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       # taz.de -- Ausschuss zur Hamburger CumEx-Affäre: Opposition jagt die Bürgermeister
       
       > CDU und Linke initiieren Untersuchungsausschuss zu Steuerverzicht
       > gegenüber der Warburg-Bank. Nahmen Olaf Scholz und Peter Tschentscher
       > Einfluss?
       
   IMG Bild: Bürgermeister ohne Einfluss: Olaf Scholz und Nachfolger Peter Tschentscher
       
       Hamburg taz | Peter Tschentscher und Olaf Scholz sind im Visier der
       Opposition. Am heutigen Mittwoch reichen die Rathaus-Fraktionen der CDU und
       der Linken bei der Bürgerschaftskanzlei einen Antrag auf Einsetzung eines
       Parlamentarischen Untersuchungsauschusses (PUA) zu den
       [1][Cum-Ex-Geschäften der Warburg-Bank] und deren Verbindungen zum Senat
       ein.
       
       Mit der Einsetzung des Gremiums, die am 28. Oktober von der Bürgerschaft
       beschlossen werden soll, zielt die Opposition auf den Vizekanzler und auf
       den Hamburger Bürgermeister. Sie will aufklären, ob Olaf Scholz und
       Nachfolger Peter Tschentscher (beide SPD) Einfluss auf Entscheidungen des
       Finanzamtes genommen haben, der Warburg-Bank eine Steuernachforderung in
       Höhe von 47 Millionen Euro zu erlassen. CDU und Linke haben zusammen mehr
       als 20 Prozent der Stimmen, die es braucht, einen PUA einzusetzen.
       
       Die Zusammenarbeit zwischen den Haushaltsexperten Norbert Hackbusch (Linke)
       und Dennis Gladiator (CDU verlief trotzdem nicht einfach, da es
       Beschlusslage der Hamburger CDU ist, nicht mit der Linkspartei zu
       kooperieren. So wird es jetzt zwar einen gemeinsamen Antrag aber separate
       Presserklärungen zu der Einsetzung des Ausschusses geben.
       
       Im Kern geht es um drei Treffen 2016 und 2017 zwischen Ex-Bürgermeister
       Olaf Scholz und Warburg-Miteigentümer Christian Olearius, an die Scholz
       sich lange nicht erinnern konnte. Scholz dementierte zunächst, Olearius
       getroffen zu haben, räumte später erst ein, dann [2][zwei weitere Treffen]
       ein, an die er aber keine Erinnerung mehr habe.
       
       ## Die Finanzbehörde blieb untätig
       
       Vor dem ersten Treffen, Anfang 2016, hatte die Staatsanwaltschaft die
       Geschäftsräume der in Hamburg ansässigen [3][Bank-Zentrale durchsuchen]
       lassen, aufgrund des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung.
       
       Kurz darauf informierten die Ermittler und das Bundesfinanzministerium die
       von Tschentscher geleitete Finanzbehörde darüber, dass sich Warburg durch
       sogenannte Cum-Ex-Geschäfte rechtswidrig um 47 Millionen Euro bereichert
       hatte – eine Forderung, die Ende 2016 zu verjähren drohte. Doch die
       Finanzbehörde blieb untätig und verzichtete auf die Rückforderung der
       Millionen – angeblich weil sie das Risiko eines Rechtsstreits fürchtete.
       
       Bei den drei Treffen von Scholz und Olearius ging es nach dessen
       Tagebucheinträgen um die straf- und steuerrechtlichen Ermittlungen gegen
       Warburg in Verbindung mit den illegalen CumEx-Transaktionen. Nach Lesart
       der Opposition bemühte sich Olearius intensiv, Einfluss auf den Senat zu
       nehmen, um einer Rückzahlung in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro zu
       entgehen.
       
       Denn 2017 hatte das Bundesfinanzministerium Hamburgs Finanzbehörde
       angewiesen, weitere Cum-Ex-Steuererstattungen in Höhe von 43 Millionen Euro
       von Warburg zurückzufordern und diesmal nicht, wie die 47 Millionen im Jahr
       zuvor, in die Verjährung laufen zu lassen.
       
       Das Treffen, indem Olearius Olaf Scholz davon informiert haben soll, dass
       eine Rückzahlung der 47 Millionen Euro die Bank existentiell gefährde, fand
       2016 unmittelbar vor der Entscheidung der Finanzbehörde statt, auf die
       Millionen-Forderung dann doch zu verzichten. Scholz hatte Olearius – nach
       dessen Notizen – aufgefordert, die existenzielle Gefährdung Warburgs der
       Finanzbehörde mitzuteilen, die anschließend Verzicht übte.
       
       Scholz bestreitet jegliche Einflußnahme auf diese Entscheidung. Er habe
       Olearius lediglich „an die zuständige Behörde verwiesen“. Deren damaliger
       Chef Peter Tschentscher betont, er habe auf die Steuerverwaltung keinerlei
       Einfluss genommen.
       
       14 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /SPD-Kanzlerkandidat-zu-Cum-Ex-befragt/!5707952
   DIR [2] /Scholz-und-die-Cum-Ex-Affaere/!5709394
   DIR [3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/cumex-101.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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