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       # taz.de -- Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: SPD im Abstiegskampf
       
       > Das ganz große Desaster ist den Sozialdemokraten im Ruhrgebiet erspart
       > geblieben. Von der Krise der SPD profitieren CDU und Grüne.
       
   IMG Bild: Konnte Dortmund für die SPD halten: Oberbürgermeister Thomas Westphal
       
       Das ganz große symbolisch Desaster ist der SPD erspart geblieben. Dortmund
       wird, wie seit 1946, weiter von einem Sozialdemokraten regiert, auch wenn
       der Vorsprung nur äußerst knapp war. [1][Der Verlust von Dortmund] wäre die
       Überschrift gewesen für die Erosion der SPD im Ruhrgebiet. Das ist längst
       nicht mehr in sozialdemokratischer Hand. Die Gründe für den Niedergang sind
       vielfältig und lokal unterschiedlich. Doch ein Muster ist erkennbar: Der
       SPD gelingt es in ihren ehemaligen Hochburgen, in denen das einst enge, oft
       verfilzte soziale Geflecht von Partei, Gewerkschaften, AWO und
       Stadtverwaltungen ausgefranst ist, nur mühsam sich zu erneuern.
       
       Essen, Mülheim und Oberhausen werden von CDU-Oberbürgermeistern regiert.
       Bitter ist für die SPD vor allem Mülheim. Dort schickte sie Monika Griefahn
       ins Rennen, die als Ex-Greenpeace-Frau über ökologische Kompetenz verfügt.
       Obwohl die Grünen in Mülheim, anders als in Dortmund, nicht offiziell den
       CDU-Kandidaten unterstützen, reichte es nicht. Damit ist ein Versuch, sich
       von oben zu reformieren, weiblicher und grüner zu wirken, gescheitert.
       
       Die Krise der SPD hat die Kommunen erreicht. Das ist eine ziemlich
       beunruhigende Nachricht für die Bürgermeister-Partei. Denn bislang galt:
       Egal wie enttäuschend Wahlen im Land oder im Bund für die SPD verliefen –
       die Bastionen in Klein-, Mittel- und Großstädten hielten. Als Akteur an der
       Basis, die Tausende von Stadträten und Kreistagsmitgliedern stellt, als
       Kraft, die das graue Alltagsgeschäft der Demokratie betreibt, ist die SPD
       unersetzbar. Das stimmt auch nach dem bescheidenen Resultat der
       Kommunalwahl in NRW noch. Doch auch dieses Fundament wird rissig. Darüber
       täuschen auch die SPD-Erfolge in Gelsenkirchen, Hamm und Leverkusen nicht
       hinweg.
       
       Die andere Seite des langsamen Verfalls der Sozialdemokratie ist der
       [2][Erfolg von Grünen und CDU], die nicht nur in Köln längst
       selbstverständlich zusammenarbeiten. Die Grünen haben in Bonn, Aachen und
       Wuppertal erstmals die Oberbürgermeisterjob erobert. Das zeigt
       unübersehbar, dass die Ökoliberalen, die vor drei Jahren bei der
       Landtagswahl noch ein Desaster erlebten, in den Städten zu Konkurrenten von
       SPD und CDU werden.
       
       Man sollte die nationale Bedeutung von Kommunalwahlen nicht überschätzen.
       Und doch springt eine Botschaft ins Auge: Union und Grüne gewinnen – und
       die Repräsentanten von altem und neuem Bürgertum harmonieren vielerorts
       reibungslos. Die Grünen galten in NRW lange als eher links – auch das ist
       keine Hürde mehr für schwarz-grüne Zusammenarbeit. Die SPD managt
       währenddessen ratlos ihren Abstieg. Es bedarf keines besonderen
       Scharfsinns, darin einen Vorschein dessen zu erkennen, was 2021 bei der
       Bundestagswahl passieren kann.
       
       28 Sep 2020
       
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