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       # taz.de -- Kämpfe um Berg-Karabach: Sirenen in Stepanakert
       
       > Die Hauptstadt der umkämpften Region Berg-Karabach wird erneut Ziel von
       > Angriffen. Armenien wirft der Türkei vor, direkt an den Gefechten
       > beteiligt zu sein.
       
   IMG Bild: Die Hauptstadt Stepanakert nach aserbaidschanischem Beschuss
       
       Stepanakert/Baku/Jerewan afp/dpa | Die Hauptstadt der selbst ernannten
       Republik Berg-Karabach ist am Sonntag [1][erneut Ziel von Angriffen]
       geworden. Am Morgen heulten in Stepanakert Alarmsirenen, kurz danach wurde
       die Stadt von Explosionen erschüttert.
       
       Die Bewohner [2][suchten Zuflucht in Kellern und Unterständen], um sich vor
       den Angriffen in Sicherheit zu bringen. In der Nacht zum Sonntag brach in
       Stepanakert die Stromversorgung zusammen. Nach Angaben des örtlichen
       Außenministeriums hatten die aserbaidschanischen Angriffe „eine Einrichtung
       der Stromversorgung“ getroffen.
       
       Zuvor hatte Armenien der Türkei vorgeworfen, an den Gefechten direkt
       beteiligt zu sein. „Es gibt 150 hochrangige türkische Offiziere, die die
       Militäroperationen Aserbaidschans leiten“, sagte der armenische
       Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan am Samstagabend in einer Ansprache an
       sein Volk. „Das Ausmaß der Offensive ist beispiellos.“ Zuvor hatte der
       aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev gesagt, [3][die Türkei als
       Verbündeter seines Landes] sei nicht in den Konflikt verwickelt.
       
       Am Wochenende gingen die Gefechte im Südkaukasus unvermindert weiter –
       [4][trotz Appellen zu einer Waffenruhe]. Es gebe Kämpfe über die gesamte
       Frontlinie hinweg, sagte Paschinjan. Laut armenischer Agentur Armenpress
       telefonierte er am Samstagabend zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage mit
       Bundeskanzlerin Angela Merkel und habe sie über die Beteiligung türkischer
       Militäroffiziere informiert.
       
       ## Eroberung am strategisch wichtigen Stausee
       
       Aliyev wiederum dankte am Abend in einem von seinem Büro veröffentlichten
       Brief dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für seine
       Unterstützung. Konkret verwies er darauf, dass die Türkei das Vorgehen
       Armeniens verurteile.
       
       Aserbaidschan hatte am Abend erneut Geländegewinne für sich reklamiert. Der
       Präsident schrieb bei Twitter, dass die Ortschaft Madagisin von der Armee
       erobert worden sei. „Ich gebe dem befreiten Madagisin seinen historischen
       Name zurück – Suqovusan“, betonte das Staatsoberhaupt. Eine unabhängige
       Bestätigung für die Eroberung gab es nicht. Das Dorf befindet sich am
       strategisch wichtigen Sarsang-Stausee, der die Wasserzufuhr für den Fluss
       Terter in der östlich gelegenen Ebene kontrolliert.
       
       Die Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um Berg-Karabach waren vor
       einer Woche neu entbrannt; es sind die heftigsten Kämpfe seit 1994. In der
       Nacht zum Samstag wurden armenische Angriffe auf 19 aserbaidschanische
       Dörfer gemeldet, woraufhin die aserbaidschanische Seite einen „Gegenschlag“
       angekündigt hatte.
       
       Berichte über Opferzahlen sind unvollständig, beide Konfliktparteien
       sprechen von tausenden getöteten Kämpfern auf Seiten des Gegners.
       
       Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan liefern sich
       seit Jahrzehnten einen erbitterten Konflikt um die Region im Südkaukasus,
       die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Die selbsternannte Republik
       Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich
       als Teil Aserbaidschans.
       
       4 Oct 2020
       
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