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       # taz.de -- Schenkung von Verlagsanteilen: Mathias Döpfner wird Axel Springer
       
       > Verlegerin Friede Springer schenkt Konzernchef Mathias Döpfner Anteile am
       > Axel-Springer-Verlag. Der ist nun einer der mächtigsten Verleger des
       > Landes.
       
   IMG Bild: Hat schon vor langem klargemacht, dass er Springer beerben will: Mathias Döpfner
       
       Berlin taz | Schlappe acht Jahre und eine Pandemie später hat er’s also
       geschafft: Mathias Döpfner wird Axel Springer. Gut, natürlich nicht in
       echt. Denn der echte Springer ist schließlich schon 35 Jahre tot. Aber
       Friede Springer, die letzte Gattin der Verlagsgründers und Zeitungszaren
       hat Mathias Döpfner jetzt rund 15 Prozent ihrer Aktien am Konzern
       geschenkt. Weitere gut 4 Prozent kommen noch dazu, für die muss er aber
       blechen. Die FAZ hat berechnet, dass der Wert von Friedes Schenkung an
       Döpfner [1][bei etwa einer Milliarde Euro liegt].
       
       Und da Döpfner natürlich schon immer ein paar eigene Springer-Aktien hatte,
       liegt er künftig mit Friede gleichauf. „Friede Springer benennt Mathias
       Döpfner als ihren Nachfolger“ ist denn auch [2][die Pressemitteilung in
       eigener Sache] betitelt. Mathias Döpfner – Deutschlands wichtigste
       Verlegerin.
       
       Damit geht ein gar nicht so frommer Wunsch in Erfüllung, den Döpfner bei
       der Sause zum 100.Geburtstag des Verleger anno 2012 in einem fiktiven Brief
       an der Axel S. wenig verklausuliert formuliert hatte.
       
       Dabei hat die Staffelstabübergabe von der Verlegerwitwe (78) auf den
       Zweimeter-Mann (57) natürlich auch mit dem Dritten im Bunde zu tun. Seit
       dem letzten Jahr sitzt mit der US-Heuschrecke Kohlberg Kravis Roberts (KKR)
       [3][ein Finanzinvestor als Großaktionär mit am Tisch], der alles andere als
       zimperlich ist. Mehr Macht für den Vorstandschef Döpfner, der ideell schon
       längst das Erbe nicht der Witwe, sondern des Verlegers selbst angetreten
       hat, macht da Sinn.
       
       ## KKR will Gegenleistung
       
       Schließlich will Springer ganz unbescheiden globaler Marktführer im
       digitalen Journalismus und bei digitalen Anzeigenmärkten werden. Dazu
       braucht es jede Menge Kohle, die KKR mitbringt – für die KKR aber natürlich
       auch belohnt werden will. Da reicht nicht das Springer-Essential von der
       transatlantischen Wertgemeinschaft mit den USA, welches in der Ära Trump eh
       nicht sonderlich hoch im Kurs steht. Es geht um harte Währung. Wenn die
       nicht fließt, versteht KKR keinen Spaß.
       
       Nähere Auskünfte erteilt der Medienkonzern ProSiebenSat1, den KKR in den
       Jahren 2006-2014 aufs Schönste gemolken hat. Das funktionierte übrigens
       auch deshalb so gut, weil es dort im Vorstand keinen Döpfner mit
       ordentlichen eigenen Aktienpaketen gab. Aktuell (2019) macht Springer 3,1
       Milliarden Euro Umsatz und verbuchte einen Überschuss von 263,7 Millionen
       Euro. Da ist aus KKR-Sicht [4][mehr drin]. Und damit kein anderer
       mitspielen darf, zog sich der Konzern in diesem Jahr nach 35 Jahren von der
       Börse zurück.
       
       In seinem fiktiven Brief, den Döpfner zum 100sten an Axel Springer schrieb,
       zermarterte er sich übrigens die Denkerstirn, wie er das große Vorbild
       eigentlich anreden sollte. Da war schon viel Ehrfurcht dabei – nicht mal
       das verklemmt-hanseatische Duzen mit „Sie“ und Vornamen hat er sich
       getraut. Mit Friede ist das viel leichter. Die ist einfach „sehr froh und
       dankbar, dass ich mit Mathias meinen Nachfolger gefunden habe“.
       
       Ein bisschen schade ist dabei, dass Springer nicht die Tradition anderer
       deutscher Zeitungshäuser aufgreift, wenn Nachfolgen quasi familiär zu
       regeln waren. Bei der WAZ-Gruppe oder den Holtzbrincks adoptierte man sich
       einfach, gern auch in fortgeschrittenen Lebensabschnitten. Aber Friede, die
       einst als Kindermädchen im Hause Springer ihren Axel kennenlernte, kennt
       sich mit renitenten (Stief-)Kindern und Enkel*innen aus. Außerdem sind für
       so’n Zweimeter-Nachwuchs immer so schwer passende kurze Hosen zu kriegen.
       
       Da nun Döpfner als Verlegerin weiterlebt – und Friede Springer ja
       hoffentlich auch noch 'ne ganze Weile –, muss gendermäßig an ein anderes
       Aperçu von Mathias D. erinnert werden: Der fragte sich immerhin auch schon
       im Jahr 2017, wer eigentlich seine Nachfolgerin als Vorstandsvorsitzende
       wird.
       
       24 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/friede-springer-schenkt-doepfner-eine-milliarde-euro-16969259.html
   DIR [2] https://www.axelspringer.com/de/presseinformationen/friede-springer-benennt-mathias-doepfner-als-ihren-nachfolger
   DIR [3] /KKR-Springer-Partnerschaft/!5616733/
   DIR [4] /Umbau-beim-Axel-Springer-Verlag/!5626672/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
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