungewöhnlichen Trio aus Autofahrerklub ADAC Weser-Ems,
       Radler-Lobbyisten vom ADFC Bremen und der Verkehrssenatorin. Bereits im
       Juni lief sie an, nun geht es unter dem Motto „Mach’s richtig, bleib
       freundlich“ in die zweite Runde. Aber diesmal ganz anders.
       
       Wie im ersten Teil zeigen Plakate, Anzeigen und Beiträge in den sozialen
       Medien typische Konflikte im Straßenverkehr. „Mit dem entscheidenden
       Unterschied, dass dieses Mal das korrekte Verhalten im Sinne der
       Straßenverkehrsordnung und freundliche Dialoge im Mittelpunkt stehen“,
       erklärt der ADFC.
       
       Ganz anders im Sommer, als zum Start der Kampagne aggressive Pöbeleien und
       gefährliches Verhalten abgebildet wurden: „Mach Platz, du Pisser“, hieß es
       da, „Heul doch“ oder „Rechts vor links, du Hackfresse“.
       
       ## Emotionale Debatte
       
       Die Aktion [3][war vielfach kritisiert worden], weil sie gefährliches
       Verhalten der Autofahrer*innen verharmlose und angesichts der natürlichen
       Unterlegenheit von Radfahrer*innen diese auch noch unangemessen zum
       Nachgeben aufrufe. Teils deutete die Online-Welt den Hashtag #fahrrunter
       als Aufruf zum Verlassen der Fahrbahn: ein Missverständnis, sagen die
       Macher.
       
       Die Resonanz war jedenfalls groß. Dabei habe sich gezeigt, dass die Debatte
       sehr emotional geführt worden sei, sagt Pina Pohl, ADFC-Bremen-Sprecherin.
       Man habe „den anvisierten Punkt getroffen“. Einige fanden zudem die
       Kooperation zwischen ADAC und ADFC befremdlich. Abseits der Kampagne, für
       die man sich zusammengefunden habe, vertrete man weiterhin viele
       unterschiedliche Standpunkte, sagt Pohl.
       
       Auch der aggressive Tonfall der Plakate sei viel kritisiert worden. „Davon
       haben wir uns unter anderem für die zweite Runde inspirieren lassen“, so
       Pohl. Diese sei aber ohnehin geplant gewesen. Statt weiteren „Aufregern“
       seien nun die freundlichen Plakate entstanden.
       
       Während in Phase eins sieben von zehn Plakaten Fehler von Autofahrer*innen
       zeigten, thematisiert jetzt sogar nur eines von sechs Motiven ein
       Fehlverhalten der Radfahrer*innen – beziehungsweise ein nun behobenes
       Fehlverhalten, nämlich das Anschalten des Lichts. Sonst geht es um den von
       Autos eingehaltenen Mindestabstand, richtiges Parken oder erlaubtes
       Radfahren auf der Fahrbahn.
       
       Ob Radfahrer*innen dank der Kampagne künftig tatsächlich Sätze wie „Wow,
       richtig geparkt!“ über die Lippen bringen, ist fraglich. Aber für
       Veränderungen braucht es Vorbilder, also warum sich nicht von
       superfreundlichen Strichmännchen auf blauem Hintergrund inspirieren
       lassen?
       
       2 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechts-abbiegender-Lkw-toetet-Radlerin/!5686533
   DIR [2] https://fahrrunter.de/
   DIR [3] /ADFC-Kampagne-geht-nach-hinten-los/!5690885
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Götz
       
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