URI: 
       # taz.de -- Auslieferungsverfahren Julian Assange: Leben oder Tod
       
       > Im Auslieferungsverfahren gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange verstößt
       > Großbritannien gegen die Menschenrechte.
       
   IMG Bild: John Shipton, der Vater von Julian Assange, fordert mit Ai Weiwei im September dessen Freilassung
       
       Ich habe für Reporter ohne Grenzen (RSF) viele offenkundige Schauprozesse
       beobachtet – etwa in der Türkei, einem Land, das eine Hexenjagd auf
       unabhängige Journalist*innen veranstaltet. Bei diesen Willkürprozessen ist
       es üblich, dass RSF – auch unter Coronabedingungen – als internationaler
       Prozessbeobachter garantierten Zugang von den türkischen Justizbehörden
       erhält.
       
       Anders beim Auslieferungsverfahren gegen [1][Julian Assange] im Mutterland
       der Demokratie, in Großbritannien, das RSF als einzige NGO in den
       vergangenen Wochen beobachtet hat. Wir haben uns um eine Sitzplatzgarantie
       bemüht, diese und auch ein Videozugang wurden uns explizit von den
       britischen Behörden verwehrt. Dennoch erhielt RSF durch allmorgendliches
       Anstehen an fast allen Verhandlungstagen Zugang zu den nur sechs Plätzen
       auf der öffentlichen Tribüne in einem Nebensaal des Gerichtssaals.
       
       Über Gründe kann man nur spekulieren. Fest steht aber: Großbritannien
       verletzt auf eklatante Weise seine menschenrechtlichen Verpflichtungen,
       denen zufolge eine öffentliche Beobachtung von Verfahren sichergestellt
       werden muss.
       
       Verhandelt wurde in London darüber, ob Julian Assange von Großbritannien
       [2][an die USA ausgeliefert] werden soll, wo ihm bis zu 175 Jahre Haft
       drohen. Ich war schockiert, was ich als Beobachter im Gerichtssaal gesehen
       habe. Die Vernehmung von 47 Zeug*innen hat einmal mehr deutlich gemacht,
       dass Assange wegen seiner Arbeit als Wikileaks-Gründer und Herausgeber
       angeklagt wurde und dass das Verfahren gegen ihn politisch motiviert ist:
       Er hat Geheimdokumente veröffentlicht, die journalistische Berichte über
       US-Kriegsverbrechen ermöglicht haben.
       
       Angesichts seines durch die Untersuchungs-Isolationshaft in einem
       britischen Hochsicherheitsgefängnis lebensbedrohlichen Gesundheitszustands
       ist die Frage, ob er ausgeliefert wird oder nicht, keine politische Frage
       mehr, sondern eine humanitäre, von Leben und Tod. Großbritannien muss
       [3][Assange sofort freilassen] und die USA müssen alle Vorwürfe gegen ihn
       fallen lassen.
       
       15 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Julian-Assange-vor-Gericht/!5664736&s=Assange/
   DIR [2] /Pressefreiheit-in-Gefahr/!5658727&s=Assange/
   DIR [3] /Buendnis-fuer-Meinungs--und-Pressefreiheit/!5658367&s=Assange/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Mihr
       
       ## TAGS
       
   DIR Julian Assange
   DIR Wikileaks
   DIR Whistleblower
   DIR Julian Assange
   DIR Julian Assange
   DIR Julian Assange
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
   DIR Edward Snowden
   DIR Julian Assange
   DIR Kolumne Macht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ex-CIA-Mann über den Fall Assange: Haftbedingungen zum Fürchten
       
       Was hätte Wikileaks-Gründer Julian Assange im Falle seiner Auslieferung in
       die USA zu erwarten gehabt? Ex-CIA-Mitarbeiter John Kiriakou erläutert es.
       
   DIR Abgeordneter zum Fall Assange: „Nicht rechtsstaatlich“
       
       Am Montag endet der Auslieferungsprozess in London. Frank Heinrich (CDU)
       hätte sich gewünscht, dass sich die Bundesregierung für Julian Assange
       einsetzt.
       
   DIR Auslieferung von Julian Assange: Hoffen auf Gnade
       
       Am Montag entscheidet sich, ob Wikileaks-Gründer Julian Assange an die USA
       ausgeliefert wird. Dort drohen ihm viele Jahre Haft.
       
   DIR Pressefreiheit in Kolumbien: Druckmittel Visum
       
       Freien Korrespondent*innen wird in Kolumbien durch Änderungen bei der
       Visumvergabe zunehmend die Arbeit erschwert. Das könnte Taktik sein.
       
   DIR Trump äußert sich zum Whistleblower: Trump erwägt Snowden-Begnadigung
       
       US-Präsident Donald Trump erklärt, sich den Fall des NSA-Whistleblower
       Edward Snowden anzuschauen. Seinerzeit wollte er ihn noch hinrichten
       lassen.
       
   DIR Verfahren gegen Julian Assange: Assange drohen 175 Jahre Haft
       
       Das Auslieferungsverfahren gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange beginnt.
       Unterstützer*innen sagen, die Vorwürfe seien politisch motiviert.
       
   DIR Pressefreiheit in Gefahr: Retten wir Julian Assange
       
       Aus einem Mann wurde ein Monster und aus Journalismus Spionage: Die
       Öffentlichkeit hat sich im Fall Assange manipulieren lassen. Ich auch.