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       # taz.de -- Die Samuraiwespe ist hochwillkommen: Hauen und Stechen in der Natur
       
       > Die stinkende Baumwanze aus China bedroht unser Obst! Wo aber Gefahr ist,
       > wächst das Rettende auch: Ausnahmsweise ist das mal eine Wespe.
       
   IMG Bild: 9. September 2020, Heidelberg: Eine super Samuraiwespe aufgenommen auf einem Eigelege
       
       Die Marmorierte Baumwanze! Oder „the Chinese bug“, wie Donald Trump sagen
       würde. Wer verdammte es nicht, das plattgedrückte, unschuldig grün
       marmoriert daherkommende Insekt mit dem fiesen Stechrüssel, das
       ursprünglich aus China kommt und sich geradezu pandemisch ausgebreitet hat.
       
       2004 wurde es erstmals in der Schweiz nachgewiesen und hat sich von dort
       entlang dem Oberrheingraben vorgearbeitet. Die Wanze sieht nicht nur
       zweifelhaft aus, [1][schon ihre Verwandtschaft lässt misstrauisch
       aufhorchen,] denn sie gehört zur Familie der Stinkwanzen.
       
       Sie legt ein durch die Bank schlechtes Benehmen an den Tag. An über 200
       Pflanzenarten saugt sie herum und bringt Birnen und Äpfel dazu, mit
       krumpeligen Dellen heranzuwachsen, während sie an saftig roten Beeren
       hässliche Flecken macht. Der fragwürdige Geruch, den sie hinterlässt, ist
       auch nicht förderlich. Im Winter fällt sie in ordentliche Bürgerhäuser ein,
       um sich ohne Heizkostenbeteiligung durch die kalte Jahreszeit zu mogeln.
       Jahr für Jahr verursacht sie hunderte Millionen Euro Schaden. Hilflos
       müssen die Obstbauern dem Treiben zuschauen.
       
       Doch Rettung naht: [2][Die Samuraiwespe ist endlich da!] Sie kommt
       ebenfalls aus China, ist aber nun erstmals in Deutschland aufgetaucht.
       Diese etwa zwei Millimeter große Schlupfwespe legt ihre Eier ausschließlich
       in die der Wanze.
       
       Sie geht dabei äußerst gewissenhaft vor. Jedes Wanzenei wird in einem
       „Drumming“ genannten Verfahren einzeln mit den Antennen auf seine Qualität
       hin abgeklopft, dann sticht sie mit ihrem Legebohrer ihr eigenes Ei in die
       fremde Schale.
       
       Abschließend schmiert sie einen Duftstoff drauf, damit sie dort nicht
       versehentlich noch mal zusticht und den Nachwuchs mit einem Geschwisterchen
       nervt. So schlüpft schließlich statt der marodierenden Wanze eine
       hilfreiche Fliege, die keinem was tut – außer den Wanzen halt.
       
       Aber das Imperium schlägt zurück: Gleichzeitig ist in Europa eine
       chinesische Schlupfwespe mit dem bereits beunruhigend klingenden Namen
       Acroclisoides sinicus aufgetaucht, die wiederum ihre Eier in von der
       Samuraiwespe besetzte Wanzeneier legt.
       
       Es ist schon alles ein Hauen und Stechen da draußen. Deshalb rufen wir:
       Halte durch, liebe Samuraiwespe!
       
       10 Oct 2020
       
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