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       # taz.de -- Coronavirus in Basketball-Euroleague: Letzte Aufgebote
       
       > In der Euroleague der Basketballer geht das Coronavirus um. Etliche Teams
       > sind betroffen. Doch die Liga tut alles, um die Spiele am Laufen zu
       > halten.
       
   IMG Bild: Euroleague im Ausnahmezustand: Chimki dribbelt gegen Kaunas gegen die Coronakrise an
       
       BERLIN taz Es war kein schlechter Abend für Wladislaw Odinokow. Der
       Flügelspieler des Moskauer Vorortklubs Chimki brachte es im Spiel seiner
       Mannschaft in der Basketball-Euroleague gegen Žalgiris Kaunas auf elf
       Punkte. Damit konnte er die 70:84-Niederlage seines Teams zwar nicht
       verhindern, gefeiert wurde er dennoch. Denn jene elf Punkte waren die
       ersten, die der junge Mann (20) in dem europäischen Elite-Wettbewerb
       erzielt hat.
       
       Es war überhaupt das erste Euroleague-Spiel des 2,03 Meter großen
       Flügelspielers. „Aufregend“ sei es gewesen, sagte er nach dem Spiel und
       dass er froh sei, dass ihm in der Offensive etwas gelungen sei. Und so
       hatte ein Spiel, das wegen [1][zahlreicher positiver Coronatests] um ein
       Haar nicht hätte stattfinden können, am Ende doch noch eine schöne
       Geschichte um einen bescheidenen Helden geliefert.
       
       Mit zwölf Spielern darf ein Team in ein Basketballspiel gehen. Acht Spieler
       müssen unbedingt gemeldet werden. Das ist die Regel. Und gerade einmal acht
       Basketballer standen auf dem Spielerbogen, den Chimki vor der Partie
       abgegeben hat. Fünf Spieler mussten wegen positiver Coronatests zu Hause
       bleiben, drei weitere, darunter der russische Star Alexei Schwed, sind
       verletzt. Um überhaupt auf acht Spieler zu kommen wurde der Lette Dairis
       Bertāns gemeldet, obwohl der ebenfalls verletzt war und gar nicht spielen
       konnte. Dass der Junior Odinokow in den Kader rückte, war auch nicht mehr
       als eine Notlösung.
       
       Das Vorgehen der Mannschaft zeigt, dass etliche Teams in der Euroleague
       nicht gewillt sind, den Spielplan von der Coronapandemie
       durcheinanderwirbeln zu lassen. Und so reist Chimki mit seinem Minikader
       nun nach Spanien zu den Auswärtsspielen bei Real Madrid und Baskonia
       Vitoria-Gasteiz.
       
       ## Unheilvolle Terminhatz
       
       Der Druck kommt auch von der Euroleague selbst. Die hat vor der Saison, die
       anders als die [2][zweite Saisonhälfte in der NBA] nicht in einer Bubble
       ausgetragen wird, neue Coronaregelungen beschlossen. Demnach können Spiele
       an andere Spielorte verlegt werden, wenn örtliche Gesundheitsämter die
       Hallen sperren. Verschobene Spieltermine darf es nicht öfter als drei Mal
       geben.
       
       Zudem müssen alle Spiele der regulären Saison bis Weihnachten absolviert
       sein. Viele freie Termine lassen sich da nicht finden, wenn auch die
       nationalen Ligen noch laufen. Und wenn sich keine Termine finden lassen
       oder die Partie gleich ganz abgesagt werden muss, dann wird das Spiel mit
       0:20 gegen die Mannschaft gewertet, wegen der es zu der Spielverlegung
       gekommen ist. Coronafälle im Team können also direkt zu Niederlagen führen.
       
       Um das zu vermeiden, schickt der französische Euroleague-Klub Asvel aus
       Lyon zu den anstehenden Spielen gegen Panathinaikos Athen und Roter Stern
       Belgrad ebenfalls Notteams auf das Parkett. Nachdem fünf Spieler positiv
       getestet worden sind, meldet Asvel neun Spieler für die Partien, darunter
       zwei aus der Jugendmannschaft. In einem Statement betont die Mannschaft,
       dass sie es vorgezogen hätte, das ganze Team in die Isolation zu schicken,
       man aber die Wettbewerbsregeln der Euroleague einhalten müsse.
       
       72 Stunden vor einer Partie und 24 Stunden nach jeden Spiel muss die
       Mannschaft zum Test. Der aktuelle Ergebnislage hat der Klub den Gegnern
       schnellstmöglich mitzuteilen. Das ist auch in Frankreichs nationaler Liga
       so. Dort traf ein positives Testergebnis erst Minuten vor Beginn des
       Ligaspiels von Asvel gegen Cholet ein. Norris Cole, der Spielmacher, den
       dies betraf, stand da noch auf dem Spielerbogen und wurde aufs Feld
       geschickt. 40 Sekunden hat er gespielt, dann wurde er ausgewechselt. Erst
       nach dem Spiel wurde bekannt, dass es ein positiver Coronatest war, der zu
       dieser dauerhaften Auswechslung geführt hat. Es ist der eng getaktete
       Spielplan eines Euroleague-Teilnehmers, der zu solchen Hygieneereignissen
       führt.
       
       Ob die Euroleague unter diesen Umständen ihren Spielplan bis Weihnachten
       wirklich umsetzen kann, ist fraglich. Zenit St. Petersburg jedenfalls hat
       die nächsten zwei Spiele erst einmal abgesagt. Nach etlichen positiven
       Coronafällen sieht sich der Klub nicht in der Lage, acht Spieler zu
       benennen.
       
       14 Oct 2020
       
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